Mittelschwaebische Nachrichten
Kein Witz: Die Formel 1 will grüner werden
Es klingt nach Widerspruch. Keine Frage. Wenn sich eine Sportart zum Ziel setzt, mehr zum Umweltschutz beizutragen, ist das zuvorderst löblich. Wenn das allerdings die Formel 1 tut, werden viele hellhörig. Ausgerechnet jene Sportart, die viele nicht einmal als Sportart betrachten? Und bei der 20 Autos im Kreis fahren, viel Benzin verbrennen, um am Ende einen Mercedes-Piloten jubeln zu sehen? Gigantismus gehört zur Formel 1 wie Ferrari und Mercedes. Wer die Formel 1 eine Saison lang begleitet, kommt in den Genuss einer Weltreise. Es wird in Australien gefahren, in China und Japan sowie in Brasilien oder den USA. Die Macher träumen sogar davon, die Serie auf 25 Rennen pro Jahr auszudehnen. Wie passt das alles zum Umweltschutz? Wie wollen sich die Herren eine Greta Thunberg zur Freundin machen?
Ein Jahr lang haben sich die Organisatoren zusammen mit den Teams und dem Weltverband beraten. Sie haben festgestellt, dass ihre Hybridmotoren die sparsamsten der Königsklassen-Geschichte sind. Dass sie dennoch sechsmal mehr Sprit verbrauchen als durchschnittliche Serienfahrzeuge - nun ja. Immerhin aber, und das ist tatsächlich so, finden Erkenntnisse aus der Formel 1 ihren Weg in die Serienproduktion. Viel Power, wenig Verbrauch - so lieben es die Formel-1-Bosse und das könnte auch ein Zukunftsmodell für die Automobilhersteller sein. Aber mag das auch die Umwelt? Oder ist vielleicht die Elektromobilität, die die Formel E in die Motorsportwelt trägt, die bessere Alternative?
Am Dienstag jedenfalls hat die Formel 1 ihre erste Nachhaltigkeitsstrategie präsentiert. Ein Netto-Null-Kohlenstoff-Fußabdruck bis 2030 ist das Ziel. Die Reise- und Logistikaktivitäten sollen ultraeffizient werden, Büros und Werke mit zu hundert Prozent erneuerbaren Energien betrieben werden. Die Rennveranstaltungen sollen bis 2025 nachhaltig werden, Plastik zum einmaligen Verbrauch soll beispielsweise ganz von den Strecken verschwinden. Die langen Anreisen aber werden bleiben.
Wenn sich die Formel 1 mit Umweltschutz beschäftigt, klingt das fast so, als ob sich Donald Trump künftig vehement um die Rechte für Frauen kümmern möchte. Für viele Kritiker ist die einzige Lösung, die Königsklasse des Motorsports ganz abzuschaffen. Noch aber finden weltweit viele Menschen Gefallen an den Wettfahrten im Kreis. Das aber alleine ist wohl kein schlagkräftiges Argument mehr im anstrengenden Kampf gegen den Klimawandel.