Mittelschwaebische Nachrichten
Morde aufklären im mittelalterlichen Augsburg
Literaturherbst Lars Stursberg alias Kiara Lameika las auf Einladung von Bücher Thurn aus seinem fiktionalen Kriminalroman „Das Mahnmal“
Krumbach Als Schauplatz eines TVKrimis der langlebigen „Tatort“-Reihe konnte sich Augsburg – im Unterschied zu vielen anderen deutschen Großstädten – bislang nicht etablieren. Zumindest literarisch gefüllt wird diese Lücke durch den Debütroman „Das Mahnmal“, den Lars Stursberg unter dem Pseudonym „Kiara Lameika“geschrieben hat. Dass der
Autor sein Erstlingswerk nicht in der Gegenwart, sondern im Spätmittelalter ansiedelt, somit in jener
Zeit, als Augsburg als eine Wirtschaftsmetropole von Weltrang gelten konnte, darf als geglückter Schachzug angesehen werden. Seinen fiktiven Kriminalroman vor historischem Hintergrund stellte der Schriftsteller auf Einladung von Bücher-Thurn im Rahmen des Krumbacher Literaturherbstes im Mittelschwäbischen Heimatmuseum vor. Wie Buchladeninhaberin Irene Thurn mitteilte, werde die Hälfte der Eintrittsgelder dieses Abends an den Kinderschutzbund gehen.
Lars Stursberg, 1979 in Günzburg geboren und im Raum Offingen aufgewachsen, wohnt mit seiner Familie in Senden. Er hat drei Jahre in Krumbach als Computertechniker gearbeitet, sechs Jahre in Augsburg gelebt und ist als Quereinsteiger zum Schreiben gekommen. Sein besonderes Interesse gilt, wie er den Besuchern mitteilte, seit seiner Kindheit dem Mittelalter. Für sein 450 Seiten umfassendes Debütwerk hat er unter anderem im Augsburger Stadtarchiv recherchiert, um einen möglichst glaubwürdigen Krimi vor historischer Kulisse auf die Beine stellen zu können. Sein Pseudonym „Kiara Lameika“sei von ihm in Anlehnung an den Namen seiner Tochter und in Erinnerung an einen ihm einmal verpassten Spitznamen („Lameika“für „Lars Meier-Kaiser“) gewählt worden. „Das Cover und die Bilder des Buches wurden von meiner Schwester gestaltet“, erläuterte der Autor.
In „Das Mahnmal“wird die Stadt Augsburg durch mehrere blutigbrutale Morde erschüttert. Protagonist der im Jahr 1499 und somit an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit angesiedelten Geschichte ist aber nicht der gesuchte Serienkiller, der – ähnlich wie seine vielen Nachfolger in Horror- und PsychoThrillern unserer Zeit – seine Opfer nicht einfach „nur“tötet, sondern sie zudem bestialisch verstümmelt und öffentlich zur Schau stellt. Im Mittelpunkt steht vielmehr der schlaue, aufgeweckte Mathes, dem im Roman die schwierige Aufgabe zukommt, zur Aufklärung der Morde beizutragen. Ganz uneigennützig handelt der Dreizehnjährige dabei nicht, denn mit seiner detektivischen Spürnase hofft er, bei der schwärmerisch angehimmelten, aber letztlich für ihn unerreichbaren Fugger-Tochter Ursula Eindruck zu schinden. Und so begibt sich der Jugendliche – mit einem lebhaft-ungestümen Mädchen namens Ennlin an seiner Seite – auf eine gefahrvolle Spuren- und Tätersuche, die ihn von Augsburg über Ulm, Biberach und den Bodensee bis in die Alpen führt, wo er zu allem Überfluss in die blutigen Auseinandersetzungen des Schwabenkrieges verwickelt wird. Aber Mathes, der bei seiner kriminalistischen Wühlarbeit in allen nur denkbaren Milieus seine Intelligenz unter Beweis zu stellen versteht, ist klug genug, um auch aus der Schlacht an der Calven (im Val Müstair auf dem Gebiet von Taufers und Mals), die zwischen der Schweizerischen Eidgenossenschaft und dem mit Habsburg verbündeten Schwäbischen Bund mit unerbittlicher Härte ausgefochten wird, mit heiler Haut herauszukommen. Mit ungebrochenem Eifer widmet er sich der Jagd nach dem gnadenlosen Mörder, der sich allerdings – wie die schlussendliche Aufklärung der Untaten ans Tageslicht bringen wird – selbst nicht als eindimensionales menschliches Ungeheuer erweist, sondern wegen einer düsteren, von großem Leid geprägten Vorgeschichte vom Opfer zum Täter wurde.
Lars Stursberg, dessen Markenzeichen ein australischer Hut ist, wählte bei der Lesung im Heimatmuseum die jeweils passenden Szenen aus, um bei den Zuhörern die Neugier auf den Fortgang seiner spannungsreichen Kriminalgeschichte zu wecken. Die verstörenden Untaten, zu denen Menschen fähig sein können, kontrastiert er effektvoll mit der jugendlichen Unbekümmertheit und Unschuld von Mathes und Ennlin. „Ich wollte schreiben, was ich selbst gern lesen will“, teilte der Autor den Besuchern mit.
Seine „Affinität zu jungen Charakteren, zum Mittelalter und zu Sherlock Holmes“kommt in „Das Mahnmal“, einem fiktionalen Kriminalroman, in dem auch historische Figuren wie Ulrich und Jakob Fugger in Erscheinung treten, ebenso deutlich zur Geltung wie sein Talent, die Leserschaft mit immer neuen Wendungen gekonnt zu überraschen.