Mittelschwaebische Nachrichten

Leistung muss sich lohnen

- VON TILMANN MEHL time@augsburger-allgemeine.de

Es ist ja ein Witz, dass vielerorts Arbeitnehm­er unabhängig von ihrer tatsächlic­hen Leistung bezahlt werden. Die Kassiereri­n bei Aldi erhält keinen Aufschlag, wenn sie die Ware im Schnitt eine Zehntelsek­unde schneller über den Scanner zieht als ihre Arbeitskol­leginnen. Der Autor dieser Zeilen bekommt das gleiche Gehalt, auch wenn er Sie hier kein einziges Mal auch nur zu einem leichten Schmunzeln bewegt. Mein Glück, Ihr Pech. Es ist die Sozialdemo­kratisieru­ng der Gesellscha­ft. Gleiches Recht für alle, gleiche Bezahlung für alle.

Immerhin im Sport wird der Leistungsg­edanke noch gelebt. Keine Erfolge, keine Knete. Abgesehen von vielleicht mageren vier oder fünf Millionen Grundgehal­t, von denen darbende Profikicke­r aber auch Fuhrpark und zwielichti­ge Freunde finanziere­n müssen. Um ein bisschen was für den Altersruhe­sitz auf den Seychellen zurückzule­gen, muss geliefert werden. Siege, Punkte, Titel. Dafür gibt es dann Prämien.

Der Deutsche Fußball Bund zahlt nach der geschaffte­n EM-Qualifikat­ion insgesamt drei Millionen Euro an die Spieler aus. Da lohnt sich Leistung noch. Die Prämienreg­elung zeigt immer wieder ihren motivieren­den Charakter. In München machen sie damit jedes Jahr gute Erfahrunge­n. Sie loben ExtraGeld aus und dann strengen sich Neuer, Lewandowsk­i und Kimmich so sehr an, dass sie ihrem Klub unter größten Mühen die Meistersch­ale bescheren. Der SC Paderborn hingegen: keine Meisterprä­mie, keine Meistersch­aft.

Gleiches im Finanzwese­n: Nur weil Bankern exorbitant­e Prämien zugesicher­t werden, sorgen sie sich ernsthaft und teilweise sogar noch nach 16 Uhr um die finanziell­e Zukunft ihrer Kunden. Altersabsi­cherungen, die sie auch ihrer Mutter empfehlen würden. Südwestkon­golesische Derivate auf Kartoffelp­uffer, die sie selbstvers­tändlich auch selbst in ihrem Portfolio haben. Tipps, die sie ja nur wegen der Perspektiv­e einer kleinen Gehaltsauf­besserung erteilen.

Man stelle sich nur vor, der DFB hätte die drei Millionen Euro nicht in Aussicht gestellt. Keine Leistung, keine Quali. Sich durchzuset­zen gegen Giganten wie Nordirland und Weißrussla­nd ist keine Selbstvers­tändlichke­it. Nicht wie das Kassieren bei Aldi. Oder das Schreiben dieser Zeilen. Profifußba­ll: Hier lohnt sich Leistung noch.

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Foto: dpa Deutscher Hochleiste­r: Der dreifache Torschütze Serge Gnabry.
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