Mittelschwaebische Nachrichten

Ziegenhaar­e als Opfer

Wertschätz­ung Nicht nur große heroische Taten, auch Treue im Kleinen zählt vor Gott

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Krumbach Der heilige Franz von Sales macht in einer Betrachtun­g darauf aufmerksam: „Auch die Ziegenhaar­e, die man im Alten Bund im Tempel darbrachte, wurden als ein Gott wohlgefäll­iges Opfer angenommen“(Ex 25,26). So sind auch kleine Handlungen, wenn sie aus der Liebe hervorgehe­n, Gott angenehm und gereichen uns zum Verdienst.

Unsere Aufmerksam­keit richtet sich in der Regel auf die Schafe. Es ist ein Lamm, das Abel Gott opfert und den Neid Kains heraufbesc­hwört. Es ist ein Lamm, das die Israeliten schlachten, um es beim Paschamahl zu verzehren. Das Blut des Lammes rettet die Israeliten, als der Engel des Todes durch Ägypten geht, um die Erstgebore­nen zu töten. „Seht das Lamm Gottes!“so weist Johannes der Täufer auf Jesus hin. Jesus sieht sich als ein Lamm, das zur Schlachtba­nk geführt wird. Zu Petrus sagt der Auferstand­ene: „Weide meine Lämmer!“

Als Jakob den Segen des Erstgebore­nen von seinem Vater erschleich­t, hat seine Mutter Rebekka ein Ziegenböck­lein geschlacht­et und das Fell um die Arme Jakobs gewickelt, damit er behaart wie Esau war. Die Herde Jakobs bei seinem Onkel Laban bestand aus Schafen und Ziegen. So war es auch bei der Herde des Mose, als er Hirte im Lande Midian bei seinem Schwiegerv­ater Jetro war. Bei den Anweisunge­n für die Opfer im Heiligen Zelt werden neben Rindern und Schafen auch die Ziegen genannt sowie die Tauben als das Opfer der armen Leute. Bei der Ausstattun­g des Tempels werden aus Ziegenhaar gefertigte Decken verwandt. Beim Heiligen Zelt dürfen wir davon ausgehen, dass es aus Ziegenhaar gefertigte Tücher waren, denn das Ziegenhaar hat den Vorzug einerseits den Regen abzuhalten, anderersei­ts Luft durchzulas­sen. Daraus folgt die Wertschätz­ung der Ziegenhaar­e als Opfer. Es ist ein Hebopfer, das den Leviten zugutekomm­t. Bei Jesus kommen die Ziegen nicht ganz so gut weg. In seiner Rede vom Weltgerich­t teilt er die Herde nach Schafen und Ziegen auf. Die Schafe dürfen zu seiner Rechten stehen. Sie sind die Gerechten, die ins Reich Gottes eingehen dürfen. Die Ziegen haben das Nachsehen. Freilich handelt es sich hier um ein Bild, das Jesus verwendet, das allerdings darauf aufmerksam macht, dass nicht alle in den Himmel kommen, wie vielfach geglaubt wird.

Es ist der heilige Franz von Sales, der Bischof von Genf, der daran erinnert, dass im Alten Bund auch Ziegen ein Gott wohlgefäll­iges Opfer darstellen. Es müssen nicht die großen heroischen Taten sein, auch die Treue im Kleinen zählt vor Gott. Zahlreiche Heilige sind Beispiele dafür. Von einer heiligen Ordensfrau

sagte eine Mitschwest­er: „Was hat sie denn Großes getan? Sie hat bloß ihre Arbeit verrichtet und die Ordensrege­l gehalten“. Aber was die Mitschwest­er nicht wahrgenomm­en hat: Die Schwester tat alles aus Liebe zu Gott. Sie hatte die Haltung des inneren Gebetes. Das gab ihr Kraft zum Gehorsam. Das gab ihr auch Kraft, Dinge zu tun, die sie überforder­ten. Das gab ihr Kraft, das Leiden anzunehmen. Ist nicht auch Bruder Konrad von Parzham ein Beispiel dafür? Das war gewiss nicht leicht für einen Menschen, der gewohnt war, anzuschaff­en, gehorsam zu sein. Es war gewiss nicht leicht, an der zugigen Pforte zu sitzen, um für Leute aller Art da zu sein und ihre Wünsche entgegenzu­nehmen. Das innere Gebet gab ihm Kraft dazu und das heilige Messopfer, bei dem er frühmorgen­s in der Altöttinge­r Gnadenkape­lle ministrier­te.

Die Kirche möchte uns mit diesen Heiligen Beispiele geben, dass auch wir ganz gleich in welchem Stand wir sind, uns bemühen sollten, den Willen Gottes anzunehmen, in den kleinen Dingen treu sein. Das tägliche Gebet zählt dazu ebenso wie die häufige Mitfeier der heiligen Messe. Immer wieder können wir im Lauf eines Tages ein Stoßgebet verrichten etwa: „Alles dir, o Gott, zu Liebe“oder „Mein Jesus, ich vertraue auf dich“. Es war der heilige Arnold Janssen, der Gründer der Steyler Missionare, der es sich zu Angewohnhe­it gemacht hatte, sobald die Uhr eine Viertelstu­nde anschlug, ein Stoßgebet zu verrichten. Auch Dominikus Ringeisen war ein großer Beter. Gott wird uns einmal nicht fragen, warum wir nicht wie Mose oder Eljia waren, sondern ob wir unserer Berufung und mag sie noch so gering scheinen, gerecht geworden sind. Lassen wir uns von den Ziegenhaar­en, die der heilige Franz von Sales erwähnt, ermutigen zum Dienst im Kleinen.

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Foto: Pfarrarchi­v Das Bild zeigt den Heiligen Franz von Sales. Es ist ein Fresko in der Pfarrkirch­e Balzhausen.

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