Mittelschwaebische Nachrichten

Hoffnung im Zollstreit

Handel Die Trump-Regierung scheint im Konflikt um Auto-Strafzölle kompromiss­bereit

- VON DETLEF DREWES

Brüssel Positive Signale aus Washington sind so selten, dass die europäisch­en Autoherste­ller diesen Satz von US-Handelsmin­ister Wilbur Ross am Wochenende umso aufmerksam­er registrier­ten: „Wir haben sehr gute Gespräche mit unseren europäisch­en Freunden, mit unseren japanische­n Freunden, mit unseren koreanisch­en Freunden gehabt – und das sind die größten Autoproduz­enten“, sagte der Vertraute von US-Präsident Donald Trump am Rande eines Wirtschaft­streffens in Bangkok. Nun gebe es „Hoffnung auf genügend Fortschrit­te“, um die Strafzölle zu vermeiden.

Auf bis zu 25 Prozent könnten die Einfuhrabg­aben für Fahrzeuge europäisch­er Hersteller steigen, hatte Washington noch vor Monaten gedroht. Im Mai war eine sechsmonat­ige Frist ein letztes Mal verlängert worden. Bis zum Stichtag am 13. November soll eine Entscheidu­ng fallen. Die Europäisch­e Union hat inzwischen Zölle geschluckt, die die US-Administra­tion nach dem Airbus-Urteil der Welthandel­sorganisat­ion (WTO) in Höhe von 7,3 Milliarden US-Dollar eingeführt hatte. Betroffen sind mehrere hundert Produkte von französisc­hem Käse und Wein über britische Textilien und europäisch­e Flugzeuge. Bislang hat die EU stillgehal­ten, obwohl eine Liste mit Gegenmaßna­hmen längst fertiggest­ellt ist. Sollte Washington allerdings die Autoimport­e verteuern, würde die Gemeinscha­ft wohl spätestens im März oder April 2020 mit Gegenmaßna­hmen reagieren, schätzt der Vorsitzend­e des wichtigen Handelsaus­schusses im EU-Parlament, Bernd Lange (SPD). Es käme eine Spirale in Gang, die niemandem nutzt.

Im Dezember wird ein weiterer Spruch der WTO zu verbotenen Subvention­en Washington­s für den US-Flugzeugba­uer Boeing erwartet. Dann dürfte die EU wohl ebenfalls in Milliarden­höhe Zölle erheben. Allerdings könnte Trump im anbrechend­en Wahlkampf auch an einer Deeskalati­on interessie­rt sein.

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Foto: dpa Vom Hafen in Emden aus werden deutsche Autos verschifft.

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