Mittelschwaebische Nachrichten
Vettel wird zum Einzelkämpfer
Der Ex-Weltmeister ist 2020 der letzte Deutsche in der Formel 1
São Paulo Nun muss Sebastian Vettel allein die Formel-1-Ehre eines ganzen Landes retten. Michael Schumacher, Ralf Schumacher, Nick Heidfeld, Timo Glock, Adrian Sutil, Pascal Wehrlein, Nico Rosberg und zuletzt noch Nico Hülkenberg – Vettel sah nicht alle kommen, aber alle gehen. Die große Ära deutscher Stammfahrer in der Formel 1 ist längst vorbei, im kommenden Jahr erreicht die PS-Talfahrt des Autobauerlandes ihren befürchteten Tiefpunkt. Kein deutsches Rennen, nur ein deutscher Fahrer: Vettel.
Hülkenberg, bereits in diesem Jahr Vettels einziger Mitstreiter aus der Heimat, wird 2020 nicht mehr in der Formel 1 fahren. „Natürlich ist ein Teil von mir auch traurig. Und wenn ich die Rennen am Fernseher verfolge, werde ich noch trauriger sein“, meinte Hülkenberg. Nur ein deutscher Pilot in der MotorsportKönigsklasse, das gab es zuletzt 1993. Sein Name: Michael Schumacher. Mit ihm kam der Hype, mit ihm stiegen die Zuschauerzahlen in Deutschland, mit ihm bekam Deutschland phasenweise sogar zwei Rennen pro Jahr.
Die Gegenwart sieht weniger gut aus. Die Formel 1 expandiert weiter, der deutsche Markt wird 2020 aber umkurvt. Junge Fahrer rücken nach, ein Deutscher ist (noch) nicht dabei. Die Hoffnungen ruhen auf Mick Schumacher, dem 20 Jahre alten Sohn von Rekordweltmeister Michael Schumacher.
Bis er aber von der Formel 2 in die höchste Rennserie aufsteigt, muss Mentor Vettel ran. Der sagt, er wisse im Moment nicht, wie seine Zukunft in der Formel 1 nach dem Ende der nächsten Saison aussehe – solange gilt noch sein Kontrakt mit dem italienischen Traditionsrennstall. „Aber ich gehe davon aus, dass ich nach nächstem Jahr noch weiterfahre“, sagte Vettel
in Interlagos.
In Brasilien wird er am Sonntag (18 Uhr/RTL und Sky) seinen 100. Grand Prix für Ferrari bestreiten. Ein Sieg täte ihm gut, es wäre erst der zweite in dieser Saison, in der er eigentlich den Titel holen wollte. Zum Auftakt stellte er schon mal die Tagesbestzeit auf. Zweiter mit einem Rückstand von 21 Tausendstelsekunden wurde Vettels FerrariTeamkollege Charles Leclerc.