Mittelschwaebische Nachrichten
Gebührender Empfang für Haaland
FCA Der Norweger ist der Top-Transfer der Bundesliga. Er wird in Augsburg erstmals im Kader von Borussia Dortmund stehen. Trainer Martin Schmidt will ihm gleich zeigen, wo es langgeht
Augsburg Die Anhänger des FC Augsburg wären am Samstag gut beraten, sich frühzeitig in Richtung WWK-Arena aufzumachen. Klar, das Heimspiel gegen eines der Zugpferde der Liga, Borussia Dortmund, ist längst ausverkauft. Aber nicht nur der Auftritt (15.30 Uhr/
des Tabellenvierten sorgt für erhöhtes Verkehrsaufkommen, zeitgleich findet auf dem Messegelände noch die beliebte Ausstellung „Jagen und Fischen“statt.
Und da der FCA mit fünf Toren in den ersten 15 Minuten zu den Frühstartern der Bundesliga gehört, sollten die Augsburger Fans nicht trödeln. Beim Saisonauftakt in Dortmund traf Florian Niederlechner sogar schon nach 36 Sekunden zum 1:0 für den FCA gegen den ehemaligen FCA-Torhüter Marwin Hitz. Am Ende unterlag der FCA aber mit 1:5.
Doch der 17. August ist schon lange her, es hat sich auf beiden Seiten viel getan. Die Dortmunder Vorrunde glich einer Berg-undTal-Fahrt. Vor der 0:4-Pleite bei den Bayern war Dortmund sieben Spiele unbesiegt. Nach dem Fiasko in München schien man mit zehn Punkten aus vier Spielen auf einem guten Weg, ehe man beim 3:3 zu Hause gegen Leipzig und bei der 1:2-Niederlage in Hoffenheim unnötige fünf Punkte liegen ließ. Die Folge: Sieben Punkte Rückstand auf Tabellenführer Leipzig.
Darauf hat Dortmund reagiert und mit Erling Haaland von RB Salzburg den fehlenden Stoßstürmer geholt. Für den 19-jährigen Norweger soll die Borussia geschätzte 20 Millionen Euro an die österreichische Red-Bull-Dependance überwiesen haben. Es war bisher der Transfer-Medien-Hype. In Augsburg wird die Offensivattraktion ihr Bundesliga-Debüt geben, wenn auch wohl nicht von Beginn an. FCA-Trainer Martin Schmidt will ihm einen gebührenden Empfang bereiten: „Dass er seinen ersten Auftritt hier in Augsburg haben wird, ist gut. Dann weiß er gleich auf der Heimfahrt, wie es hier so zuund hergeht, und dass es keine einfachen Spiele hier geben wird.“Der 52-jährige Schweizer lächelt dabei, doch die Ansage sitzt. Drei Heimspiel-Siege in Folge (Hertha, Mainz, Düsseldorf), das ist die längste Serie seit über fünf Jahren, haben das Vertrauen in seine Mannschaft enorm wachsen lassen.
Während sein zehn Jahre älterer Trainerkollege und Landsmann Lucien Favre die Diskussionen um seine Person bisher nicht abstellen konnte, hat Schmidt mit seiner Mannschaft seit dem überraschenden 2:2 gegen Bayern München die richtige Abzweigung gefunden und seine lautstarken Kritiker mit jedem Erfolg immer mehr zum Schweigen gebracht. Mit 23 Punkten überwinterte der FCA auf Platz zehn.
„Man hat in der Vorbereitung gemerkt, dass viel Selbstbewusstsein im Team steckt. Die Aneinanderreihung von guten Leistungen in den letzten acht, zehn Spielen hat gutgetan“, blickt Schmidt auf die kurze Vorbereitung mit dem Trainingslager auf Malta als Schwerpunkt zurück. „Die Automatismen sind gewachsen, wir konnten in die Detailarbeit reingehen. Wir wollen den guten Stimulus aus der Hinrunde mit in die Rückrunde nehmen“, erklärt er in seinem blumigen Duktus.
Mit welchem Personal, daraus macht Schmidt wie immer ein Staatsgeheimnis. Fakt ist: Vom Stammpersonal werden nur Iago (U23-Auswahl Brasiliens) und Stürmer Sergio Cordova (Probleme am Sprunggelenk) fehlen. Für Alfred Finnbogason wird es wohl eng: „Seit Dienstag absolviert er den kompletten Trainingsumfang, auch beim 10:10 oder 7:7, wo es richtig knallt“, sagt Schmidt. Aber er sei „jetzt auch erst zehn Tage im Training und war zuvor sechs, sieben Wochen raus“. Man darf gespannt sein, ob Schmidt den ehrgeizigen Isländer, der sich Mitte November an der Schulter verletzt hatte, wie schon in der Vorrunde etwas zappeln lässt.
Auch bei Eduard Löwen, der 22-Jährige wurde für eineinhalb
Jahre von Hertha BSC ausgeliehen, bleibt Schmidt vage. „Er ist der Box-to-Box-Spieler, den wir als Ergänzung und Verstärkung wollten. Aber er ist jetzt im Lernen drin und wir bauen ihn allmählich in die Automatismen ein.“Aber egal, wer am Samstag die Startelf bildet, Schmidt warnt: „Wir sind nicht die Einzigen, die punkten. Köln, Hertha, Düsseldorf, Mainz – alle leben.“Deshalb sei klar: „Wir müssen uns jeden Punkt neu erarbeiten.“
Das Konzept dafür ist klar: „Wir wollen ungemütlich sein, den Gegner zu Fehlern zwingen, indem wir Ball und Gegner jagen.“Vielleicht ist es ja gar kein so schlechtes Omen, wenn gleich nebenan eine internationale Jagdmesse stattfindet.