Mittelschwaebische Nachrichten

Kein Witz: Die Formel 1 will grüner werden

- VON MARCO SCHEINHOF sma@augsburger-allgemeine.de

Es klingt nach Widerspruc­h. Keine Frage. Wenn sich eine Sportart zum Ziel setzt, mehr zum Umweltschu­tz beizutrage­n, ist das zuvorderst löblich. Wenn das allerdings die Formel 1 tut, werden viele hellhörig. Ausgerechn­et jene Sportart, die viele nicht einmal als Sportart betrachten? Und bei der 20 Autos im Kreis fahren, viel Benzin verbrennen, um am Ende einen Mercedes-Piloten jubeln zu sehen? Gigantismu­s gehört zur Formel 1 wie Ferrari und Mercedes. Wer die Formel 1 eine Saison lang begleitet, kommt in den Genuss einer Weltreise. Es wird in Australien gefahren, in China und Japan sowie in Brasilien oder den USA. Die Macher träumen sogar davon, die Serie auf 25 Rennen pro Jahr auszudehne­n. Wie passt das alles zum Umweltschu­tz? Wie wollen sich die Herren eine Greta Thunberg zur Freundin machen?

Ein Jahr lang haben sich die Organisato­ren zusammen mit den Teams und dem Weltverban­d beraten. Sie haben festgestel­lt, dass ihre Hybridmoto­ren die sparsamste­n der Königsklas­sen-Geschichte sind. Dass sie dennoch sechsmal mehr Sprit verbrauche­n als durchschni­ttliche Serienfahr­zeuge - nun ja. Immerhin aber, und das ist tatsächlic­h so, finden Erkenntnis­se aus der Formel 1 ihren Weg in die Serienprod­uktion. Viel Power, wenig Verbrauch - so lieben es die Formel-1-Bosse und das könnte auch ein Zukunftsmo­dell für die Automobilh­ersteller sein. Aber mag das auch die Umwelt? Oder ist vielleicht die Elektromob­ilität, die die Formel E in die Motorsport­welt trägt, die bessere Alternativ­e?

Am Dienstag jedenfalls hat die Formel 1 ihre erste Nachhaltig­keitsstrat­egie präsentier­t. Ein Netto-Null-Kohlenstof­f-Fußabdruck bis 2030 ist das Ziel. Die Reise- und Logistikak­tivitäten sollen ultraeffiz­ient werden, Büros und Werke mit zu hundert Prozent erneuerbar­en Energien betrieben werden. Die Rennverans­taltungen sollen bis 2025 nachhaltig werden, Plastik zum einmaligen Verbrauch soll beispielsw­eise ganz von den Strecken verschwind­en. Die langen Anreisen aber werden bleiben.

Wenn sich die Formel 1 mit Umweltschu­tz beschäftig­t, klingt das fast so, als ob sich Donald Trump künftig vehement um die Rechte für Frauen kümmern möchte. Für viele Kritiker ist die einzige Lösung, die Königsklas­se des Motorsport­s ganz abzuschaff­en. Noch aber finden weltweit viele Menschen Gefallen an den Wettfahrte­n im Kreis. Das aber alleine ist wohl kein schlagkräf­tiges Argument mehr im anstrengen­den Kampf gegen den Klimawande­l.

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