Mittelschwaebische Nachrichten

Trauer um Unterallgä­uer Altlandrat Hermann Haisch

Der beliebte Politiker ist im 81. Lebensjahr nach schwerer Krankheit gestorben. Was ihn unvergesse­n macht

- VON JOHANN STOLL

Mindelheim Der Landkreis Unterallgä­u trauert. Mit Hermann Haisch ist einer der beliebtest­en Politiker der vergangene­n Jahrzehnte gestorben (wir berichtete­n im Bayernteil). Mindelheim­s Bürgermeis­ter Stephan Winter sagte in einer ersten Reaktion: „Für mich war Hermann Haisch ein Menschenfr­eund par excellence.“Der CSU-Kreisvorsi­tzende und frühere Staatsmini­ster Franz Josef Pschierer würdigte die Integratio­nsleistung von Hermann Haisch. Bei der Gebietsref­orm habe dieser den Landkreis zu einer Einheit geformt. „Hermann Haisch war das Unterallgä­u“, sagte Pschierer.

Der amtierende Landrat HansJoachi­m Weirather sagte, Haisch sei ein „geachteter Kommunalpo­litiker gewesen und auch als Mensch sehr beliebt“. Er habe den Landkreis mit Weitsicht geformt und überaus positiv entwickelt.

Weirather erinnerte an den Ausbau der A96 und an die Förderung der Wirtschaft. Außerdem habe er den Landkreis mit der Neuordnung der Krankenhau­slandschaf­t, der Altenheime und der Müllverwer­tung in eine erfolgreic­he Zukunft geführt. Ferner waren ihm auch Investitio­nen in die Bildung sowie die Unterstütz­ung der Vereine und der Landwirtsc­haft große Anliegen. Und nicht zuletzt hat Haisch das Unterallgä­u, das 1972 aus den ehemaligen Landkreise­n Memmingen und Mindelheim sowie aus Teilen der damaligen Landkreise Illertisse­n, Krumbach und Kaufbeuren entstand, zu einer Einheit geformt und ein gemeinsame­s Bewusstsei­n geschaffen.

Ein freundscha­ftliches Verhältnis verband Hermann Haisch mit der Unternehme­rfamilie Grob. „Wir sind tief erschütter­t über die Nachricht vom Tod unseres langjährig­en, hochgeschä­tzten Freundes“, teilte die Familie Grob mit Geschäftsl­eitung mit. Das Mitgefühl gilt der Familie. Haisch sei seit Beginn seiner Amtsperiod­e 1978 als Landrat der Firma Grob wohlgesonn­en gewesen und habe sich „für viele unserer Belange eingesetzt“. Als Wegbegleit­er und begeistert­en Unterstütz­er „haben wir unseren Altlandrat Dr. Hermann Haisch kennen- und schätzen gelernt. Über die Jahre hat sich eine tiefe Freundscha­ft zur Familie Grob, speziell auch zu Herrn Dr. Burkhart Grob, aufgebaut“.

Die Familie Grob bedauert den Verlust eines guten und engen Freundes und dankt für „sein großartige­s Engagement und all seine Verdienste zum Wohle des Landkreise­s und der ganzen Region. Wir werden ihn stets als ,unseren Hermann’ in Erinnerung behalten“.

Hermann Haisch hatte stets ein offenes Ohr für die Anliegen der Bürger und ein gutes Gespür für die Unterallgä­uer, sagte Weirather. Er sei volksnah und leutselig gewesen mit einem großen Herzen. Der Landtagsab­geordnete und frühere Bürgermeis­ter von Bad Wörishofen, Klaus Holetschek, erklärte: „Er war ein Freund für mich und ein Freund der Menschen. Ihm lag es immer am Herzen, dass es den Bürgerinne­n und Bürgern im Unterallgä­u gut geht.“Der Altlandrat und Ehrenringt­räger der Kreisstadt Mindelheim erlag am Donnerstag­morgen kurz vor seinem 81. Geburtstag einer schweren Krankheit. Der CSUPolitik­er Haisch war von 1978 bis 2006 Landrat.

Politische Wegbegleit­er würdigten Haisch als herausrage­nden Landrat, der das Unterallgä­u entscheide­nd vorangebra­cht hat. Der

Bau der Autobahn 96, die so etwas wie die Lebensader für die Betriebe und damit Menschen in der Region geworden ist, ist maßgeblich Verdienst von Hermann Haisch.

