Mittelschwaebische Nachrichten

Roßmanns umstritten­er TV-Auftritt

Scharfe Kritik an seiner Buchgesche­nk-Aktion

- VON DANIEL WIRSCHING

Augsburg Der Unternehme­r Dirk Roßmann ist ein gern gesehener Talkshow-Gast. Weil er mitreißend sprechen kann und eine Meinung hat, aus der er keinen Hehl macht. Doch selbst für Roßmann war sein Auftritt am späten Mittwochab­end in der ARD-Sendung „maischberg­er.die woche“etwas Besonderes. Er nutzte ihn, um im Ersten vor einem Millionenp­ublikum für eine Aktion zu werben – die er selbst mit den Worten ankündigte: „Ich mache nachher etwas, was es im deutschen Fernsehen noch nicht gab.“Anschließe­nd erklärte er mitreißend und ausführlic­h, dass er 25000 Bücher des US-Bestseller­autors Jonathan Safran Foer verschenke­n wolle.

Bis vor zwei Monaten habe er das Gefühl gehabt, er tue viel gegen die Erderwärmu­ng. Dann habe er Foers Buch „Wir sind das Klima! Wie wir unseren Planeten schon beim Frühstück retten können“in die Hände bekommen. Eine Art Erweckungs­erlebnis für Roßmann. Nach dem Lesen sei ihm klar gewesen, dass er mehr tun müsse für den Klimaschut­z. Dann hielt Roßmann das Buch in die Kamera und sagte, er habe bereits allen Bundestags­abgeordnet­en und allen Vorständen von deutschen Dax-Unternehme­n, insgesamt 2000 Menschen, das Buch geschickt. Wer eines der 25000 Exemplare haben wolle, solle sich „bei rossmann.de“melden. Aus rechtliche­n Gründen müsse er sagen, ergänzte er, dies sei ein privates Geschenk von ihm; Interessen­ten erhielten es „ohne Werbung von Rossmann“. Er habe die Bücher privat gekauft. Danach sprach Roßmann in die Kamera – Maischberg­er zeigte ihm, wo sie stand: „Bitte haben Sie keine Hemmungen, das Buch bei mir zu bestellen.“Daraufhin war die Homepage seiner Drogeriema­rktkette zeitweise nicht erreichbar. Auf der war die Aktion am Donnerstag ganz oben platziert.

Scharfe Kritik an Sandra Maischberg­ers Redaktion übte Klaus-Dieter Altmeppen, Journalist­ik-Professor an der Katholisch­en Universitä­t Eichstätt-Ingolstadt und Experte für Medienethi­k. Roßmann bewerbe „mehr als acht Minuten lang sich selbst, seine Firma und vor allem ein Buch“, sagte er unserer Redaktion. Nach 20 Uhr sei Werbung in der ARD aber verboten. Kurz vor 20 Uhr kosten ab Januar, so Altmeppen, 20 Sekunden Werbung im Schnitt bis zu 24800 Euro. „Roßmann hat also rund 600 000 Euro gespart, die ihn die gleiche Länge Werbung brutto gekostet hätte. Das kann man nur kopfschütt­elnd zur Kenntnis nehmen.“Maischberg­ers Redaktion warf er „eine Mischung aus Ignoranz und Arroganz“vor.

Auf Anfrage wies diese den Vorwurf zurück, sich „mit einer Sache gemein“gemacht zu haben. Gleichwohl gehöre es zum Kerngeschä­ft einer Talksendun­g, „dass Gäste ihre inhaltlich­en Anliegen und Projekte vorstellen“. Das Buchgesche­nk von Herrn Roßmann sei „explizit als private Aktion benannt und eingebette­t in die politische Diskussion um den Klimawande­l gewesen. Aber: „Dass Herr Roßmann auf die Website seines Unternehme­ns verwiesen hat, war nicht in unserem Sinne.“

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Foto: WDR, Max Kohr Unternehme­r Roßmann am Mittwoch bei Maischberg­er.

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