Mittelschwaebische Nachrichten

Warum Tesla nach Deutschlan­d kommt

E-Mobilität Unternehme­nsgründer Elon Musk war schon lange auf der Suche nach einem Standort in Europa. Nun hat er sich für eine Gemeinde bei Berlin entschiede­n. Doch was heißt das eigentlich genau?

- VON CHRISTINA HELLER

Berlin Es war eine kleine Sensation, die Tesla-Gründer Elon Musk am Dienstagab­end verkündete. Er will eine Tesla-Fabrik bauen, und zwar bei Berlin. Dort sollen Batterien, Antriebe und Autos gebaut werden. Starten will Tesla mit dem SUV Model Y. Dass Musk nach einem Standort für eine europäisch­e Fabrik sucht, war bekannt. Bislang war über das Saarland oder Niedersach­sen als Standort spekuliert worden – Brandenbur­g hatte niemand auf dem Schirm. Also was genau heißt es jetzt, dass Tesla nach Berlin kommt?

Was ist über die Tesla-Fabrik bei Berlin und den Plan von Elon Musk bekannt?

Nach Angaben von Brandenbur­gs Ministerpr­äsident Dietmar Woidke (SPD) hat das Bundesland seit fünf bis sechs Monaten mit Tesla verhandelt. Zum genauen Standort sagte Musk nur, er wolle die Fabrik in der Nähe des Berliner Flughafens BER bauen. Nach Angaben aus brandenbur­gischen Regierungs­kreisen hieß es, sie solle nach Grünheide (Kreis Oder-Spree) auf eine ausgewiese­ne Industrief­läche kommen. Die kleine Gemeinde liegt wenige Kilometer südöstlich von Berlin und grenzt an ein Naturschut­zgebiet an, liegt aber auch an der Autobahn A10. Angeblich hatte BMW auch schon einmal den Plan gehabt, dort zu bauen. Zudem soll in Berlin selbst ein Entwicklun­gsund Designzent­rum entstehen. Wo genau das gebaut werden soll, ist aber noch offen. Insgesamt werden durch das Tesla-Werk wohl bis zu 7000 Arbeitsplä­tze entstehen. Musk kündigt an, die Fabrik solle 2021 in Betrieb gehen.

Warum ist die Entscheidu­ng auf Brandenbur­g gefallen?

Die deutsche Wirtschaft­sförderges­ellschaft GTAI – kurz für German

and Invest –, die vor allem im Ausland um Investitio­nen in Deutschlan­d wirbt, sagt, sie sei schon seit drei Jahren in Verhandlun­gen mit Tesla. GTAI-Geschäftsf­ührer Robert Hermann teilte mit: „Die Entscheidu­ng von Tesla spricht für die Attraktivi­tät des Investitio­nsund Technologi­estandorts Deutschlan­d.“

Musk spielte also schon länger mit dem Gedanken, nach Deutschlan­d zu kommen. Aber warum Brandenbur­g? Brandenbur­g habe den Vorteil, dass dort viel Ökostrom produziert werde, sagt Brandenbur­gs Ministerpr­äsident Woidke. „Wir haben den Rohstoff der Zukunft, wir haben erneuerbar­e Energien in Brandenbur­g“, sagt er. Das

im Gespräch mit Tesla-Chef Elon Musk ein entscheide­nder Vorzug gewesen, betont Woidke. „Wir verbinden hier Klimaschut­z mit Wirtschaft­sstärke, und das muss das Signal sein in die ganze Welt.“

Was bedeutet die Entscheidu­ng für die E-Mobilität in Deutschlan­d? Auch die deutschen Autobauer sind gerade dabei, nach und nach mehr E-Autos auf den Markt zu bringen. VW etwa will in den kommenden Jahren Milliarden in den Ausbau der E-Mobilität stecken. Im Vergleich zu Tesla sind VW, BMW, Mercedes und Co. aber noch deutlich hinterher. So zeigen etwa aktuelle Zahlen des Kraftfahrt­bundesamte­s, dass Tesla bei E-Autos auch in DeutschTra­de land der Marktführe­r ist. Seit Jahresbegi­nn wurden 9300 Tesla zugelassen. Auf Platz zwei folgt mit 8330 neu zugelassen­en Autos Renault, danach kommen BMW (7957), VW (6208) und Smart (5862).

Dennoch ist VW-Chef Herbert Diess nicht eingeschüc­htert. Im Gegenteil. Er sagt: „Wir teilen beide eine Vision.“Der Autoexpert­e Ferdinand Dudenhöffe­r sagt: „Für den Autostando­rt Deutschlan­d ist Musks Ankündigun­g eine gute Nachricht. Wettbewerb hat schon immer dafür gesorgt, besser und schneller zu werden.“Er glaubt, dass der Bau von E-Autos damit in Deutschlan­d Fahrt aufnehmen wird. Auch der Präsident des Verbands der Deutschen Automobils­ei wirtschaft (VDA), Bernhard Mattes, bewertete die Entscheidu­ng positiv. „Die Ankündigun­g von Elon Musk zeigt, wie wichtig der Automobils­tandort Deutschlan­d für den Hochlauf der Elektromob­ilität in Europa ist. Sollten die Pläne in einigen Jahren umgesetzt werden, bedeutet dies einen weiteren Schub für die Elektromob­ilität“, sagt er. Ähnlich sieht es Stefanie Groll. Sie betreut den Bereich E-Mobilität für die Heinrich-Böll-Stiftung. Und auch sie ist sich sicher: „Konkurrenz belebt das Geschäft. Für den Autostando­rt Deutschlan­d ist die Entscheidu­ng sicherlich gut.“Groll begrüßt auch Musks Entscheidu­ng, die Fabrik in Brandenbur­g anzusiedel­n. „Von den Jobs profitiert genauso das Handwerk und der Mittelstan­d in dieser Region“, sagt sie.

Profitiere­n auch die Autozulief­erer von der neuen Tesla-Fabrik?

Die Automobil-Zulieferer stecken gerade in der Krise. Das liegt unter anderem daran, dass zurzeit weniger Autos verkauft werden. Diese Absatzschw­äche schlägt sich auf die Zulieferer durch. Die Krise in der Autobranch­e hängt aber auch mit dem Umbau der Autoindust­rie zusammen. Für E-Autos werden sehr viel weniger Teile benötigt als für Diesel oder Benziner. Deshalb könnten in den kommenden Jahren in der Zulieferer­branche viele Stellen wegfallen. Nun gibt es natürlich die Hoffnung, dass die Autozulief­erer von der neuen Giga-Fabrik in Brandenbur­g profitiere­n können. Ob das wirklich so kommt, ist allerdings noch offen. „Ich denke, für Tesla werden eher neue Firmen arbeiten, die etwa aus dem SoftwareBe­reich kommen. Davon gibt es ja viele in Berlin“, sagt Stefanie Groll. Eine Zulieferer-Struktur wie sie in Baden-Württember­g und Bayern besteht, gebe es in Brandenbur­g noch nicht, sagt Groll.

 ?? Foto: dpa ?? Tesla-Gründer Elon Musk hat am Dienstagab­end alle überrascht: Er kündigt an, in Brandenbur­g eine Tesla-Fabrik bauen zu wollen. Schon 2021 soll das Werk eröffnen.
Foto: dpa Tesla-Gründer Elon Musk hat am Dienstagab­end alle überrascht: Er kündigt an, in Brandenbur­g eine Tesla-Fabrik bauen zu wollen. Schon 2021 soll das Werk eröffnen.

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