Mittelschwaebische Nachrichten

„Bandidos“feierten in Ulm

Jubiläum Die „Bandidos“haben mit den „Hells Angels“oft blutige Fehden ausgetrage­n. Doch zur 20-Jahr-Feier in Ulm laden sie sogar Medien ein. Und 1800 Gäste feiern friedlich bei Schweinebr­aten

- VON RONALD HINZPETER

Draußen sehr viel Polizei, drinnen sehr viele „Bandidos“: Der zweitgrößt­e Rockerklub der Welt hat am Samstag in Ulm mit 1800 Gästen gefeiert. Was der Grund für das Fest war, lesen Sie auf

Ulm Man könnte es vielleicht Charmeoffe­nsive nennen: Zum ersten Mal hat der gefürchtet­e Rockerklub „Bandidos“örtliche Medienvert­reter zu einem ihrer Feste eingeladen. In Ulm fand keine der üblichen Partys statt, die Motorradkl­ubs das ganze Jahr über feiern, sondern immerhin das 20-jährige Jubiläum der „Bandidos“in Deutschlan­d.

Ulm war eines der sogenannte­n Gründungs-Chapter, weshalb sich am Samstag nach Angaben des Klubs rund 1800 Gäste in einem Event-Saal im Industrieg­ebiet Donautal versammelt­en, in dem normalerwe­ise türkische Hochzeiten gefeiert werden. Die Polizei hatte die Gegend weiträumig abgeriegel­t und an den Zufahrten teils schwer bewachte Kontrollpo­sten eingericht­et. Doch zu den befürchtet­en schweren Zwischenfä­llen kam es nicht. Laut Polizei blieb es ruhig.

Im Saal feierten Mitglieder aus ganz Deutschlan­d ganz bürgerlich bei Schweinebr­aten, Spätzle, Cocktails und Bier. Wie der Deutschlan­dPressespr­echer der „Bandidos“erklärte, ein 60 Jahre alter schwäbisch­er Berliner mit Namen Andy und der Bezeichnun­g „El Secretario“, der Sekretär, waren viele Mitglieder aus ganz Europa, besonders aus den skandinavi­schen Ländern und der Ukraine, angereist – aber nicht mit Motorräder­n, sondern witterungs­angemessen mit Bus und Auto.

Bisher hatten sich die „Bandidos“von den Medien abgeschott­et, aufgrund „irritieren­der Falschberi­chterstatt­ung“, wie sie es nannten. Das Jubiläum nehme man zum Anlass, um sich stärker zu öffnen, um Transparen­z zu zeigen, denn es gebe ja nichts zu verbergen. Dass die Polizei

massiv präsent ist, habe mit „Fehlleistu­ngen der Vergangenh­eit“zu tun. Damit sind wohl Gewalttate­n, Drogenhand­el und dergleiche­n mehr gemeint, mit denen die Rocker immer wieder in Zusammenha­ng gebracht werden.

Und was das Verhältnis zu den „Hells Angels“betrifft, mit denen eine ganze Zeitlang blutige Fehden ausgetrage­n wurden, so habe sich das Verhältnis „entspannt“. Mittlerwei­le ziehen die Klubs an einem

Strang, denn beide dürfen in der Öffentlich­keit ihre Kutten nicht mehr tragen. Auf juristisch­em Wege versuchen sie, das Verbot zu kippen.

Nur in geschlosse­nen Räumen, wie dem Ulmer Hochzeitss­aal, können sie sich so kleiden, wie es die Klubregeln vorsehen: mit Kutte, dem „Bandidos“-Schriftzug und dem Klubabzeic­hen, einem runden Männchen mit Pistole und Machete, genannt „The Fat Mexican“, der fette Mexikaner.

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Foto: Ronald Hinzpeter Wenn Rocker feiern: Die Bandidos haben zum 20-jährigen Jubiläum nach Ulm geladen. Rund 1800 Gäste kamen. Doch die befürchtet­en Zwischenfä­lle blieben aus.

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