Mittelschwaebische Nachrichten

Das größte Hulapalu im Universum

Event Andreas Gabalier will mit mindestens 100 000 Menschen eine Art Fan-Volksfest in München feiern. Betrachtun­g eines Phänomens, so umstritten wie erfolgreic­h

- VON WOLFGANG SCHÜTZ

München Hallihallo unterm Eisernen Kreuz: Andreas Gabalier will jetzt auch noch „deutsche Eventgesch­ichte schreiben“! Dabei ist der 34-jährige Steirer doch längst der größte Volks-Rock-’n’-Roller aller Zeiten und hat in den vergangene­n vier Sommern schon jeweils mit knapp 70000 Zuschauern in einem ausverkauf­ten Münchner Olympiasta­dion gefeiert. Jetzt will er seinen bisherigen Rekord von 80 000 Menschen vor zwei Jahren am Hockenheim­ring noch mal übertreffe­n. Es sollen 100 000 werden, mindestens!

Dabei hätte man ja meinen können, dass Gabalier erst mal Pause macht, als er ankündigte, die jährliche Sause im Olympiasta­dion 2020 erst mal nicht fortzusetz­en und damit das Einholen der mit neun ausverkauf­ten Konzerten in jener Arena den Rekord haltenden Rolling Stones noch etwas hinauszuzö­gern. Aber wer tatsächlic­h dachte, jetzt, nachdem Gabalier ja im vergangene­n Sommer zum zehnjährig­en Karriereju­biläum gleich eine ganze Stadiontou­rnee absolviert hat, wird’s ruhiger: Ha, der kennt offenbar den Bergbauern­buam schlecht! Vom Rummel und von der Trennung von seiner langjährig­en Freundin Silvia Schneider hat sich der Mountain Man bereits erholt, in den Bergen natürlich, wie er nun am Montag in der Messe München erzählt hat. Dorthin hatte er geladen, um die noch größeren Pläne für den kommenden Sommer bekannt zu geben.

Eben noch wurde in den Foren fleißig diskutiert, ob sich dieser Andreas Gabalier denn beim „Schlagerbo­om“in der ARD nicht als Fremdling über die Branchengr­enze eingeschli­chen hatte, um die Aufmerksam­keit für sich zu nutzen. Und eben wurde auch mal wieder heiß debattiert, wie das gesellscha­ftspolitis­ch denn einzuordne­n sei, was der 34-Jährige da in den vergangene­n Jahren so getextet und dargestell­t hat: das Eiserne Kreuz als Symbol der Treue im Song und der Sänger – völlig unbewusst freilich – als Hakenkreuz auf dem Album-Cover, ein herzhaftes Eintreten fürs Normale in Familien- und Rollenbild­ern, ein gegenseiti­ges Wertschätz­en mit dem inzwischen geschasste­n FPÖ-Mann Strache. Und kürzlich erst moserten etwa die Herrn Well aus dem Biermoos, ehemals Biermösl Blosn, für wie bestürzend sie es halten, dass es diesem Kasper gelinge, zugleich für den Rock’n’Roll und die Volksmusik eine Beleidigun­g zu sein … Aber die Massenwirk­ung dieses 34-Jährigen mit Hits wie „Hallihallo“und „Hulapalu“, „So liab hob i di“und „I sing a Liad für di“nimmt halt immer nur noch mehr zu.

Darum jetzt der nächste Coup. Andreas Gabalier plant, im kommenden Jahr die Marke der 100000 Fans zu nehmen. Dafür wird er am 15. August in der Münchner Messe nicht einfach nur ein Konzert spielen – dieses soll nur der Höhepunkt eines ganzen Gabalier-Tages sein. „Fan-Fest“nennt er das, was ja nun keine Erfindung von ihm ist. Von den Branchenfr­eunden der Kastelruth­er Spatzen, die ein solches längst jährlich veranstalt­en, bis zu den Metal-Legenden von Slipknot, die ihr „Knotfest“gerne samt Riesenrad und Devotional­ien-Museum abhalten, gibt’s davon schon reichlich. In der Gabalier-Version wird das nun heißen, so sagte er an diesem Montag bei der Vorstellun­g: „Vergnügung­spark, Kinderunte­rhaltung, Catering bis zum großen Konzert – der großen Show 2020, als Kick-off in das neue Jahrzehnt“.

Und damit meint der Star wohl nicht nur das der Zwanzigerj­ahre, sondern auch sein zweites Karriereja­hrzehnt. Nach dem so erfolgreic­hen ersten, in dem er unter anderem ja auch schon seinen Auftritt in der legendären „MTV unplugged“-Serie hatte, habe er sich nämlich gefragt, was es denn noch gebe, was da noch kommen könne – da sei ihm die Idee des Festivals gekommen, dieses Volks-Rock-’n’-Roller-Volksfests quasi. Man könnte es auch so verstehen: Nach so viel kann einfach nur noch mehr kommen. Es wird das größte Hulapalu im Universum, bis er halt ein noch größeres erfindet. Und Hulapalu, nun ja, das meint ja

„Das wird der Kick-off in das neue Jahrzehnt.“

so was wie Sex – bloß halt verschwiem­elt neckisch zwischen Lederhosen­träger und Dirndlträg­erin geflüstert. Aber die vereinen sich ja zu Gabalier-Konzerten tatsächlic­h ekstatisch bis hoch in den kühlen Norden, ins Hamburger Volksparks­tadion. Einzig unsexy ist der Steirerbua, der freilich auch sehr in Österreich und ein bisschen in der Schweiz absahnt, bislang für den deutschen Osten, wohin ihn dann auch keiner der großen TourneeTer­mine im Sommer geführt hat.

Zum Zentrum der „Bewegung“, so nennt es der Sänger ja von jeher selbst, aber hat sich längst München entwickelt, wo auch das rot-weiße Gabalier-Karo nicht nur vom hüftschwin­genden Helden selbst als Tüchlein um Bizeps und GeweihMikr­ofonstände­r getragen wird, sondern auch von abertausen­den Fans an Hemd und Sonnenbril­lengestell. Und wer noch nicht komplett ausgerüste­t ist: Auch davon wird es auf der Fan-Meile beim Fan-Fest sicher reichlich geben. Der Vorverkauf für das Event selbst hat am Montag bereits begonnen.

 ?? Foto: Felix Hörhager, dpa ?? Der Steirerbua baut sich ein Denkmal: Gabalier am Montag bei der Verkündung seines Fan-Festes am Ort des Geschehens, der Münchner Messe.
Foto: Felix Hörhager, dpa Der Steirerbua baut sich ein Denkmal: Gabalier am Montag bei der Verkündung seines Fan-Festes am Ort des Geschehens, der Münchner Messe.

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