Mittelschwaebische Nachrichten
Pfarrer Kuen gestorben
Kurz vor seinem 80. Geburtstag
Wiesenbach/Königsbrunn Seine Doktorarbeit schrieb er in Münster bei Karl Rahner, der als einer der bedeutendsten Theologen des 20. Jahrhunderts gilt. Eine weitere Station der Promotion war beim späteren Kardinal Karl Lehmann in Mainz und Freiburg. Johannes Kuen war Pfarrer in Königsbrunn und in der Pfarreiengemeinschaft Kammeltal-Wettenhausen. Nun ist Pfarrer Kuen nur wenige Wochen vor seinem 80. Geburtstag gestorben.
Kuen stammte aus dem Wiesenbacher Ortsteil Oberegg und konnte nach Studienjahren in München 1966 in seinem Heimatort die Primiz feiern. 2016 feierte Kuen sein 50-jähriges Priesterjubiläum in seiner Heimatgemeinde Wiesenbach, in die er nach seiner Pensionierung wieder zurückgekehrt war.
Kuen war zunächst Stadtkaplan in Augsburg St. Anton, Bischof Josef Stimpfle hat ihn für ein Weiterstudium beurlaubt. Die nächsten Jahre wurde er ein enger Mitarbeiter des bedeutenden Theologen Karl Rahner. Es war die Zeit des Zweiten Vatikanischen Konzils unter Papst Johannes XXIII. „Ich bin ein wirklicher Zeitzeuge“, hat Kuen wiederholt gesagt. Zu seinem Leidwesen wurden nicht alle Beschlüsse des Konzils umgesetzt. Gerne übernahm er 1975 die Aufgabe eines Spirituals am Maristenkolleg in Mindelheim. Gleichzeitig unterrichtete er am Gymnasium. Seine Gottesdienste in der Jesuitenkirche fanden wegen der anspruchsvollen Predigten großen Zuspruch. 1983 wurde er als Direktor an das Studienseminar St. Magnus in Kempten berufen. Doch er musste erleben, dass die Anziehungskraft eines Seminars wie noch Jahre zuvor nicht mehr gegeben war. Schweren Herzens wurde das Seminar 1987 von der Diözese aufgegeben.
Aus dem Seminardirektor wurde der Stadtpfarrer von Königsbrunn St. Ulrich. Um der rasch wachsenden Stadt seelsorglich gerecht zu werden, wurden neue Pfarreien gegründet. Ein besonderes Anliegen war ihm die Ökumene. Gerne übernahm er Exerzitien und Einkehrtage, die bei den Teilnehmern bleibende Eindrücke hinterließen. 1994 verließ er Königsbrunn und wechselte ins heimatliche Wettenhausen mit seiner reichen Geschichte. Im Dekanat Günzburg übernahm er das Amt des Schuldekans. Die Mitbrüder schätzten bei den Konferenzen seine fundierten Beiträge. Manche Entwicklungen in Kirche und Gesellschaft begleitete er kritisch.
Mit 70 Jahren verließ er Wettenhausen und die zugehörenden Pfarreien und ging in den Ruhestand nach Unterwiesenbach. Umgeben von seiner großen Bibliothek wollte er in seinem Haus den Lebensabend verbringen. Die Übernahme von Gottesdiensten bereitete ihm immer wieder Freude. Als sich die Möglichkeit ergab, das alte Pfarrhaus in Oberwiesenbach zu erwerben, stellte er sich mit der Renovierung einer neuen Aufgabe. Er konnte noch die Fertigstellung erleben, aber die tödliche Krankheit, die er mit großer Gottergebenheit annahm, setzte nun seinem Leben ein Ende.