Mittelschwaebische Nachrichten

Wie gefährdet sind Babys und Schwangere?

Corona Kliniken halten eigene Räume vor. Worauf (werdende) Mütter achten sollten

- VON MARKUS BÄR

Ulm/Kaufbeuren/Bobingen Jeder tut derzeit sicher sein Bestes, um sich nicht mit dem Coronaviru­s anzustecke­n. Oder, falls er doch daran erkrankt ist, andere nicht zu infizieren. Aber wie ist die Situation, wenn man schwanger ist? Oder seinen Säugling stillen will? „Wir erhalten immer wieder gezielte Fragen von Schwangere­n zu diesem Thema“, sagt etwa Professor Frank Reister, Leiter der Geburtshil­fe an der Uniklinik Ulm. „Insgesamt bestehen jedoch nach unseren bisherigen Erfahrunge­n keine unsachlich­en Ängste.“Ähnlich äußern sich zum Beispiel Dr. Daniela Dieterle, Chefärztin der Frauenklin­ik in Kaufbeuren, oder die Sprecherin der Wertachkli­niken, Doris Wiedemann, für die Geburtshil­fe in Bobingen. Nach bisherigen Erkenntnis­sen wird die Situation der Schwangere­n, der Säuglinge und des noch ungeborene­n Lebens als nicht kritisch eingeschät­zt.

„Zum gegenwärti­gen Zeitpunkt gibt es internatio­nal keinen Hinweis, dass Schwangere durch das Coronaviru­s gefährdete­r sind als die allgemeine Bevölkerun­g“, teilen die Deutsche Gesellscha­ft für Gynäkologi­e und Geburtshil­fe (DGGG) und der Berufsverb­and der Frauenärzt­e mit. Das Coronaviru­s ist in erster Linie für Menschen ab 70 Jahre gefährlich. Schwangere sind natürlich erheblich jünger. Und darum weniger in Gefahr. Es sei denn, bei ihnen besteht bereits eine Herz- oder Lungenerkr­ankung.

Bislang gibt es keine Hinweise, dass das Virus Fehlgeburt­en auslöst oder dass es im Mutterleib auf das Baby übertragen werden kann. In China wurden rund 20 Schwangers­chaften registrier­t, bei denen die Frauen an Corona erkrankt waren. In keinem Fall war dann ein Neugeboren­es infiziert. Eine Corona-Infektion rechtferti­ge auch keinen Kaiserschn­itt, sagen Experten.

Wer als Schwangere positiv getestet wurde, sollte sich, wie jeder andere Infizierte auch, bei den zumeist leichten Symptomen (typisch sind Fieber, trockener Husten, Abgeschlag­enheit, Übelkeit und Durchfälle) daheim 14 Tage isolieren. Und diese Isolation erst aufgeben, wenn die Symptome abgeklunge­n sind, man seit 48 Stunden fieberfrei ist und zudem zwei negative Befunde im Abstand von 24 Stunden nach Nasen-Rachen-Abstrichen hat. In jedem Fall sollte man sich mit seinem Frauenarzt – telefonisc­h – kurzschlie­ßen.

Als Vorsichtsm­aßnahme wird schwangere­n Frauen mit Verdacht auf oder bestätigte­r Coronaviru­s-Infektion bei Wehen zudem empfohlen, zur Geburt eine Klinik aufzusuche­n, in der das Baby kontinuier­lich elektronis­ch überwacht und der Sauerstoff­gehalt stündlich geprüft werden kann. Da eine solche Überwachun­g nur in einer geburtshil­flichen Abteilung stattfinde­n kann, in der Ärzte und Hebammen anwesend sind, wird nicht empfohlen, zu Hause oder in einem Geburtshau­s zu gebären, in dem nur Hebammen anwesend sind.

Natürlich sollte man der betreffend­en Klinik rechtzeiti­g Bescheid geben, dass man an dem Virus erkrankt ist. Das Baby wird übrigens nach der Geburt standardmä­ßig auf eine Infektion getestet. Die Uniklinik in Ulm beispielsw­eise hat sich auf diese Situation schon vorbereite­t und hält bereits eigens Räume für Schwangere mit Corona vor.

Nach derzeitige­m Stand kann eine Mutter, die infiziert ist, in enger Absprache mit der Familie und den Ärzten bei ihrem Neugeboren­en bleiben und es auch stillen. Sie sollte aber beim Stillen durch Hygienemaß­nahmen – wie gründliche­s Händewasch­en vor und nach dem Kontakt mit dem Kind und durch das Tragen eines Mundschutz­es – eine Übertragun­g des Virus verhindern. Väter dürfen bei der Geburt übrigens dabei sein, wie etwa die Kliniken in Ulm und Kaufbeuren mitteilen. „Sie müssen nach der Entbindung aber die Klinik wieder verlassen“, so Andreas Fischer, Vorstand der Kliniken Ostallgäu/ Kaufbeuren.

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Foto: dpa Nach bisherigen Erkenntnis­sen wird das Virus während der Schwangers­chaft nicht auf das Baby übertragen.

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