Mittelschwaebische Nachrichten
So finden Sie den Richtigen
Kompakter oder Kombi? PS oder Praxisnutzen? Oft ist die Wahl des Autos eher psychologischer Natur. Doch wer ganz nüchtern entscheidet, ist besser dran. Dazu muss man sich nur ein paar einfache Fragen beantworten
Rationale Abwägungen, darum sollte es beim Autokauf eigentlich gehen. SUV oder Kombi? Diesel, Benziner, Hybrid oder Elektroauto? Dazu kommen die Farb- und Preisfragen. Oft spielen aber auch emotionale und soziale Faktoren hinein. Was sagt das Auto über einen selbst aus – und wie steht man damit vor seinen Nachbarn da? Nicht nur deshalb wird die Wahl des neuen Autos für viele bisweilen zur Qual.
Was hilft: Sich auf das Wesentliche konzentrieren, Marketing und Psychologie ausblenden und sich an nüchternen Fakten orientieren. Mit diesen Fragen kommt man zurück auf den Pfad der Rationalität.
Welcher Fahrzeugtyp soll es sein?
Limousine, Kombi, Steilheck – was war die Autowelt früher einfach. Heute gibt es vom Crossover bis zur Coupé-Limousine über ein Dutzend Karosserie-Varianten in jeder Preisund Größenklasse.
Doch die Kriterien für die Auswahl haben sich nicht geändert: Wer Statusdenken und Außenwirkung ausblendet, der entscheidet vor allem nach dem eigenen Platzbedarf und dem Aktionsradius, sagt HansGeorg Marmit von der Sachverständigen-Organisation KÜS in Losheim am See.
„Welche Strecke muss ich täglich zurücklegen? Bin ich eher in der Stadt oder auf der Autobahn unterwegs? Und wie viele Personen habe ich im Auto?“Mit Antworten auf diese Fragen könnten Autokäufer die Auswahl „dramatisch einschränken“, erklärt der Experte.
Und wer der eigenen Einschätzung misstraut, fragt die eigene Familie, also die Frau oder den Mann und die Kinder. Dazu rät Ansgar Klein. Er ist Vorstand des Bundesverbandes freier Kfz-Händler (BVfK) in Bonn. „Denn bei denen stehen die praktischen Aspekte im Vordergrund.“
Neben Form und Format ist auch das Alter entscheidend, sagt Ulrich Köster vom Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) in Bonn. Das wirft die Frage auf, ob es ein Neu- oder Gebrauchtwagen sein soll. Zwar büßt man bei der eines Gebrauchten womöglich Garantieleistungen ein, spart dafür aber Geld, das man in ein größeres Modell oder mehr Ausstattung investieren kann.
Welcher Antrieb passt zu mir?
Auch die Frage nach der Antriebsart ist schwerer denn je zu beantworten. Denn unter der Haube ist die Auswahl deutlich größer geworden, und zu Benziner und Diesel haben sich der Hybrid- sowie der Plugin-Hybrid, der E-Motor sowie als vergleichsweise konventionelle Alternative die Umrüstungen mit Erdoder Flüssiggas gesellt, zählt Marmit auf.
Als wichtige Aspekte für die Auswahl nennt er den persönlichen Aktionsradius und die Frage, wie oft man Tanken oder Laden muss, um über den Tag oder die Woche zu kommen. Wer mit alternativen Antrieben liebäugelt, sollte auf der einen Seite den möglichen Mehrpreis sowie die Vergünstigungen etwa bei der Besteuerung berücksichtigen, aber auf der anderen Seite die Versorgungsinfrastruktur im Blick haben.
Wer berät zu Ausstattung, Antrieb und Preis?
Preislisten dick wie Illustrierte und Optionen ohne Ende: Nach der Wahl von Modell und Motor fängt die Arbeit erst an. Denn die Listen mit den Extras werden immer länger und oft lässt sich der Kaufpreis mit dem Zubehör um viele tausend Euro steigern.
Was davon sinnvoll ist und was überflüssig, dazu kann der Verkäufer im Handel zwar durchaus Ratschläge gaben. Wer eine etwas neuWahl tralere Meinung bevorzugt, dem empfiehlt Klein ein Blick in AutoFachmedien mit ihren Testberichten: „Die haben meist eine sehr hohe Qualität.“Dort erfahre man zum Beispiel, dass man mit guten Winterreifen und gleichmäßiger Gewichtsverteilung auch ohne Allradantrieb im Winter die meisten Berge hochkommt.
Wer sich im Wortsinn selbst ein Bild machen will, der schaut auf den Internetseiten der Hersteller nach dem Konfigurator, der vor allem bei optischem Zubehör eine wichtige Entscheidungshilfe ist.
Allerdings sollte man bei der Ausstattung nicht nur den persönlichen Bedarf und die eigenen Vorlieben berücksichtigen, sondern auch an den Wiederverkauf denken: Der Allradantrieb bei einem Mittelklasse-Modell oder die Klimaanlage bei einem Kompakten sind gute Argumente auf dem Gebrauchtwagenmarkt. Dagegen bekommt man extravagantere Extras vom Nachbesitzer oft nicht entsprechend bezahlt.
Wie finde ich die richtige Bezugsquelle?
Markenbetrieb, freier Händler, EUImporteur, Online-Börse oder Kleinanzeige – die Wege zum Wagen sind vielfältig. Doch mahnen Experten wie Marmit stets zur Skepsis: Je größer die vermeintliche Ersparnis, desto größer ist auch das Risiko und desto schlechter oft der Service. Der KÜS-Mann rät, am besten Fachbetriebe und -händler zu kontaktieren. „Billigangebote aus dem Internet sind eher fragwürdig zu betrachten, wenn es nicht die Angebote der Originalhersteller sind“, lautet seine Einschätzung.
Gleichwohl kann das Internet einen guten Überblick über das Preisgefüge geben und so Argumente für eventuelle Rabatte liefern. ZDKSprecher Köster hat noch einen weiteren Tipp parat, der ohne Google und Co. funktioniert: „Hilfreich können auch Empfehlungen aus der Familie sowie aus dem Freundesoder Bekanntenkreis sein.“
Wer hilft, wenn ich die falsche Wahl getroffen habe?
Mit den vielen Variablen beim Autokauf steigt die Zahl der möglichen Fehlentscheidungen. Die Chancen, so eine zu korrigieren, sind aus Expertensicht gering. „Wenn es sich um bereits ausgestattete, vom Hersteller so verkaufte Fahrzeuge handelt, kann man nur auf die Kulanz hoffen“, sagt BVfK-Vorstand Klein.
Handele es sich um nachgerüstetes Zubehör, muss man abwägen, sagt KÜS-Mann Marmit. Wie stark hat der Umbau ins Fahrzeug eingegriffen? Wie gravierend sind die zurückbleibenden Mängel bei einem Ausbau und droht dann eventuell ein Wertverlust bei Wiederverkauf?
Wenn gar nichts hilft, dann gehen Verbraucher vielleicht den Weg zurück auf Los, rät Köster vom ZDK: „Dann verkaufe ich das Fahrzeug und orientiere mich neu.“