Mittelschwaebische Nachrichten
Rocker: Bandidos feiern mit 1800 Gästen in Ulm
Der Motorradclub lädt zum 20. Jahrestag in die Münsterstadt. Polizei ist alarmiert und schickt Großaufgebot
Ulm Wenn der nach den Hells Angels zweitgrößte Motorradclub weltweit feiert, wird geklotzt und nicht gekleckert. An diesem Samstag blickt die Rockerszene nach Ulm: „20 Jahre Bandidos Deutschland“feiern die Biker im Donautal. Mit bis zu 1800 Gästen rechnet der Ulmer Ortsverein – bei den Rockern heißt das Chapter. Und Ulm als Chapter der ersten Stunde wurde deshalb als Ausrichter ernannt, wie der „Bandidos MC Ulm“schriftlich mitteilte.
Die Polizei ist als Zaungast mit dabei: „Wir sind stark aufgestellt“, sagt Polizeisprecher Wolfgang Jürgens. Im ganzen Donautal werde am Samstag massiv kontrolliert. Die Teilnehmer der Rockerparty und Gäste der Pizzeria „O Sole Mio“, die gegenüber des Veranstaltungsorts liegt, dürften auf den ersten Blick kaum voneinander zu unterscheiden sein. Denn ihre berühmt-berüchtigten Kutten mit dem bewaffneten Mexikaner auf dem Rücken, werden sie in der Öffentlichkeit nicht tragen. Seit fast drei Jahren müssen die Anhänger einiger Rocker-Clubs in Deutschland auf das Tragen ihrer Club-Abzeichen verzichten. Diese Verschärfung des Vereinsgesetzes wurde damals mit der Eindämmung der organisierten Kriminalität in den Reihen der großen Rockerclubs begründet.
„Ich will nicht von einer Gefährdung der Sicherheitslage sprechen“, sagt Jürgens. Doch die Ulmer Polizei ist aus mehreren Gründen alarmiert: Zwischen Bandidos und dem Ableger eines verfeindeten Motorradclub gab es Ärger. Vor vier Jahren wurde ein Fall vor dem Ulmer Landgericht verhandelt: Bandidos überfielen demnach frühmorgens das Haus des Präsidenten des verhassten Clubs in Wiblingen. „Das sind ganz alte Geschichten“, kommentiert „Bandido Andy“, der Pressesprecher der Bandidos auf Anfrage unserer Zeitung. Der betreffende Club habe sich längst aufgelöst und der „Unaussprechliche“, wie der Pressesprecher den damaligen Kontrahenten nennt, befinde sich dauerhaft im Ausland. „Wir feiern ganz entspannt“, sagt Andy. Es gebe keinerlei Schwierigkeiten mit in der Region vertretenen Motorradclubs. Was nichts daran ändert, dass die Behörden die Bandidos als „Outlaw Motorcycle Gang“einstufen. Auch der Pressesprecher trägt in seinem Rockernamen „Bandido Andy 1%er“darauf einen Hinweis. „Ein-Prozenter“sind laut Verfassungsschutz Biker, die sich selbst als Gesetzlose sehen und das bestehende Rechtssystem ablehnen. „Es wird nichts passieren“, beruhigt „Bandido Andy“, der Secretario im National Chapter East Central. Selbst mit
Motorrädern würden die wenigsten Biker anreisen. „Bei den Temperaturen kommen die meisten mit dem Auto oder Bus.“Aufgrund der schlechten Wettervorhersage sei auch eine geplante Motorrad-Stuntshow abgesagt worden. Was den bis zu 1800 Teilnehmern aus aller Welt bleibt, ist ein „großes Buffet mit schwäbischen Spezialitäten“. Und auch Food-Trucks seien angeheuert worden. Die Dekorateure der Bandidos hätten bis Samstag noch alle Hände voll zu tun. Denn normalerweise werden in der gemieteten Location Vermählungen gefeiert. „Zu sehr nach Hochzeit soll es nicht aussehen.“