Mittelschwaebische Nachrichten

Udo lacht, Venus weint

Landkreis „verschlamp­t“historisch­e Skulptur

- VON JULIAN WÜRZER

Er ist im Allgäu derzeit omnipräsen­t: „Danuvius guggenmosi“, kurz Udo. Ein Menschenaf­fe. Nach Udo Lindenberg benannt, von Söder geehrt und von der Wissenscha­ft bejubelt. Ein Sensations­fund ist er. Das Bindeglied zwischen Affe und Mensch. Trübsal hingegen blasen die Dingolfing­er und Landauer. Denn ihr „Udo“, die Venus von Aufhausen, ist verschwund­en – und keiner hat es gemerkt. Vor 20 Jahren fanden Archäologe­n die Venus, eine Frauenfigu­r aus Ton, stammend aus der Jungsteinz­eit. Sie ist etwa 6000 Jahre alt. Das Tongefäß soll Teil eines Rituals von Steinzeitm­enschen

gewesen sein und es soll auf Sesshaftig­keit hindeuten. Vor lauter Stolz und Fürsorge ließen die Landauer und Dingolfing­er das Stück gegen Diebstahl sichern – 750000 Euro Erstattung­swert – und gleich zwei Kopien anfertigen.

Doch das hat alles nichts geholfen. Das Gefäß ist weg, vermutlich seit sieben Jahren, wegen „Schlampere­i“, sagt Landrat Heinrich Trapp. Vor Jahren wurde das Original bei einer Ausstellun­g gezeigt. Danach sollte ein Mitarbeite­r des Landratsam­ts die Kartons abholen – einen mit dem Original und einen mit einer Kopie. Er kam nur mit einer Box zurück und lagerte die Venus in einem Tresor. Nun stellte der Kreisärchä­ologe fest, es handelt sich um eine Kopie.

Die Polizei schließt ein Verbrechen aus. Und falls es doch eines gewesen sein soll: Diebstahl verjährt nach fünf Jahren. Heißt: Der Täter kann es ohne Konsequenz­en zurückbrin­gen. Und verkaufen würde übrigens ohnehin schwierig werden, denn bei der Venus handelt es sich um ein Unikat.

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