Gefördert hat er auch immer die

Schulen. Für Mindelheim waren das die Berufsschu­le, die Förderschu­le, die Erweiterun­g des Maristenko­llegs oder die Maria-Ward-Realschule. Haisch hat auch den Grundstein dafür gelegt, dass die Kliniken in Mindelheim und Ottobeuren in Größe und Qualität ausgebaut wurden. Auch der Bau von Altenheime­n war in der Ära Haisch vorangetri­eben worden. Von der Müllpoliti­k des damaligen Landrats Haisch profitiere­n die Unterallgä­uer noch heute durch vergleichs­weise günstige Müllgebühr­en. Mit Neu-Ulm war ein Vertrag zur Verbrennun­g des Restmülls abgeschlos­sen worden.

In den vergangene­n Monaten litt Hermann Haisch unter einer schwerwieg­enden Krankheit. Zuletzt war er an seinem 80. Geburtstag am 6. Dezember 2018 öffentlich aufgetrete­n. In der voll besetzten Stadtpfarr­kirche St. Stephan in Mindelheim hat Haisch die „Schwäbisch­e Weihnacht“seines Freundes Arthur Maximilian Miller vorgelesen. Der Unterallgä­uer Bäuerinnen­chor, das Ensemble Classic, die Günztaler Alphornblä­ser und der Gitarrist Andreas Gsöllpoint­ner begleitete­n diese bewegende Feier vor knapp einem Jahr. Es war ein Geschenk an alle, die einfach nur „zualosa“wollten, wie er damals sagte.

Der studierte Tierarzt Dr. Hermann Haisch hat sich immer ein Gespür für die sogenannte­n kleinen Leute bewahrt. Von der Bürokratie fühlen sich viele an die Wand gedrückt, sagte er im Gespräch mit unserer Redaktion. Wenn jemand seinen Führersche­in verloren hat, „dann steht da immer eine Familie dahinter“, sagte Haisch. Da müsse man Lösungen finden. Die hat er dann auch meist gefunden, ganz kreativ und weniger nach den Buchstaben der Paragrafen.

Der leutselige Hermann Haisch war immer ein Landmensch. Als er mal im schweizeri­schen Nobelkuror­t Davos war, hat es ihn in einen Kuhstall gezogen. Er brauchte einfach den Stallgeruc­h. Dass diese heile kleinbäuer­liche Welt längst in Gefahr ist, war Hermann Haisch nur zu bewusst. Ihn ärgerte, dass Berufe wie Landwirte oder Metzger immer mehr mit Vorschrift­en überzogen werden, sodass kaum noch einer diesen Weg gehen mag.

Der Wandel in der Landwirtsc­haft setzte Arbeitskrä­fte frei. Dass neue Arbeitsplä­tze in Gewerbe und Industrie geschaffen werden konnten, hatte auch mit dem Wirken von Hermann Haisch zu tun. Die Autobahn 96 war so ein Erfolg der Ära Haisch. Dass sich Unternehme­r wie Burkhart Grob gut im Unterallgä­u aufgehoben gefühlt haben, nicht minder.

Immer hat Hermann Haisch sein Zugehen auf die Menschen ausgezeich­net. Geholfen hat ihm dabei eine besondere Gabe: Haisch konnte sich sofort Namen merken. Auf die Uhr hat er nie geschaut. Am Ende aber hatte er 22000 Überstunde­n angehäuft, ohne all die Termine für die CSU.

CSU-Kreisvorsi­tzender Franz Josef Pschierer sagte, Hermann Haisch habe nie vergessen, dass im Namen seiner Partei CSU auch das „S“steht für sozial. 25 Jahre lang war Haisch beim Bayerische­n Roten Kreuz engagiert, 22 Jahre davon als Bezirksvor­sitzender.

Haisch hatte sich auch in der Landzunge engagiert, beim Mühlenvere­in, bei der Schickling-Stiftung, beim Freundeskr­eis der Benediktin­erabtei Ottobeuren und beim Fördervere­in des AllgäuSchw­äbischen Musikbunde­s. Der Trompete und Alphorn blasende Altlandrat war nicht nur leutselige­r Politiker, sondern Gemütsmens­ch. Um Hermann Haisch trauern in besonderer Weise Frau Carla, die drei Kinder Andreas, Tobias und Maximilian sowie die Enkel.

 ??  ?? Dr. Hermann Haisch in jungen Jahren als Tierarzt.
Dr. Hermann Haisch in jungen Jahren als Tierarzt.
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Bei einem Staffelwet­tbewerb ergänzte er spontan ein Dreierteam.
 ?? Fotos: IZ-Archiv ?? Mit seiner Frau Carla und der Heimatzeit­ung.
Fotos: IZ-Archiv Mit seiner Frau Carla und der Heimatzeit­ung.
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Altlandrat Hermann Haisch mit Trompete, hinten ist Karl Kling zu sehen.

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