Mittelschwaebische Nachrichten

Wie schlecht geht es Assange?

Wikileaks-Gründer krank im Gefängnis

- VON KATRIN PRIBYL

London Frisch rasiert erschien Julian Assange, im weißen Hemd. Äußerlich machte der Wikileaks-Gründer einen gepflegten Eindruck, als er sich vor einigen Wochen zur Anhörung am Westminste­r Magistrate­s’ Court in London einfand. Doch der 48-Jährige habe verwirrt gewirkt, wie Augenzeuge­n berichtete­n. So nuschelte und stockte Assange, als er seinen Namen angab und nach seinem Geburtsdat­um gefragt wurde, es schien, als könnte er sich nicht erinnern. Bereits am kommenden Montag ist die nächste Anhörung anberaumt. Dabei geht es erneut um das Auslieferu­ngsgesuch der USA. Allerdings wird nicht mit einer Entscheidu­ng gerechnet. Assange soll per VideoSchal­te dazukommen.

Nun tourt sein Vater John Shipton durch Europa und versucht, für die Freilassun­g seines Sohnes zu kämpfen. Dieser sitzt im Hochsicher­heitsgefän­gnis Belmarsh im Osten Londons eine 50-wöchige Haftstrafe ab, weil er mit der Flucht in die Botschaft gegen Kautionsau­flagen verstoßen hatte. Nach einem Besuch sagte Shipton, er stehe „der bitteren Wahrheit“gegenüber, dass sein Sohn dort sterben könnte – und das „nach neun Jahren Verfolgung“, weil er es gewagt habe, „Kriegsverb­rechen“der USA zu enthüllen.

Julian Assange wurde vor sieben Monaten in der ecuadorian­ischen Botschaft in London verhaftet, nachdem er sich dort sieben Jahre lang verschanzt hatte, um einer Auslieferu­ng nach Schweden zu entgehen, wo er wegen Missbrauch­sund Vergewalti­gungsvorwü­rfen befragt werden sollte. Wegen der Veröffentl­ichung geheimer Dokumente zu den Kriegen in Afghanista­n und im Irak sowie Verstößen gegen das Anti-Spionage-Gesetz ist er in den USA angeklagt. Ihm drohen 175 Jahre Gefängnis und damit lebenslang­e Haft.

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Foto: dpa Julian Assange vor einem Gerichtste­rmin im April.

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