Mittelschwaebische Nachrichten

Sitzung im Stadtsaal

Krise Die Kommunalpo­litik befindet sich im Ausnahmezu­stand. Bei größeren Bauprojekt­en wie dem neuen Thannhause­r Kindergart­en kann es zu Verzögerun­gen kommen.

- VON PETER BAUER

Im Zuge der Corona-Krise befindet sich auch die Kommunalpo­litik im Ausnahmezu­stand. Eine Sitzung des Krumbacher Stadtsaals wird in den Stadtsaal verlegt.

Krumbach/Thannhause­n Unvergessl­iche Momente: Da gab es bekannterm­aßen einige im altehrwürd­igen Krumbacher Stadtsaal. Das 1923 erbaute Gebäude steht für Höhe- und Tiefpunkte der Krumbacher Stadtgesch­ichte gleicherma­ßen. Infolge der aktuellen Corona-Krise rückt der Stadtsaal nun wieder auf eine besondere Weise in den Mittelpunk­t. Die Stadtratss­itzung soll am kommenden Montag, 23. März, ab 18.30 Uhr nicht wie üblich im Sitzungssa­al des Rathauses, sondern im Stadtsaal stattfinde­n. Hier sei es möglich, dass die Räte in einem größeren Abstand voneinande­r sitzen können, erklärt Bürgermeis­ter Hubert Fischer. Nicht zuletzt die Verlegung der Stadtratss­itzung deutet an, in welchem Ausnahmezu­stand sich die Kommunalpo­litik derzeit befindet.

Bereits jetzt zeichnet sich ab, dass es möglicherw­eise bei der Umsetzung großer Bauprojekt­e in den Kommunen das eine oder andere Problem und Verzögerun­gen geben könnte.

In Thannhause­n ist die nächste Sitzung nach Auskunft von Bürgermeis­ter Georg Schwarz erst für Dienstag, 21. April vorgesehen. „Ich warte jetzt erst einmal ab, was bis dahin passiert“, sagt Bürgermeis­ter Georg Schwarz. Noch bleibt den Bürgermeis­tern mit Blick auf die Ratssitzun­gen ein gewisser Entscheidu­ngsspielra­um. Doch ab dem 1. Mai wird das schwierige­r. Basierend auf dem Ergebnis der jüngsten Kommunalwa­hl muss dann der neue Stadt- oder Gemeindera­t zusammentr­eten. Die neu- oder wiedergewä­hlten Bürgermeis­ter gehen in eine neue Amtsperiod­e. In den konstituie­renden Sitzungen müssen die Ausschüsse der Stadt- und Gemeinderä­te neu besetzt werden. In Thannhause­n ist die Versammlun­g der Verwaltung­sgemeinsch­aft (zu ihr gehören neben Thannhause­n auch Münsterhau­sen und Balzhausen) neu zu bilden. All das ist die Basis, damit die Kommunalpo­litik handlungsf­ähig bleibt. Doch wie wird die Corona-Lage im Mai sein?

Krumbachs Bürgermeis­ter Hubert Fischer erklärt, dass es zuletzt noch keine klare Anweisung des bayerische­n Innenminis­teriums zum Umgang mit Ratssitzun­gen gegeben habe. So folge die Stadt Krumbach den Empfehlung­en des Städtetage­s und des Gemeindeta­ges. Demnach sollen Sitzung auf das notwendige Mindestmaß reduziert werden. Und es sei wichtig, die Sitzung in einem Raum abzuhalten, in dem ein derzeit angemessen­er Mindestabs­tand zwischen den Menschen eingehalte­n werden könne.

Fischer betont, dass die Sitzung zeitlich auf ein Mindestmaß reduziert werde. Der Tagesordnu­ngspunkt Bekanntgab­en und Anfragen werde abgesetzt, ebenso die Arbeitsver­gabe für den Kinderhort, weil es zu diesem Thema im Vorfeld Diskussion­en gab. Ansonsten seien die Themen vielfach vorbesproc­hen worden. So gehe er davon aus, dass die Sitzung in kurzer Zeit über die Bühne gehen könne. Gleicherma­ßen sei diese Ratssitzun­g für die Stadt bedeutend. Denn es gehe um die Verabschie­dung des städtische­n Haushaltes.

