Mittelschwaebische Nachrichten
Neuer Streik bei Lufthansa?
Ausstand Im Tarifkonflikt mit der Fluggesellschaft zündet die Gewerkschaft Ufo die nächste Eskalationsstufe
Frankfurt am Main Passagiere der Lufthansa müssen zum Ende dieser Woche wieder mit Streiks der Flugbegleiter rechnen. Deren Gewerkschaft Ufo hat zu einem 48-Stunden-Ausstand bei der LufthansaKerngesellschaft an diesem Donnerstag und Freitag (7. und 8. November) aufgerufen. Betroffen seien alle Lufthansa-Abflüge in Deutschland, teilte die Gewerkschaft mit.
Das Unternehmen will den Streik mit juristischen Mitteln stoppen und bereitet gleichzeitig einen Sonderflugplan für die Streiktage vor. Man verurteile den „massiven“Aufruf der Gewerkschaft Ufo auf das Schärfste und prüfe rechtliche Schritte, erklärte ein Unternehmenssprecher.
Ufo-Vize Daniel Flohr kündigte weitere Streikaufrufe bei anderen Flugbetrieben des Konzerns an. Grundsätzlich möglich sind Arbeitsniederlegungen bei der LufthansaKerngesellschaft sowie bei vier weiteren Flugbetrieben mit deutschem Tarifrecht. Das sind Eurowings Deutschland, Germanwings, Lufthansa Cityline sowie SunExpress. Für alle fünf Flugbetriebe mit zusammen mehr als 25 000 Flugbegleitern hat die Ufo jeweils separate Tarifforderungen aufgestellt und sich in Urabstimmungen die Zustimmung der Mitglieder zu Streiks geholt. Die Zustimmung lag nach gewerkschaftlichen Angaben vom Freitag zwischen 77,5 und 96,2 Prozent der abgegebenen Stimmen.
Lufthansa erkennt den noch am Freitag bestätigten Gewerkschaftsvorstand nicht als vertretungsberechtigt an und lehnt Verhandlungen mit der Ufo seit Monaten ab. Die DGB-Gewerkschaft Verdi stünde als Alternative zur Verfügung, hatte aber in der Vergangenheit nicht die Mehrheit der Beschäftigten hinter sich.
In der Auseinandersetzung hat Ufo bereits am 20. Oktober einen 19-stündigen Warnstreik bei den vier Lufthansa-Tochtergesellschaften veranstaltet und mehr als 100 Flüge ausfallen lassen. Der letzte Ufo-Streik bei der Kerngesellschaft datiert aus dem Jahr 2015. Die kleine Spartengewerkschaft hat erhebliche interne Auseinandersetzungen hinter sich. Nach Untreue-Vorwürfen und staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen sind aus dem siebenköpfigen Vorstand nur noch die Vorsitzende Sylvia de la Cruz und ihr Stellvertreter Daniel Flohr übrig. Der langjährige Ufo-Chef Nicoley Baublies fungiert nach seiner Entlassung aus Lufthansa-Diensten als Pressesprecher der Gewerkschaft.
In einem Youtube-Video bat der Flugbegleiter Marco Todte Passagiere um Verständnis: „Die Kabinen-Mitarbeiter der Lufthansa nehmen ihr Grundrecht auf Streik wahr.“Der Sprecher der Tarifkommission warnte zudem das Management davor, die Beschäftigten erneut mit persönlichen juristischen Konsequenzen zu bedrohen. Protestversammlungen soll es am Donnerstag in München und am Freitag in Frankfurt geben.