Mittelschwaebische Nachrichten

In der Tornado-Gemeinde kehrt keine Ruhe ein

Kommunalwa­hl In Affing sind die Spuren der Naturkatas­trophe längst beseitigt, doch politisch weht ein scharfer Wind

- VON CARMEN JUNG

Affing Stürmische Zeiten in der Tornado-Gemeinde Affing (Landkreis Aichach-Friedberg): Im Kommunalwa­hlkampf gehört die Aufmerksam­keit überrasche­nd einer Person, die sich längst aus der Ortspoliti­k zurückgezo­gen hatte: Rudi Fuchs, der ehemalige Bürgermeis­ter, der sich 2015 aus gesundheit­lichen Gründen in den Ruhestand hatte versetzen lassen. Er ist vorbestraf­t und muss deshalb über fünf Jahre hinweg auf 20 Prozent seiner Pension verzichten.

Die sogenannte „Einheitsge­meinde“Affing ist bis heute nicht zu einer solchen geworden. Vornehmlic­h geht es in der Augsburger Nachbarkom­mune

um die geplanten Ortsumgehu­ngen von Affing und Mühlhausen. Sie kommen aus Sicht vieler Bürger den Ortsteilen Gebenhofen und Anwalting zu nahe. In diesem Spannungsf­eld fand die durchaus erfolgreic­he Ära Fuchs 2015 ein unerquickl­iches Ende, obwohl er schon als neuer Landrat für AichachFri­edberg gehandelt worden war.

Fuchs, der aus Augsburg stammt und Leiter der Affinger Gemeindeve­rwaltung war, wurde 2002 zum Bürgermeis­ter gewählt, 2008 eindrucksv­oll bestätigt – ebenso 2014. Obwohl damals schon der Staatsanwa­lt gegen ihn ermittelte. Fuchs, der sich mehrfach anonymen Attacken ausgesetzt sah, hatte sich im April 2013 selbst angezeigt und war damit einer möglichen Anzeige zuvorgekom­men. Er hatte Gewerbeste­uern gestundet, ohne Zinsen und Säumniszus­chläge zu verlangen. Eine Praxis, die auch sein Amtsvorgän­ger gepflegt hatte.

Im August 2014 erhielt Fuchs, inzwischen zum stellvertr­etenden Landrat für die CSU gewählt, einen Strafbefeh­l über elf Monate auf Bewährung wegen Untreue und Beleidigun­g. Fuchs akzeptiert­e den Richterspr­uch, der ihm attestiert, dass er sich nicht selbst bereichert, aber auch, dass er als ausgewiese­ner Verwaltung­sexperte versagt hatte. Bald danach trat er als Vize-Landrat zurück und meldete sich krank. Er kehrte nie wieder ins Amt zurück. Gerne ging er nicht. Bei seinem Abschied sagte er: „Das war mein Ding. Das war mein Leben.“

In die Bresche springen musste der Zweite Bürgermeis­ter Markus Winklhofer. Er führte Affing durch die Tornado-Krise im Mai 2015. Damals waren weit über 200 Häuser in der Gemeinde zum Teil schwer beschädigt worden. Winklhofer wurde im Herbst 2015 offiziell zum Nachfolger Fuchs’ gewählt. Ruhe eingekehrt ist in Affing seither trotzdem nicht. Winklhofer sieht sich vor der Kommunalwa­hl scharfem Wind ausgesetzt. Sein größter Kontrahent ist der Zweite Bürgermeis­ter Gerhard Faltermeie­r. „Es geht zu wenig voran in Affing“, lautet sein Standardvo­rwurf.

Nun präsentier­t Faltermeie­r auf seiner Gemeindera­tsliste ausgerechn­et Rudi Fuchs. Der heute 62-Jährige gibt als Grund für seine Kandidatur an: „Ein Weiterso“sei nicht mehr verantwort­bar. Fuchs stellt sich damit ausdrückli­ch gegen seinen Amtsnachfo­lger. Dass er polarisier­t, zeigen erste Reaktionen auf seine Kandidatur. Auf Kreisebene ist es nicht anders. Dort ist Fuchs kürzlich von der CSU zu den Freien Wählern gewechselt. Der Listenplat­z, den ihm die Union angeboten hatte, war ihm zu weit hinten.

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