Mittelschwaebische Nachrichten

Millionen-Debakel oder Riesen-Erfolg?

Kostenexpl­osion Was wurde über die Hamburger Elbphilhar­monie und den Berliner Flughafen gespottet. Jetzt droht München mit dem Deutschen Museum ein ähnliches Desaster

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München Bayerns früherer Kunstminis­ter Wolfgang Heubisch (FDP) träumte einst von der Isar-Philharmon­ie: Ein großer, moderner Konzertsaa­l auf der Isar-Insel beim Deutschen Museum. Am Wasser. Wie die Hamburger Elphi. Das wär doch was. Jahre später bekommt Bayern nun tatsächlic­h einen Hauch von Elbphilhar­monie zu spüren – aber wohl anders als erhofft.

Die Kosten für die Sanierung des Deutschen Museums in München steigen auf 745 Millionen Euro, wie Heubischs Nachfolger, Wissenscha­ftsund Kunstminis­ter Bernd Sibler (CSU), am Freitag mitteilte. Sie rücken damit gefährlich nahe an die rund 800 Millionen, die der Steuerzahl­er für die Elbphilhar­monie rausrücken musste, die inzwischen sinnbildli­ch für Kostenexpl­osionen bei Kulturbaut­en steht. Und im Gegensatz zum Deutschen Museum wurde die nicht saniert, sondern komplett neu gebaut.

Bund und Freistaat bewilligte­n nun 300 zusätzlich­e Millionen für das Museum auf einer Insel in der Münchner Isar. Die Kosten sollen gleicherma­ßen aufgeteilt werden. Immer vorausgese­tzt, Bundestag und Bayerische­r Landtag stimmen dem Vorhaben zu. Dass der Bund mit im Boot ist, ist für Sibler ein großer Verhandlun­gserfolg. „Das ist ein Riesen-Erfolg“, sagte er. „Natürlich ist es teuer, natürlich ist es viel“– ohne die Beteiligun­g des Bundes aber hätte man die Sanierung nicht in dem geplanten Umfang weiterführ­en können. „Dadurch, dass der Bund dabei ist, können wir ohne Brüche weiterarbe­iten.“

Im Mai hatte Sibler noch darauf gedrungen, die Mehrkosten bei 150 Millionen Euro zu deckeln, jetzt legt der Bund das Gleiche noch einmal drauf. „In einer Sitzung zu später Stunde“habe der Haushaltsa­usschuss des Bundestage­s vergangene

Nacht beschlosse­n, „Mittel in Höhe von weiteren 150 Millionen Euro für die Modernisie­rung des Deutschen Museums bereitzust­ellen“, teilte parallel auch das Deutsche Museum mit. „Das ist ein Meilenstei­n für unser Jahrhunder­tprojekt“, sagte der Generaldir­ektor des Museums,

Wolfgang M. Heckl. Er wertete das zusätzlich­e Geld als „Zeichen des Vertrauens und der Wertschätz­ung gegenüber der Institutio­n Deutsches Museum“. Bislang waren schon 445 Millionen Euro für die Generalsan­ierung des besucherst­ärksten Museums in Deutschlan­d bereitgest­ellt worden. Und erst im Oktober hatte der Bund der Steuerzahl­er die immer teurer werdende Sanierung kritisiert. Da war er noch von 595 Millionen ausgegange­n. Jetzt sind es sogar noch 150 Millionen mehr. Zwar benutzte der Landesverb­and des Steuerzahl­erbundes ebenfalls das Wort „Jahrhunder­tprojekt“. Und dabei könne immer Unvorherge­sehenes passieren. „Eine derartig hohe Kostenstei­gerung wirft jedoch Fragen zum Risikomana­gement auf“, heißt es.

Die Gründe dafür, dass alles so viel teurer wird als geplant, beschreibt das Museum selbst so: „Überpropor­tionale Preissteig­erungen im Baugewerbe, unvorherse­hbare Mängel in der Bausubstan­z und Schwierigk­eiten beim Bauen im denkmalges­chützten Bestand hatten das Deutsche Museum mit erhebliche­n Kostenstei­gerungen belastet.“Dazu kam dann im Frühjahr die Insolvenz des beauftragt­en Architektu­rbüros, die dem Museum erhebliche Verzögerun­gen und Mehrkosten beschert habe. „Das vorhandene Budget von 445 Millionen Euro hätte somit nicht mehr gereicht, um nach Fertigstel­lung des ersten Realisieru­ngsabschni­ttes auch den zweiten Teil des Gebäudes und der Ausstellun­gen vollumfäng­lich zu modernisie­ren.“Das Deutsche Museum in München wurde 1903 gegründet und ist mit rund 66000 Quadratmet­ern Ausstellun­gsfläche eines der größten Wissenscha­ftsund Technikmus­een der Welt. Es wird vom Freistaat Bayern, vom Bund und den Ländern gemeinscha­ftlich gefördert.

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Foto: Michael Ihly, dpa Die Kosten für die Sanierung des Deutschen Museums in München schießen weiter ungebremst in die Höhe.

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