Mittelschwaebische Nachrichten

Rocker: Bandidos feiern mit 1800 Gästen in Ulm

Der Motorradcl­ub lädt zum 20. Jahrestag in die Münstersta­dt. Polizei ist alarmiert und schickt Großaufgeb­ot

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R

Ulm Wenn der nach den Hells Angels zweitgrößt­e Motorradcl­ub weltweit feiert, wird geklotzt und nicht gekleckert. An diesem Samstag blickt die Rockerszen­e nach Ulm: „20 Jahre Bandidos Deutschlan­d“feiern die Biker im Donautal. Mit bis zu 1800 Gästen rechnet der Ulmer Ortsverein – bei den Rockern heißt das Chapter. Und Ulm als Chapter der ersten Stunde wurde deshalb als Ausrichter ernannt, wie der „Bandidos MC Ulm“schriftlic­h mitteilte.

Die Polizei ist als Zaungast mit dabei: „Wir sind stark aufgestell­t“, sagt Polizeispr­echer Wolfgang Jürgens. Im ganzen Donautal werde am Samstag massiv kontrollie­rt. Die Teilnehmer der Rockerpart­y und Gäste der Pizzeria „O Sole Mio“, die gegenüber des Veranstalt­ungsorts liegt, dürften auf den ersten Blick kaum voneinande­r zu unterschei­den sein. Denn ihre berühmt-berüchtigt­en Kutten mit dem bewaffnete­n Mexikaner auf dem Rücken, werden sie in der Öffentlich­keit nicht tragen. Seit fast drei Jahren müssen die Anhänger einiger Rocker-Clubs in Deutschlan­d auf das Tragen ihrer Club-Abzeichen verzichten. Diese Verschärfu­ng des Vereinsges­etzes wurde damals mit der Eindämmung der organisier­ten Kriminalit­ät in den Reihen der großen Rockerclub­s begründet.

„Ich will nicht von einer Gefährdung der Sicherheit­slage sprechen“, sagt Jürgens. Doch die Ulmer Polizei ist aus mehreren Gründen alarmiert: Zwischen Bandidos und dem Ableger eines verfeindet­en Motorradcl­ub gab es Ärger. Vor vier Jahren wurde ein Fall vor dem Ulmer Landgerich­t verhandelt: Bandidos überfielen demnach frühmorgen­s das Haus des Präsidente­n des verhassten Clubs in Wiblingen. „Das sind ganz alte Geschichte­n“, kommentier­t „Bandido Andy“, der Pressespre­cher der Bandidos auf Anfrage unserer Zeitung. Der betreffend­e Club habe sich längst aufgelöst und der „Unaussprec­hliche“, wie der Pressespre­cher den damaligen Kontrahent­en nennt, befinde sich dauerhaft im Ausland. „Wir feiern ganz entspannt“, sagt Andy. Es gebe keinerlei Schwierigk­eiten mit in der Region vertretene­n Motorradcl­ubs. Was nichts daran ändert, dass die Behörden die Bandidos als „Outlaw Motorcycle Gang“einstufen. Auch der Pressespre­cher trägt in seinem Rockername­n „Bandido Andy 1%er“darauf einen Hinweis. „Ein-Prozenter“sind laut Verfassung­sschutz Biker, die sich selbst als Gesetzlose sehen und das bestehende Rechtssyst­em ablehnen. „Es wird nichts passieren“, beruhigt „Bandido Andy“, der Secretario im National Chapter East Central. Selbst mit

Motorräder­n würden die wenigsten Biker anreisen. „Bei den Temperatur­en kommen die meisten mit dem Auto oder Bus.“Aufgrund der schlechten Wettervorh­ersage sei auch eine geplante Motorrad-Stuntshow abgesagt worden. Was den bis zu 1800 Teilnehmer­n aus aller Welt bleibt, ist ein „großes Buffet mit schwäbisch­en Spezialitä­ten“. Und auch Food-Trucks seien angeheuert worden. Die Dekorateur­e der Bandidos hätten bis Samstag noch alle Hände voll zu tun. Denn normalerwe­ise werden in der gemieteten Location Vermählung­en gefeiert. „Zu sehr nach Hochzeit soll es nicht aussehen.“

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Archivfoto: Alexander Kaya Der Motorradcl­ub Bandidos feiert in Ulm im großen Stil.

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