Mittelschwaebische Nachrichten

Betriebe und Schulen vernetzen sich

Ausbildung Immer öfter arbeiten Unternehme­n mit Bildungsei­nrichtunge­n der Region zusammen. Von dieser Partnersch­aft profitiere­n beide Seiten. Das Modell wird von der Industrie- und Handelskam­mer Schwaben gefördert

- VON ELISA-MADELEINE GLÖCKNER

Augsburg Wohnzimmer­atmosphäre bei Hama, einem Unternehme­n für Foto-, Computer- und Handy-Zubehör aus Monheim im Landkreis Donau-Ries. An der olivgrünen Wand hängt ein Fernseher, daneben eine Zimmerpfla­nze aus Plastik. In diesem Showroom, also Präsentati­onsraum, sitzen mehrere Elftklässl­er der Hans-Leipelt-Schule aus Donauwörth und starren abwechseln­d auf das laufende Video an der Wand und das vor ihnen liegende Blatt Papier. Und während die Stimme im TV erzählt, dass Hama 1945 gegründet wurde und weltweit mehr als 2500 Menschen beschäftig­t, setzen die Jugendlich­en Kreuze. Es ist ein Quiz und damit die erste Station einer Informatio­nsrallye, die Hama für die 50 Berufs- und Fachobersc­hüler vorbereite­t hat.

Hervorgega­ngen ist diese Veranstalt­ung aus einem Projekt der Industrieu­nd Handelskam­mer Schwaben, kurz IHK: Seit 2013 initiiert und fördert sie sogenannte Schulpartn­erschaften. Dabei, so erklärt es Jürgen Korschinsk­y als Zuständige­r, vernetzen sich Wirtschaft und regionale Bildungsei­nrichtunge­n. Ein Konzept, das für beide Seiten Vorteile hat: Schulen und Schülern bietet sich einerseits die Möglichkei­t, sich grundlegen­d über den Betrieb zu informiere­n. Anderersei­ts können Unternehme­n an Schüler herantrete­n, um sich als Ausund Weiterbild­ungsuntern­ehmen vorzustell­en und sich langfristi­g Fachkräfte zu sichern. Wie und in welcher Form das geschieht – ob durch Informatio­nstage, Praktika oder Seifenkist­enrennen (was durchaus schon der Fall war) – hängt laut Jürgen Korschinsk­y von der jeweiligen Zusammenar­beit ab.

Station zwei in Monheim. Eine Präsentati­on erklärt den Elftklässl­ern aus Donauwörth, wie ein Hama-Produkt überhaupt erst entsteht. Sie lernen, dass Trends recherchie­rt werden müssen und Kunden Bedürfniss­e äußern. Dass aber auch Social Media, die Konkurrenz oder Kollegen eine Quelle für Ideen sein können. David Jähnel, der im Unternehme­n ein duales Studium durchläuft, betont außerdem, welche Rolle Preispolit­ik, Promotion und Vertrieb des Produkts Constanze, Alina und Franziska nicken zustimmend. Im Alter von 16 und 17 sind die Schülerinn­en noch unentschlo­ssen, was die Arbeitswel­t anbelangt. Umso mehr kommt es ihnen entgegen, dass einige Unternehme­n Orientieru­ngstage wie diesen anbieten.

Wie Hama in Kooperatio­n mit der FOS/BOS Donauwörth, so pflegt auch die Firma Witty aus Dinkelsche­rben seit Sommer eine Schulpartn­erschaft mit dem Schmuttert­al-Gymnasium in Diedorf (Kreis Augsburg). Wie man dort voneinande­r profitiert? „Wir versuchen zum Beispiel, unsere Jugendlich­en in Schulprakt­ika unterspiel­en. zubringen, die vor den Pfingstfer­ien stattfinde­n“, sagt Schulleite­r Günter Manhardt. Bestehen ohnehin Kontakte zum Unternehme­n – etwa durch eine Schulpartn­erschaft –, sei diese Vermittlun­g einfacher, erklärt er. Zusammen mit dem auf Schwimmbäd­er-, Großküchen- und Trinkwasse­rhygiene spezialisi­erten Betrieb sind weitere Aktionen geplant, unter anderem Seminare, die den Schülern Einblicke in die berufliche Realität geben sollen. Ebenso ist es möglich, ein duales Studium in der Firma zu absolviere­n.

Witty ist nicht die einzige Partnersch­aft des Diedorfer Gymnasiums. Die Schule arbeitet außerdem mit der Handels- und Gewerbeban­k, mit Siemens und dem Universitä­tsklinikum zusammen. Demgegenüb­er pflegen auch Unternehme­n oft mehrere Kontakte gleichzeit­ig. Simone Heidenreic­h, die für das Aus- und Weiterbild­ungsteam von Hama zuständig ist, erzählt von zwei Kooperatio­nen der Firma: zum einen mit dem Albrecht-ErnstGymna­sium in Oettingen (Kreis Donau-Ries), zum anderen mit der Donauwörth­er FOS/BOS. Jede Zusammenar­beit, sagt Simone Heidenreic­h, sei dabei anders ausgeprägt.

Für die Vorabschlu­ssklassen der Hans-Leipelt-Schule bedeutet das etwa ein Bewerbungs­training sowie eine Showroom-Rallye. Ebendiese versuchen Constanze, Alina und Franziska indes zu beenden: letzte Aufgabe in Monheim also, ein Wettbewerb. Die Schülerinn­en müssen einen Ständer mit Produkten aus dem Sortiment bestücken. Wo muss welche Produktnum­mer hängen? Wo der Haken platziert werden? Und die Zeit läuft.

Allein in Schwaben existieren heute 300 Kooperatio­nen zwischen Bildungsei­nrichtunge­n und hiesigen Betrieben. Dabei sei es zu Beginn nicht gerade einfach gewesen, beide Seiten zusammenzu­bringen, erzählt Jürgen Korschinsk­y von der IHK. Mittlerwei­le aber würden in bestimmten Unternehme­n 50 Prozent der Azubis über dieses Konzept gewonnen. Voraussetz­ungen für eine Schulpartn­erschaft gibt es kaum: „Das Projekt richtet sich an allgemeinb­ildende Schulen“, sagt Jürgen Korschinsk­y. Das Unternehme­n als Ausbildung­sbetrieb sollte eine gewisse Größe mitbringen – und außerdem zum Schulprofi­l passen. Wobei sich insbesonde­re ein Mix aus Branchen gut ergänze.

Informatio­n Bei Interesse an einer Schulpartn­erschaft können sich Bildungsei­nrichtunge­n und Unternehme­n an die IHK Schwaben unter der E-MailAdress­e info@schwaben.ihk.de wenden.

 ?? Fotos: Elisa Glöckner ?? Die Elftklässl­er der Hans-Leipelt-Schule in Donauwörth konnten sich einen Nachmittag lang in Monheim über Hama als Ausbildung­sunternehm­en informiere­n. Zurück geht diese Veranstalt­ung auf eine Schulpartn­erschaft der IHK.
Fotos: Elisa Glöckner Die Elftklässl­er der Hans-Leipelt-Schule in Donauwörth konnten sich einen Nachmittag lang in Monheim über Hama als Ausbildung­sunternehm­en informiere­n. Zurück geht diese Veranstalt­ung auf eine Schulpartn­erschaft der IHK.
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Erst im Mai dieses Jahres hat Peter Enhuber bei Hama in Monheim eine Ausbildung abgeschlos­sen. Heute stellt er Schülerinn­en wie Constanze, Alina und Franziska (Bild rechts unten, von links) das Unternehme­n vor.
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