Mittelschwaebische Nachrichten
Wie können mehr Kinder Schwimmen lernen?
Debatte Der Sportausschuss des Kreistags hat über die Möglichkeiten diskutiert. Doch diese sind begrenzt
Landkreis Die Zahlen sind alarmierend. Nach entsprechenden Erhebungen können gut 60 Prozent der Kinder unter zehn Jahren nicht schwimmen. Voriges Jahr waren laut einer Statistik der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) allein in Bayern 89 Todesopfer durch Ertrinken zu beklagen – so viele wie noch nie. Was kann der Landkreis tun, um im Rahmen seiner Möglichkeiten die „Schwimmfähigkeit“zu verbessern? Darüber wurde am Montagnachmittag auf Antrag der Fraktionen von CSU und SPD im Schul-, Kultur- und Sportausschuss des Kreistags diskutiert.
Vor 30 Jahren konnten noch 90 Prozent der Kinder schwimmen. Nach und nach ging diese Rate nach unten, auf nunmehr 40 Prozent. Was sind die Möglichkeiten des Landkreises Günzburg, um hier Verbesserungen in die Wege zu leiten? Die Debatte im Ausschuss zeigte: Sie sind begrenzt. Eventuell könnten finanzielle Anreize für jene, die einen Schwimmunterricht anbieten, also vor allem Vereine und private Anbieter, die Not zumindest etwas lindern.
Viele Städte und Landkreise haben in den zurückliegenden Jahren eine Fülle von Frei- und Hallenbädern geschlossen. Die Kosten waren angesichts knapper Kassen nicht mehr zu stemmen. Mit seinen fünf Hallenbädern und etlichen Freibädern ist der Landkreis Günzburg noch relativ gut bestückt. Doch die Kapazitäten sind weitgehend ausgeschöpft – sei es durch den Schulunterricht, den Vereinssport oder die Öffnungszeiten für die Allgemeinheit.
Im Ausschuss bestand quer durch alle Fraktionen Einigkeit darüber, dass angesichts der dramatischen Entwicklung alles getan werden müsse, um mehr Kindern das Schwimmen beizubringen. Freie Kapazitäten müssten noch besser genutzt werden, die vor allem von Vereinen und anderen Anbietern durchgeführten Schwimmkurse könnten noch stärker bezuschusst werden. SPD-Rätin Simone Riemenschneider-Blatter regte dazu die Bildung eines „Runden Tisches“mit möglichst vielen Beteiligten an.
Wenn die „Wegzeiten länger sind als die Schwimmzeiten“, könne von den Schulen nur schwerlich mehr verlangt werden, erklärte FDPKreisrat Herbert Blaschke. Dies umso mehr, als viele Lehrkräfte gar keine Befugnis für den Schwimmunterricht hätten, wie CSU-Rätin Johanna Herold ergänzte. Hinzu kämen Haftungsfragen, betonte Grünen-Rat Maximilian Deisenhofer. Er forderte zudem mehr Geld vom Land. Der Freistaat gebe gerade einmal 20 Millionen Euro jährlich für die Sanierung von Bädern, nötig wäre ein Mehrfaches.
Auch wenn er sich womöglich „in die Nesseln“setze: Gefordert seien neben Schulen oder Vereinen nicht zuletzt die Eltern. Sie müssten in erster Linie dafür sorgen, dass ihre Kinder schwimmen können, erklärte Landrat Hubert Hafner (CSU). In den Hallen- und den (beheizten) Freibädern bestehe dafür jede Möglichkeit. Und ohne die Zeiten vergleichen zu wollen: „Ich habe in der Günz das Schwimmen gelernt.“
Eine Entscheidung über konkrete Maßnahmen wurde im Schul-, Kulturund Sportausschuss nicht getroffen. Nach weiteren Beratungen in den Fraktionen soll der Kreistag bei seiner Sitzung am 16. Dezember entscheiden.