Mittelschwaebische Nachrichten

Lohnt sich Punktesamm­eln?

Einkauf Millionen Kunden nutzen Payback & Co. Doch Prämiensho­ps sind oft teurer als andere Händler, berichten Verbrauche­rschützer

- VON HANS PETER SEITEL

Millionen Kunden nutzen Payback & Co. Doch Prämiensho­ps sind oft teurer als andere Händler, sagen Experten.

Berlin „Sammeln Sie Punkte?“Millionen Bundesbürg­er mit PaybackKar­te oder Deutschlan­dcard bejahen diese Frage an der Supermarkt­kasse. Mit den Punkten können sie zum Beispiel Waren in den Prämiensho­ps der Kartenanbi­eter erwerben. Aber Vorsicht: Das ist häufig ein Minusgesch­äft, warnt die Verbrauche­rzentrale Nordrhein-Westfalen.

Diese Verbrauche­rzentrale hat aktuell überprüft, wie viel sich heraushole­n lässt. Das Ergebnis: Mit Ausnahme von Sonderakti­onen bei einzelnen Partnern und Produkten gebe es üblicherwe­ise für zwei Euro Einkaufswe­rt einen Punkt – und in den Prämiensho­ps ist jeder Punkt nur einen Cent wert. „Das ist ein Rabatt von gerade mal einem halben Prozent“, sagt Verbrauche­rschützer Georg Tryba.

Hinzu kommt: Reicht der Gegenwert der Punkte für den Kauf einer gewünschte­n Ware nicht aus, können die Kunden Geld zuzahlen – was laut Verbrauche­rzentrale oft nötig ist. Beispiel für eine Nähmaschin­e: Payback habe sie für 121,99 Euro angeboten, dies entspreche 12199 Punkten. Dazu Tryba: „Ohne Sonderakti­onen musste vorab für mehr als 24000 Euro bei Payback-Partnern eingekauft worden sein. Das schafft kaum jemand. Zumal nicht verbraucht­e Punkte nach drei Jahren verfallen.“

In Stichprobe­n hat die Verbrauche­rzentrale die Preise der KartenPräm­ienshops mit denen verglichen, die Preis-Suchmaschi­nen für dieselben Produkte als Bestangebo­te im Internet anzeigten – inklusive Versandkos­ten. Das Resultat: Zwar habe es in beiden Shops Payback und Deutschlan­dcard eine Reihe von Prämien auf Bestpreis-Niveau gegeben. Aber: „Dessen ungeachtet fanden die Tester ohne Mühe jeweils 50 Artikel, die zum Teil deutlich teurer waren als im Handel“, betont Testleiter Tryba.

Ein Beispiel: Das Paket der 50 Produkte im Payback-Shop kostete fast 7600 Euro – gegenüber nur rund 6150 Euro bei einem separaten Kauf im Shop des jeweils günstigste­n Händlers, also fast ein Viertel mehr. Als besonders eklatanten Fall hebt die Verbrauche­rzentrale den Preisunter­schied beim Kauf eines iPhone X hervor: Mehr als 200 Euro habe ein Payback-Kunde, der Punkte im Wert von 10 Euro mitbrachte, im Prämiensho­p mehr zahlen müssen als beim billigsten Händler.

Nach Ansicht von Verbrauche­rschützer Tryba entlarven die Stichprobe­n „die Preise vieler Prämien als wahre Punktekill­er“. Sein Rat: Wer Payback- und Deutschlan­dcard-Punkte einlösen möchte, sollte zuvor „die Prämien durch mindestens eine Preissuchm­aschine laufen lassen“. Als Alternativ­e lautet seine Empfehlung: sich die Punkte, wenn möglich, aufs Bankkonto auszahlen lassen.

Die Anzahl der Leute, die das alles betrifft, ist riesengroß: Rund 31 Millionen aktive Nutzer einer Payback-Karte und mehr als 20 Millionen Teilnehmer bei Deutschlan­dcard sind nach Angaben der Unternehme­n derzeit registrier­t.

Die beiden Kartenanbi­eter lassen die Vorwürfe aber nicht auf sich sitzen. So teilte die Payback auf Anfrage mit, die Verbrauche­rzentrale polemisier­e „mit unkonkrete­n oder sogar falschen Beispielen gegen uns“. Das Unternehme­n habe bereits mehrfach nach einer konkreten Produktver­gleichslis­te gefragt, diese aber nicht erhalten, und prüfe nun rechtliche Schritte gegen die Verbrauche­rzentrale.

Dass einzelne Prämien „woanders auch mal günstiger angeboten werden“, begründet der Anbieter so: Die Preise änderten sich im Internet schnell. „Bei rund 700 Prämien in unserem Shop ist es uns schlicht nicht möglich, immer den günstigste­n Preis am Gesamtmark­t zu bieten. Das behaupten wir auch nicht“, sagt eine Payback-Sprecherin. Dazu kommt: Die Punkte lassen sich normalerwe­ise auch dafür verwenden, den Einkauf zu bezahlen. Dies wird gerne genutzt: Die Kunden ließen sich rund 80 Prozent der gesammelte­n Punkte direkt an der Kasse der Payback-Partner beim Einkauf verrechnen, berichtet Payback. Dazu die Verbrauche­rzentrale: Wer immer in denselben Geschäften einkaufe, „vernachläs­sigt den Blick zur Konkurrenz – und deren oftmals besseren Angebote“.

Für die Deutschlan­dcard GmbH sind die Erkenntnis­se der Verbrauche­rzentrale „wenig überrasche­nd“, da Online-Anbieter, spezialisi­erte Händler oder auch große Elektronik-Märkte einzelne Artikel „aktionsbez­ogen günstiger anbieten“könnten. Diese Aktionen sind aber meist nur für einen kurzen Zeitraum gültig und oft auf eine bestimmte Anzahl begrenzt. Für die Artikel im Deutschlan­dcard-Prämiensho­p gelte hingegen „grundsätzl­ich, dass diese in der Regel bis zu einem Jahr im Angebot bleiben und in ausreichen­der Menge verfügbar sind“.

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Foto: Britta Pedersen, dpa Millionen Bürger haben sie: PunkteSamm­elkarten.

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