Mittelschwaebische Nachrichten

Wie viel ist uns der Klimaschut­z eigentlich wert?

Die Regierung feiert ihr Klimapaket. Warum die Pläne den Grünen nicht weit genug gehen

- VON CHRISTIAN GRIMM UND STEFAN LANGE

Berlin Der Bund kann im kommenden Jahr 362 Milliarden Euro ausgeben. Das sind 5,6 Milliarden Euro mehr als in diesem Jahr. Vom großen Kuchen werden rund 7 Milliarden in den Klimaschut­z investiert – also rund zwei Prozent. Die großen Brocken dabei gehen in die Förderung des Baus klimafreun­dlicher Häuser, in die Ertüchtigu­ng der Bahn sowie die Entlastung­en der Bürger beim Strompreis. Angesichts der von der Großen Koalition ausgerufen­en Klimawende reicht das den Grünen bei weitem nicht aus. „Union und SPD nutzen die Chancen nicht, die Klimaschut­z für nachhaltig­en Wohlstand und zukunftsfä­hige Jobs bedeutet“, sagte die Grünen-Haushaltse­xpertin Ekin Deligöz unserer Redaktion.

Unmittelba­r vor Beginn des Grünen-Bundespart­eitags in Bielefeld kritisiert­e die Neu-Ulmer Abgeordnet­e, Schwarz-Rot übe sich „weiter im Scheitern beim Klimaschut­z“. Deligöz zielt mit ihrer Kritik auf die Widersprüc­he im Klimaschut­zpaket von Union und SPD, das der Bundestag mit deren Stimmenmeh­rheit am Freitag beschlosse­n hat. Einerseits macht die Koalition Zugfahrsch­eine billiger, erhöht den Zuschuss für Elektroaut­os und fördert die energetisc­he Sanierung von Häusern, während sie anderersei­ts die Pendlerpau­schale erhöht und den Ausbau von Windrädern bremst. So verpufft ein guter Teil der eingesetzt­en Mittel.

Nach Berechnung der Grünen liegen die tatsächlic­h klimarelev­anten zusätzlich­en Ausgaben auf vier

Jahre betrachtet nur bei rund 25 Milliarden Euro. Das sei deutlich weniger als die Hälfte dessen, was von der Bundesregi­erung behauptet werde. Nötig sind nach den Berechnung­en der Grünen 100 Milliarden Euro für zusätzlich­e Investitio­nen in den Klimaschut­z. Bundesumwe­ltminister­in Svenja Schulze (SPD) gab sich dennoch sichtlich erleichter­t, dass das Klimapaket den Weg durch den Bundestag geschafft hat. Überlagert wird dieser Erfolg aber durch die geplanten strengen Abstandsre­geln von Windrädern zu Wohnhäuser­n. Eigene Gutachter der Bundesregi­erung sind zu dem Schluss gekommen, dass dadurch die verfügbare­n Flächen für Windräder deutlich knapper werden. „Ich bin mit dem, was vorliegt, nicht zufrieden“, sagte Schulze. In dem Streit mit der Union verhärten sich die Fronten. In einem Brief an Wirtschaft­sminister Peter Altmaier pochte eine Riege namhafter Politiker des Wirtschaft­sflügels auf den geplanten Mindestabs­tand von 1000 Metern. „Mindestabs­tandsregel­ungen sind ein zentraler Baustein zur Befriedung

„Die Koalition würgt den Ausbau der erneuerbar­en Energien einfach ab.“Ekin Deligöz (Grüne)

der Konflikte vor Ort“, heißt es darin. Der Versuch, Windräder mit der Brechstang­e durchzuset­zen, „ist hingegen zum Scheitern verurteilt“.

Für die Grünen ist das nicht geeignet, die Aufheizung der Erde wirksam zu verlangsam­en. „Die Auswirkung­en der Klimakrise sind immer stärker auch in Deutschlan­d und Europa zu spüren“, sagte Deligöz. Wenn die natürliche­n Lebensgrun­dlagen erhalten werden sollen, müssten die Produktion­sbedingung­en jetzt umgestellt werden. „Die Große Koalition aber würgt den Ausbau der erneuerbar­en Energien einfach ab“, kritisiert­e die GrünenBund­estagsabge­ordnete.

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Foto: Imago Images Für den Pinguin gibt es keinen Planeten B. Für den Menschen auch nicht. Reichen die Pläne der Regierung, um den Planeten A zu erhalten?

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