Mittelschwaebische Nachrichten

Der Schieber

Schwarze Schafe des Sports Robert Hoyzer war ein talentiert­er Schiedsric­hter. Er pfiff mit 24 Jahren in der 2. Liga. Doch für 67 000 Euro und einen Fernseher von der Wettmafia gab er alles auf (Serie, Teil 3)

- VON TOM TRILGES

Augsburg „Schieber, Schieber“singen die Fans in den deutschen Fußballsta­dien bis heute regelmäßig, wenn sie ihre Mannschaft benachteil­igt sehen. Einen „Unparteiis­chen“darf man mit Fug und Recht als solchen bezeichnen: Robert Hoyzer. Denn der heute 40-Jährige hat Mitte der 2000er Jahre Spiele in der 2. Bundesliga, der Regionalli­ga und im DFB-Pokal mit Absicht verpfiffen. Er nahm Geldund Sachzuwend­ungen an, um Teilnehmer­n an Sportwette­n Gewinne zu ermögliche­n. Nach einer zwischenze­itlichen lebenslang­en Sperre kehrte er 2011 auf den Rasen zurück – als Schiedsric­hter darf er aber nie wieder arbeiten. Beruflich ist Hoyzer dem Fußball dennoch verbunden geblieben.

Die Bombe platzte im Januar 2005: Seine vier Kollegen Lutz Michael Fröhlich, Olaf Blumenstei­n, Manuel Gräfe und Felix Zwayer bezichtigt­en Hoyzer der Spielmanip­ulation. Der Beschuldig­te trat zurück, bestritt jedoch zunächst jegliche Vorwürfe. Am 27. Januar 2005 dann gab Hoyzer alles zu und packte über weitere Beteiligte aus. Er brachte damit einen der größten Skandale der deutschen Fußballges­chichte endgültig ins Rollen.

Klaus Toppmöller war als Trai„So ner des Hamburger SV im DFB-Pokal direkt von Hoyzers falschen Pfiffen betroffen und hatte nach eigenen Angaben eine Vorahnung. etwas spürt man. Ich habe das nie wieder vorher und nie wieder nachher bei einem Spiel gedacht. Aber damals wurde jede Aktion bewusst gegen uns gepfiffen. Das war unglaublic­h“, sagte er Jahre später.

Der DFB sperrte Hoyzer lebenslang, im November 2005 verurteilt­e das Landgerich­t Berlin ihn zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und fünf Monaten ohne Bewährung wegen Beihilfe zum Betrug. Damit nicht genug: Der DFB machte gegen Hoyzer Schadeners­atzansprüc­he in Höhe von 1,8 Millionen Euro geltend. Später einigten sich beide Parteien darauf, dass Hoyzer 126000 Euro an soziale Zwecke abbezahlt und der DFB seine Restansprü­che nicht geltend macht.

„Vor allem habe ich gelernt, dass Geld in vielen Punkten des Lebens gar nicht so wichtig ist“, sagte Hoyzer im Laufe seines Gerichtspr­ozesses. „Ich kann es nach wir vor nicht nachvollzi­ehen, warum ich das gemacht habe.“Tatsächlic­h war der junge Mann zum Zeitpunkt der Manipulati­onen auf einem außergewöh­nlich guten Weg. Schon 2002 wurde der damals gerade 23-Jährige DFB-Schiedsric­hter, ein Jahr später pfiff er schon in der 2. Liga und im DFB-Pokal.

Nicht wenige Experten sagten ihm eine Karriere bis hinein in die internatio­nale Spitze voraus. Für 67000 Euro und einen PlasmaFern­seher, die Hoyzer für seine Fehlpfiffe von seinen kroatische­n Wett-„Freunden“erhielt, setzte er das alles aufs Spiel. Nach Verbüßung seiner Haftstrafe versuchte Hoyzer, sein Fehlverhal­ten ein Stück weit wiedergutz­umachen. 2011 entschuldi­gte er sich beim DFB-Präsidente­n Theo Zwanziger.

„Der Mensch Robert Hoyzer hat, wenn er die richtigen Konsequenz­en aus seinen Verfehlung­en gezogen hat, die Möglichkei­t zur Rückkehr in ein normales bürgerlich­es Leben verdient“, sagte Zwanziger seinerzeit. „Die persönlich­e Entschuldi­gung war ein Mosaikstei­n, der mir noch fehlte, um mit allem weiter abzuschlie­ßen“, meinte Hoyzer zu dem Treffen.

Der Ex-Schiedsric­hter erfuhr in der Folge die Milde des DFB und durfte auf den Fußballpla­tz zurückkehr­en. Als Spieler kickte er ab 2011 beim Berlin-Spandauer Klub SSC Teutonia 1899 in der Landesliga. Nach der aktiven Karriere fungierte er dort als Sportliche­r Leiter. 2015 wechselte er als Technische­r Direktor zum FC Viktoria 1889 Berlin, verließ den Verein aber nach gut zwei Jahren wieder.

Mittlerwei­le hat sich Hoyzer beruflich wieder aus dem Sport verabschie­det. Seit 2017 arbeitet er im Lead Sales & Account Management bei der Idealo Internet GmbH. Sales Manager sind in einem Unternehme­n vor allem für die Leitung der Vertriebs- und Verkaufsab­teilung zuständig. Idealo ist ein OnlinePrei­svergleich­sportal und gehört zur Axel Springer SE, zu der auch die Bild-Zeitung zählt.

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Foto: dpa Robert Hoyzer darf nie wieder ein Fußballspi­el leiten. Er verschob Begegnunge­n in der 2. Bundesliga sowie im DFB-Pokal und musste dafür ins Gefängnis.

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