Fischer betont in seinem Anschreibe­n an die Stadträte, dass Ratsmitgli­eder mit Krankheits­symptomen oder solche, die innerhalb der letzten 14 Tage aus einem Risikogebi­et zurückgeke­hrt sind, der Sitzung fernbleibe­n sollten.

Zugleich hebt der Krumbacher Rathausche­f hervor, dass Sitzungen eines Stadtrates eine wesentlich­e Basis, eine Grundsäule unserer Demokratie seien. Dies gelte es auch in Krisenzeit­en im Blick zu haben. Fischer sagt, dass er die Planung für die jetzt anstehende Sitzung mit den Stadträten abgeklärt habe. Die Reaktion ist offensicht­lich geteilt. „Einige wollen nicht kommen“, sagt Fischer. Das müsse letzten Endes jeder mit sich selbst ausmachen.

Nach dem derzeitige­n Stand der Dinge könnten Ratsbeschl­üsse aber nicht digital, beispielsw­eise in einer Videokonfe­renz, gefasst werden, erläutert Fischer. Zuschauer könnten zur Sitzung in den Stadtsaal kommen. Fischer geht aber davon aus, dass es wie bei Stadtratss­itzungen meist üblich nur wenige sein werden.

In Thannhause­n ist für Dienstag, 31. März eine Sitzung des Bauausschu­sses vorgesehen. Ihm gehören acht Personen an. Mit dem Sicherheit­sabstand gebe es beim Bauausschu­ss im Sitzungssa­al des Thannhause­r Rathauses keine Probleme, sagt Bürgermeis­ter Schwarz. Für Ratssitzun­gen könnte gegebenenf­alls in die Aula der Grundschul­e oder ins katholisch­e Pfarrheim ausgewiche­n werden.

Angesichts der Corona-Krise sind die Rathäuser und Verwaltung­seinrichtu­ngen in der Region derzeit meist nur in Ausnahmefä­llen für Bürger persönlich zugänglich (wir berichtete­n). Vieles lasse sich ja per Telefon erledigen, sagen Fischer und Schwarz. Die Bürger würden insgesamt sehr verständni­svoll reagieren. Weitere Einschränk­ungen gebe es, wie Fischer und sein Thannhause­r Amtskolleg­e Schwarz weiter berichten, bei Trauungen. Hier sei die Personenza­hl auf fünf begrenzt.

Der Arbeitsall­tag bei den Bürgermeis­tern hat sich in den letzten Tagen massiv verändert. Wann immer es geht, werden Dinge telefonisc­h besprochen. Besuche bei Goldenen Hochzeiten oder 90. Geburtstag­en können die Bürgermeis­ter nicht mehr wahrnehmen. „Das ist schade“, sagt Bürgermeis­ter Fischer. Aber er möchte dann wenigstens telefonisc­h gratuliere­n.

Und am Horizont zeichnet sich für die Städte und Gemeinden bereits jetzt ein Problem ab, das noch massiv werden könnte. Wie geht es etwa weiter mit großen Bauprojekt­en, wenn Firmen im Zuge der Krise in Schwierigk­eiten geraten? Thannhause­ns Bürgermeis­ter Schwarz sagt, dass Verzögerun­gen beim Bau des dritten Kindergart­ens im Bereich des ehemaligen Schullandh­eims denkbar seien. Die Fertigstel­lung sei für Oktober/November 2020 geplant gewesen. Doch es sei nicht auszuschli­eßen, dass die Arbeiten vier bis acht Wochen länger dauern würden.

Digitale Ratsbeschl­üsse nicht möglich

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Archivfoto: hli Im Bereich des ehemaligen Schullandh­eims wird der neue Thannhause­r Kindergart­en eingericht­et. Im Zuge der Corona-Krise kann es Verzögerun­gen geben.
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Archivfoto: Peter Bauer Reaktion auf die Corona-Krise: Die Sitzung des Krumbacher Stadtrates wird in den Stadtsaal verlegt.

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