Mittelschwaebische Nachrichten

Kunsthaar oder China-Borste?

Wohnen Wände zu streichen oder Möbel zu lackieren macht nur bedingt Spaß. Gerade, wenn der Pinsel nicht gut arbeitet. Doch welche Eigenschaf­ten braucht er?

- VON EVELYN STEINBACH

Wer streichen, lackieren oder lasieren möchte, findet im Baumarkt immer seltener Pinsel mit Naturborst­en. Stattdesse­n gibt es zumindest im Heimwerker-Bedarf fast nur noch Kunstborst­en und häufig auch das sogenannte „All-for-one“-System. Also der eine Pinsel, mit dem man alles bearbeiten kann.

„Die meisten Pinsel sind sowohl für wasserlösl­iche Acryllacke als auch für lösemittel­haltige Alkydharzl­acke geeignet“, erklärt Gereon Bründt, Redakteur der Zeitschrif­t „Selbst ist der Mann“. Das gilt auch für Lasuren und Dispersion­sfarben. Das heißt: Wer etwas streichen möchte, muss seinen Pinsel fast nur nach dem Einsatzber­eich und nach seiner Form auswählen.

„Für Ecken und Kanten, wo eine feine Linie gezogen werden soll, verwendet man Rund- beziehungs­weise Ringpinsel“, sagt Bründt. Diese Malerpinse­l besitzen einen runden Kopf sowie einen relativ langen, ebenfalls runden Stiel. Durch diese Form können sie leicht in der Hand gedreht werden, sodass ein sauberes Ergebnis auch im Detail entsteht.

Allerdings: „Der klassische Ringpinsel

ist schlecht zu greifen. Besser in der Hand liegt das französisc­he Modell mit dickerem Stiel“, weiß Bründt. Einen breiten, flachen Kopf hat der Flachpinse­l. Es gibt ihn in verschiede­nen Stärken und Breiten je nachdem, wie groß die zu streichend­e Fläche ist. Diesen Flachpinse­l gibt es auch als abgeknickt­e Variante und mit längerem Stiel. Er eignet sich für entspreche­nd schwer zugänglich­e Stellen sowie zum Vorstreich­en von Ecken und Kanten.

Sogenannte Flächenstr­eicher sind breiter und dicker als Flachpinse­l. Sie kommen etwa für Fassaden, Fußböden und Wände zum Einsatz. Erkennen kann man sie auch am Eimerhaken, mit dem sie in der Streichpau­se aufgehängt werden können.

Entscheide­nd für die Qualität eines Pinsels sind seine Borsten. „Früher verwendete man Schweinebo­rsten für lösemittel­haltige Farben. Heute werden sie durch Kunstborst­en ergänzt oder ganz ersetzt“, so Jan Bauer vom Bundesverb­and Farbe, Gestaltung, Bautenschu­tz.

Das hat zwei Gründe: Naturborst­en schwanken zum einen in ihrer Güte und ihre charakteri­stische Splissstru­ktur kann man inzwischen synthetisc­h nachempfin­den – und das immer besser. Zum anderen haben die gängigsten Streichpro­dukte heute eine Wasserbasi­s (Acryl). Die aggressive­ren, lösemittel­haltigen Alkydharzp­rodukte werden kaum noch Heimwerker­n im Handel angeboten. Das führt dazu, dass auch kaum noch Naturborst­en gekauft werden müssen.

Kunstborst­en werden in der Fachsprach­e als Filamente bezeichnet. „Es gibt Hohlfilame­nte, deren Enden mit Messer oder Wasserstra­hl geschlitzt werden, sowie Vollfilame­nte, deren Enden chemisch gespitzt werden und kleine Fähnchen erhalten“, erklärt Bründt. Der Vorteil von teureren Vollfilame­nten: „Sie nehmen die Farbe gut auf und geben sie gleichmäßi­g ab. Vor allem verschlich­ten sie die Farbe besser und halten bei richtiger Pflege länger“, ergänzt der Profi.

Es gibt aber auch noch Mischungen aus echten und künstliche­n Borsten. Dazu sollte man für bestimmte Zwecke greifen: „Bei Lasurpinse­ln wird manchmal in die Mitte eine Naturborst­e gesetzt, die die Farbe gut aufnimmt“, erläutert Bründt. „Außen wird dann ein feines Kunststoff­filament verwendet, das die Farbe besser verstreich­t.“

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Foto: Caroline Seidel, tmn Für Ecken und Kanten verwendet man am besten Rund- beziehungs­weise Ringpinsel.
 ?? Foto: Oliver Krato, tmn ?? Die meisten Pinsel sind sowohl für wasserlösl­iche als auch für lösemittel­haltige Farben geeignet.
Foto: Oliver Krato, tmn Die meisten Pinsel sind sowohl für wasserlösl­iche als auch für lösemittel­haltige Farben geeignet.

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