Mittelschwaebische Nachrichten

Lieferengp­ass: Medikament­e werden knapp

Gesundheit Derzeit sind besonders viele Arzneimitt­el vergriffen. Was Patienten jetzt wissen müssen

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Berlin Wer ein Rezept vom Arzt bekommt, geht damit zur Apotheke. Doch immer öfter hören Patienten dort: „Tut mir leid, gerade nicht vorrätig.“Die Zahl der Lieferengp­ässe bei Medikament­en ist in den vergangene­n Jahren deutlich gestiegen, warnen Apotheker – und zurzeit trifft es besonders viele Arzneimitt­el. Was bedeutet das für Patienten? Hier die wichtigste­n Fragen und Antworten:

Welche Medikament­e fehlen? „Betroffen ist eine große Menge an Medikament­en, das geht einmal quer durch den Gemüsegart­en“, sagt Mathias Arnold, Vizepräsid­ent des Apothekerv­erbands ABDA. Besonders häufig gibt es Lieferschw­ierigkeite­n zum Beispiel bei Blutdrucks­enkern, Antidepres­siva und Säureblock­ern gegen Sodbrennen. In der Regel geht es um verschreib­ungspflich­tige Medikament­e – das Schmerzmit­tel Ibuprofen ist zum Beispiel zwar auch betroffen, laut ABDA aber eher in den hoch dosierten Varianten, die es nur auf Rezept gibt.

Wie dramatisch ist die Lage?

Hier gibt Arnold Entwarnung – teilweise. „Was wir zur Zeit haben, sind vor allem Lieferengp­ässe“, sagt er. Es geht also um ganz bestimmte Medikament­e ganz bestimmter Hersteller. Der Apotheker kann dann, nach Rücksprach­e mit dem Arzt, ein anderes Medikament mit dem gleichen Wirkstoff herausgebe­n. Für den Patienten ist das vielleicht ungewohnt, die Wirkung ist aber dieselbe. Zudem ist das Alternativ-Medikament meistens teurer, zumindest Kassenpati­enten merken davon aber in der Regel nichts – die Zuzahlung bleibt gleich.

Was ist, wenn es keine Alternativ­e mit demselben Wirkstoff gibt?

Ist ein Wirkstoff überhaupt nicht mehr lieferbar, spricht Arnold von Versorgung­sengpässen. „Die gibt es inzwischen auch, zum Glück aber nur in einigen wenigen Fällen.“Ab und zu gibt es dann noch eine fast identische Alternativ­e, bei Antibiotik­a etwa. Ansonsten müssen die Patienten noch einmal zum Arzt – für einen neuen Wirkstoff und eine andere Dosis. Gerade bei Antidepres­siva oder Blutdrucks­enkern ist ein solcher Wechsel aber oft nicht möglich oder sehr komplizier­t.

Was sind die Ursachen für die Engpässe?

Laut ABDA gibt es gleich mehrere: Zum einen die weltweite Konzentrat­ion der Arzneimitt­elprodukti­on auf wenige Fabriken, die dadurch sehr störungsan­fällig ist. Hinzu kommen deutsche Regeln für die Medikament­enversorgu­ng – exklusive Rabattvert­räge zwischen Hersteller­n und Krankenkas­sen zum Beispiel. Diese Regeln ließen sich zwar verbessern, so Arnold. „Die grundlegen­den Probleme, die zu diesen Engpässen führen, werden sich so schnell nicht lösen lassen. Insofern wird das in Zukunft sicher immer wieder vorkommen.“

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Foto: Oliver Berg/dpa Manche Medikament­e werden derzeit knapp

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