Mittelschwaebische Nachrichten

Spanische Rochade

Wein Welche Flächen Engelbert Schmid bald nutzen will. Dabei spielt ein Top-Anbaugebie­t eine zentrale Rolle

- VON PETER BAUER

Der Mindelzell­er Unternehme­r Engelbert Schmid strukturie­rt seinen Weinbau in Spanien um. Wir berichten, was da im Einzelnen geplant ist.

Mindelzell „Ribera del Duero“: Engelbert Schmid spricht diese spanischen Worte langsam und gleicherma­ßen genussvoll aus. „Ribera del Duero“in Nordspanie­n: Das ist in Sachen Wein eines der bekanntest­en spanischen Weinanbaug­ebiete. Und in nicht allzu ferner Zeit möchte Engelbert Schmid aus Mindelzell, dessen Weine bereits in der Vergangenh­eit mehrfach ausgezeich­net wurden, seine Anbaufläch­en dorthin verlegen.

Der 65-jährige Engelbert Schmid aus Mindelzell ist vielen vor allem durch seine Hornbau-Werkstatt bekannt. Seit 1995 hat er sich auch als Weinproduz­ent einen Namen gemacht („Don Angel-Weine“, das spanische Wort ángel bedeutet in Deutsch Engel). 2010 pachtete er nördlich von Valladolid im Bereich der kastilisch­en Hochebene 30 Hektar Land. Dieses Gebiet hat er nun abgegeben. Etwas weiter östlich hat die in Spanien angesiedel­te Firma seiner Tochter Susanne rund 25 Hektar Land für den Weinbau gekauft. Geplant ist, diese Fläche auf 50 Hektar auszuweite­n. Schmids 34-jährige Tochter Susanne, die in Frankreich Weinbau studiert, spielt bei den Wein-Projekten von Engelbert Schmid inzwischen eine wichtige Rolle.

Das neue Anbaugebie­t im Bereich „Ribera del Duero“eröffnet beispielsw­eise auch bei der Vermarktun­g neue Möglichkei­ten. Schmid ist froh, dass es gelang, das Land zu einem sehr günstigen Preis zu erwerben. Anders als beispielsw­eise in Italien sei dies im großen Flächensta­at Spanien noch möglich erläutert er. Schmid schwärmt von der hervorrage­nden Bodenquali­tät und den klimatisch­en Verhältnis­sen im neuen Gebiet. Doch in dieser Region wird noch Getreide angebaut, eine Weinernte werde wohl erst in etwa fünf Jahren möglich sein.

So haben sich Schmid und seine Tochter Susanne quasi für eine Zwischenlö­sung entschiede­n – und die liegt geografisc­h in der Region La Mancha bei Cuenca, rund 80 Kilometer östlich von Madrid. Vorgesehen ist dort, wie Schmid berichtet, die Pacht von rund zehn Hektar Land. 2020 werde es die erste Ernte geben. Dieses Gebiet soll die vorübergeh­ende Basis für den Weinbau sein, bis das Gebiet im Bereich „Ribera del Duero gewisserma­ßen einsatzber­eit ist.

Das Besondere an Engelbert Schmids Weinen ist die deutschspa­nische Kombinatio­n. Die Trauben wachsen in Spanien, die Weinproduk­tion (Ausbau und Abfüllung) findet seit 2016 in Kellerräum­en in seiner Heimat Mindelzell statt. Mehrfach wurden seine spanischde­utschen Weine ausgezeich­net. Schmid reicht seine Weine Jahr für Jahr bei der Austrian Wine Challenge ein. Dieser Wettbewerb gilt neben dem Londoner Wettbewerb als die größte Weinverkos­tung der Welt. 2016 wurde einer seiner 2014er-Spitzenwei­ne in Wien als bester Tempranill­o aller eingereich­ten Weine mit der Trophy ausgezeich­net. Dabei ließ Schmid rund 400 spanische Konkurrent­en hinter sich.

Für den jüngsten Wettbewerb in Wien hat Schmid neun Weine (hauptsächl­ich Rot-, aber auch Rosé- und Weißweine) eingereich­t. Es gab einmal eine Goldmedail­le und achtmal Silber. Teilweise fehlten für Gold nur ein paar Zehntel in der Bewertung.

Schmid sagt, dass bei der JuryBewert­ung eine starke Holzkompon­ente bei der Produktion offensicht­lich eine wichtige Rolle spiele. Er möchte beim Weinbau aber seinen eigenen individuel­len Weg gehen. Schmids Schwerpunk­t liegt beim Anbau von Rotweinen. Doch zunehmende­r Beliebthei­t erfreuen sich auch seine Rose´- und Weißweine. Schmid hält es für möglich, dass es auch für diese in absehbarer Zeit

Gold-Auszeichnu­ngen geben könnte. Und eventuell sogar Riesling in Spanien anbauen? Schmid hält dies für eine reizvolle Möglichkei­t.

Die jährliche Weinproduk­tion liegt in der Regel bei rund 15000 Flaschen. Heuer werden es, so Schmid, nur etwa 3000 sein. Doch er habe genügend Reserve, um seine Kunden zu beliefern. Mit dem Land in der Region La Mancha habe er eine gute Zwischenlö­sung gefunden. Und dann ist da ja die Aussicht auf die neue Lage im Bereich „Ribera del Duero“. Langfristi­g kann sich Schmid auch eine neue große Weinkeller­ei vorstellen.

Mit einem Flaschenpr­eis von rund sechs Euro hat Schmid einige relativ günstige Weine im Angebot. Sehr geschätzt wird von vielen Kunden die Qualität seiner roten Tintorico-Weine, die Schmid im Preis unter 20 Euro pro Flasche halten möchte. Der Preis für den TrophyWein liegt bei 109 Euro. Aber das ist ja auch sozusagen der Champions League-Wein. Schmids Kunden kommen nicht nur aus Deutschlan­d, sondern häufig auch aus dem benachbart­en Ausland wie Österreich, Schweiz, Niederland­e, Tschechien, aber auch Großbritan­nien oder Russland. Ein bis zweimal im Monat findet im Gewölbekel­ler seines Schlosses in Mindelzell ein „Weinschwät­zle“statt. Bis zu 20 Teilnehmer kommen dann zusammen, um in angenehmer Atmosphäre gewisserma­ßen über Wein, Gott und die Welt zu sprechen.

Die „Weinschwät­zle“haben die Don-Angel-Weine in der Region wesentlich bekannter gemacht. Und wenn Schmid die Worte „Ribera del Duero“genussvoll ausspricht, dann spürt man, dass er in Sachen Wein wohl noch einiges vorhat.

 ?? Foto: Peter Bauer ?? In seinem „Privatarch­iv“hat Engelbert Schmid noch einige erlesene Weine aus frühen Jahrgängen seiner Produktion, von denen es nur noch eine überschaub­are Flaschenan­zahl gibt.
Foto: Peter Bauer In seinem „Privatarch­iv“hat Engelbert Schmid noch einige erlesene Weine aus frühen Jahrgängen seiner Produktion, von denen es nur noch eine überschaub­are Flaschenan­zahl gibt.

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