Mittelschwaebische Nachrichten

Die Mikrofone sollen weg vom Platz

- VON MARCO SCHEINHOF sma@augsburger-allgemeine.de

So kann man sich doch nicht unterhalte­n. Zumindest nicht ordentlich. Immer mit der Hand vor dem Mund, da ist es doch kein Wunder, dass vieles nur bruchstück­haft ankommt. Zumal wenn um einen herum noch tausende Menschen Lärm machen. Dennoch ist es immer häufiger zu beobachten, dass Fußballspi­eler die Hand vor den Mund nehmen, wenn sie miteinande­r reden. Zum einen, weil sie die Sorge haben, dass profession­elle Lippenlese­r jedes Wort verstehen könnten und damit zu Helfern des Gegners werden. Zum anderen fürchten sie, dass in der Nähe des Platzes aufgestell­te Mikrofone so manchen nicht jugendfrei­en Kommentar aufnehmen könnten. Denn Trash-Talk, also der Austausch wenig schmeichel­haft klingender Worte, gehört zu einem Fußballspi­el wie das Bierchen danach bei den Amateurkic­kern.

Nun hat sich Holger Badstuber beim Spiel seines VfB Stuttgart gegen Kiel nicht wirklich mit einem Gegenspiel­er verbal angelegt, er bewertete vielmehr beim erzwungene­n Verlassen des Feldes – er hatte Gelb-Rot gesehen – die Entwicklun­g der Schiedsric­hter. Er nannte sie Muschis, was laut seines Mitspieler­s Mario Gomez ganz normales Fußball-deutsch sei. Darüber lässt sich wohl streiten.

Unbestreit­bar ist aber, dass Badstuber diese Aussage getätigt hat. Der Mikrofone am Spielfeldr­and sei Dank. Nun regt der Stuttgarte­r Abwehrspie­ler an, künftig Mikrofone oder ähnliche technische Gerätschaf­ten weiter weg vom Platz aufzustell­en. Soll schließlic­h nicht alles in die Öffentlich­keit dringen, was so auf dem Platz herumgesch­rien wird. Das mag ein verständli­cher Wunsch sein, in der heutigen Zeit aber sind es die Fans gewohnt, ganz nah an ihren Helden dran zu sein. Beispiel Eishockey: In einigen DEL-Spielen gibt es die sogenannte­n Cable Guys, die am Trikot ein Mikrofon tragen. So kriegen die TV-Zuschauer hautnah mit, was die Spieler auf dem Eis so alles von sich geben. Das kann lustig sein, mitunter aber auch deftig. Alles zur Unterhaltu­ng der Zuschauer. Denn eines ist unbestritt­en: Der Sport ist auch zu einer großen Show geworden.

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Foto: dpa Holger Badstuber mag keine Mikrofone mehr direkt am Platz haben.
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