Mittelschwaebische Nachrichten
Die schwierige Suche nach dem Wasserleck
Magie Siegfried und Roy haben ihn ausgezeichnet. Er hat Michael Jackson mit einer privaten Vorführung begeistert. Und nächstes Jahr hat das Legoland den gebürtigen Ulmer gebucht. Warum das dem 37-Jährigen gerade sehr gelegen kommt
Günzburg/Neu-Ulm Er hat den Golden Lion Award als jüngster Magier überhaupt aus den Händen der deutsch-amerikanischen Illusionisten Siegfried und Roy in Las Vegas erhalten. Sein Auftritt dort begeisterte Michael Jackson so sehr, dass der vor zehn Jahren gestorbene „King of Pop“den jungen Schwaben in seine Villa einlud, ihm vorzuzaubern. Später profitierte Schwester Janet Jackson von Zimmers Ideenreichtum. Der heute 37-Jährige schuf Illusionen, die die Sängerin in ihre Bühnenshow einbaute.
Zimmer zog dafür extra nach Los Angeles: ein Intermezzo jenseits des Atlantiks. Der gebürtige Ulmer mag die Region, in der er aufgewachsen ist. Hier hat er Großes vor. Und dafür kommt ihm sein Engagement für Legoland Deutschland im kommenden Jahr mit rund 160 Auftritten gelegen. An diesem Wochenende gab er schon einmal Einblick in seine zauberhafte Welt und zeigte am Samstag und Sonntag Tausenden Zuschauern, was sie im Freizeitpark in der neuen Saison 2020 erwartet.
Mit zehn Jahren war es um den kleinen Florian geschehen und der Berufswunsch formuliert. Feuerwehrmänner, Polizisten und Astronauten konnten einpacken. „Ich will Magier werden“, verkündete er gegenüber seinen Eltern, nachdem er auf dem Geburtstag der Mutter einen Zauberkünstler erlebt hatte und fortan nicht mehr loskam von der Zauberei. Er lieh das einzige Buch über die magische Kunst, das er in der städtischen Bibliothek finden konnte, aus und verschlang es regelrecht. „Internet gab es damals nicht.“
Zimmer brachte sich Tricks und Kniffe, Magie und Illusionen selbst bei. In der Realschule in Wiblingen und später in der Fachoberschule in Neu-Ulm folgte er nicht immer dem Unterricht. Unter der Schulbank übte er seine Fingerfertigkeiten. Nicht alles gelang. Wenn ihm mal ein kleiner Ball aus den Fingern glitt und das Beweisstück seiner Unaufmerksamkeit in den vorderen Bereich des Klassenzimmers zum Lehrer rollte, sei das schon ein Augenblick der Peinlichkeit gewesen.
Gut sein und viel üben. Dann könne jeder ein Deutscher Meister der Zauberkunst werden. Mit dieser Einschätzung wurde Zimmer öfters ermuntert, ehe er als 20-Jähriger zu diesem nationalen Wettbewerb reiste, um zu erkennen, dass das Niveau in Deutschland „sehr hoch“war. „Ich bis da schlichtweg untergegangen und habe nach meinem Auftritt hinter der Bühne geweint.“Denn die flinken Finger sind nur ein Bestandteil, die einen guten Magier ausmachen. Zimmer arbeitete daran, eine Bühnenpersönlichkeit zu werden, schlüssige Effekte vorzuführen und mit innovativen Illusionen zu überraschen. Das Legoland spielte durchaus eine Rolle dabei. Bühnenerfahrung zu sammeln, ist durch nichts zu ersetzen. Und so bot sich der gelernte Bankkaufmann an, kostenfrei an einigen Dienstagen in der Klötzchenwelt aufzutreten.
Der Serviceberater in der Bank und der Magier waren noch eine Weile miteinander auf kreative Weise vereinbar. Statt am Schalter repräsentierte Zimmer sein Kreditinstitut auf Messen und anderen Veranstaltungen mit seiner Zauberei. Das ist Geschichte. Der 37-Jährige wird zum Bauherrn.
Vor ziemlich genau zwei Jahren hat er Neu-Ulms Oberbürgermeister Gerold Noerenberg Baupläne für das „Florian Zimmer Theater“überreicht. In diesem Haus der Magie, das auf einem 2000 Quadratmeter großen Grund in unmittelbarer Nähe zum Multiplex-Kino Dietrich Theater entsteht, haben 200 Zuschauer Platz. Der Spatenstich könnte noch, sofern es die Witterung zulässt, in diesem Jahr erfolgen. Die Wunschvorstellung Zimmers ist es, an Weihnachten 2020 erstmals aufzutreten. „Wenn das nicht klappt, dann eben im Frühjahr des darauffolgenden Jahres.“
Architektin Claire Leroy kennt sich aus mit der Verwirklichung von Traumwelten. Disney hatte sie schon engagiert. Für das Konzept des angeschlossenen „Magic Café“will der regional verwurzelte und zugleich weltoffene Zimmer eine Frau aus Südafrika gewinnen, deren Kreationen er während eines Urlaubs am Kap der Guten Hoffnung kennengelernt hat. Das Engagement 2020 in Günzburg passt ihm ins Konzept, weil er es nach seinen Auftritten nicht weit zur Baustelle hat und regelmäßig nach dem Rechten sehen kann. Was dort entsteht, ist zum Glück keine Illusion.
» Eine Bildergalerie der Wochenend-Auftritte im Legoland finden Sie unter www.guenzburger-zeitung.de/lokales