Mittelschwaebische Nachrichten
Roßmanns umstrittener TV-Auftritt
Scharfe Kritik an seiner Buchgeschenk-Aktion
Augsburg Der Unternehmer Dirk Roßmann ist ein gern gesehener Talkshow-Gast. Weil er mitreißend sprechen kann und eine Meinung hat, aus der er keinen Hehl macht. Doch selbst für Roßmann war sein Auftritt am späten Mittwochabend in der ARD-Sendung „maischberger.die woche“etwas Besonderes. Er nutzte ihn, um im Ersten vor einem Millionenpublikum für eine Aktion zu werben – die er selbst mit den Worten ankündigte: „Ich mache nachher etwas, was es im deutschen Fernsehen noch nicht gab.“Anschließend erklärte er mitreißend und ausführlich, dass er 25000 Bücher des US-Bestsellerautors Jonathan Safran Foer verschenken wolle.
Bis vor zwei Monaten habe er das Gefühl gehabt, er tue viel gegen die Erderwärmung. Dann habe er Foers Buch „Wir sind das Klima! Wie wir unseren Planeten schon beim Frühstück retten können“in die Hände bekommen. Eine Art Erweckungserlebnis für Roßmann. Nach dem Lesen sei ihm klar gewesen, dass er mehr tun müsse für den Klimaschutz. Dann hielt Roßmann das Buch in die Kamera und sagte, er habe bereits allen Bundestagsabgeordneten und allen Vorständen von deutschen Dax-Unternehmen, insgesamt 2000 Menschen, das Buch geschickt. Wer eines der 25000 Exemplare haben wolle, solle sich „bei rossmann.de“melden. Aus rechtlichen Gründen müsse er sagen, ergänzte er, dies sei ein privates Geschenk von ihm; Interessenten erhielten es „ohne Werbung von Rossmann“. Er habe die Bücher privat gekauft. Danach sprach Roßmann in die Kamera – Maischberger zeigte ihm, wo sie stand: „Bitte haben Sie keine Hemmungen, das Buch bei mir zu bestellen.“Daraufhin war die Homepage seiner Drogeriemarktkette zeitweise nicht erreichbar. Auf der war die Aktion am Donnerstag ganz oben platziert.
Scharfe Kritik an Sandra Maischbergers Redaktion übte Klaus-Dieter Altmeppen, Journalistik-Professor an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt und Experte für Medienethik. Roßmann bewerbe „mehr als acht Minuten lang sich selbst, seine Firma und vor allem ein Buch“, sagte er unserer Redaktion. Nach 20 Uhr sei Werbung in der ARD aber verboten. Kurz vor 20 Uhr kosten ab Januar, so Altmeppen, 20 Sekunden Werbung im Schnitt bis zu 24800 Euro. „Roßmann hat also rund 600 000 Euro gespart, die ihn die gleiche Länge Werbung brutto gekostet hätte. Das kann man nur kopfschüttelnd zur Kenntnis nehmen.“Maischbergers Redaktion warf er „eine Mischung aus Ignoranz und Arroganz“vor.
Auf Anfrage wies diese den Vorwurf zurück, sich „mit einer Sache gemein“gemacht zu haben. Gleichwohl gehöre es zum Kerngeschäft einer Talksendung, „dass Gäste ihre inhaltlichen Anliegen und Projekte vorstellen“. Das Buchgeschenk von Herrn Roßmann sei „explizit als private Aktion benannt und eingebettet in die politische Diskussion um den Klimawandel gewesen. Aber: „Dass Herr Roßmann auf die Website seines Unternehmens verwiesen hat, war nicht in unserem Sinne.“