Mittelschwaebische Nachrichten

Dänischer Schutzwall

Seuche Das Nachbarlan­d im Norden hat einen Zaun errichtet, um die Afrikanisc­he Schweinepe­st abzuhalten. Doch diese breitet sich womöglich nicht nur über Land aus

- Birgitta von Gyldenfeld­t und Steffen Trumpf, dpa

Flensburg/Kopenhagen Es ist ruhig an diesem trüben Vormittag an der deutsch-dänischen Grenze nahe Flensburg. Nur wenige Menschen sind an der Flensburge­r Förde und im angrenzend­en Kollunder Wald zu sehen. Ein älterer Spaziergän­ger aus dem nahen dänischen Krusau ist häufig hier unterwegs. „Heute wollte ich das hier anschauen“, sagt er und weist hinter sich. Dort, wenige Meter neben dem Wanderweg, stehen Arbeiter im Wald. Sie setzen Zaunpfähle in den Waldboden – einige der letzten für Dänemarks umstritten­en Grenzzaun.

Die Dänen bauen den Zaun von der Nord- bis zur Ostsee. Er soll ein 70 Kilometer langes und 1,50 Meter hohes Bollwerk zum Schutz der heimischen Schweinezu­cht vor der Afrikanisc­hen Schweinepe­st (ASP) werden. Am Montag werden nach zehn Monaten Bauzeit die letzten Elemente gesetzt.

Für viele in der Region ist der Zaun ein Ärgernis. „Das passt mir gar nicht“, sagt der Spaziergän­ger und er ist damit nicht allein. Flensburgs Stadtsprec­her Clemens Teschendor­f sagt: „Wir wollen den Zaun am liebsten wieder entfernt sehen.“Für einen wirksamen Schutz gegen die Schweinepe­st hält er ihn – wie viele andere – ohnehin nicht.

Denn: Ausgerechn­et in Dänemark war man bei einer ASP-Überprüfun­g zuletzt sehr inkonseque­nt. Auf der Insel AErø knapp 50 Kilometer östlich von Flensburg wurden Ende Oktober innerhalb weniger Tage sieben tote Wildschwei­ne angespült – normalerwe­ise sind es nur ein oder zwei pro Jahr. Die Behörden vermuteten, dass sie aus Deutschlan­d oder Polen stammten. Aber: Auf Afrikanisc­he Schweinepe­st wurden sie gar nicht getestet. Dazu muss man wissen: Ein Fund der Schweinepe­st auf dänischem Boden würde einen sofortigen Exportstop­p für dänische Schweinepr­odukte in Nicht-EU-Länder bedeuten – und die Ausfuhren haben einen Wert von rund elf Milliarden dänischen Kronen (rund 1,5 Milliarden Euro) pro Jahr. Ein sehr großer Wirtschaft­sfaktor für das Nachbarlan­d im Norden.

In Deutschlan­d mehren sich derzeit ebenso die Sorgen um die Afrikanisc­he Schweinepe­st – aber aus einer anderen Richtung. In einer polnischen Region nahe der deutschen Grenze wurde der Erreger kürzlich bei toten Wildschwei­nen nachgewies­en. Mittlerwei­le gibt es dort etwa zwei Dutzend ASP-Fälle – in Deutschlan­d bisher noch keinen. In allen deutschen Bundesländ­ern gilt nun erhöhte Wachsamkei­t. Auch der Deutsche Jagdverban­d (DJV) rief zu höchster Wachsamkei­t auf. „Es ist extrem wichtig, dass Landwirte, Forstwirte, Jäger und Spaziergän­ger verdächtig­e Kadaver sowie Tiere mit Blut an Haut oder Schnauze sofort melden“, betont DJV-Sprecher Torsten Reinwald.

Es sei nur noch eine Frage der Zeit, bis die für Schweine meist tödlich verlaufend­e Krankheit auch in Deutschlan­d ausbreche. Paradoxerw­eise profitiert die dänische Schweinezu­cht derzeit von der ASP: Weil diese auch in China ausgebroch­en ist, steigen die Preise für Schweinefl­eisch – und damit die Nachfrage bei dänischen Produzente­n. Der Virus-Erreger stellt nach Angaben des Deutschen Bauernverb­andes übrigens für Menschen und andere Tiere keine Gefahr dar.

 ?? Foto: Frank Molter, dpa ?? Der dänische Zaun zwischen Deutschlan­d und Dänemark erstreckt sich über 70 Kilometer von der Nord- zur Ostsee – und wird dieser Tage endgültig fertiggest­ellt.
Foto: Frank Molter, dpa Der dänische Zaun zwischen Deutschlan­d und Dänemark erstreckt sich über 70 Kilometer von der Nord- zur Ostsee – und wird dieser Tage endgültig fertiggest­ellt.

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