Mittelschwaebische Nachrichten
Eine Schau wird digital
Leo Hiemer
Theater, Konzerte, Ausstellungen, Lesungen – alles abgesagt, stillgelegt und aus der Öffentlichkeit verschwunden. Wir bringen in Corona-Zeiten an dieser Stelle Wortmeldungen aus der Kultur, die ins Private verbannt ist.
Ich bin gerade mit einer Ausstellung unterwegs: „Geliebte Gabi. Ein Mädchen aus dem Allgäu – ermordet in Auschwitz.“Oder besser: Ich war unterwegs. Alle Museen sind dicht, sämtliche Ausstellungen geschlossen. Wir könnten jetzt warten, bis sich die Situation wieder normalisiert – oder aktiv werden. Das ist die Chance für die digitale Ausstellung. Das bedeutet, aus der Ausstellung digitale Angebote entwickeln, die Ausstellung dokumentieren, das Begleitpro- gramm aus Lesung und Film sowie Führungen für Schulklassen per Video abrufbar im Internet anbieten. Damit nicht alle Arbeit umsonst gewesen ist. Und dann Werbung machen, damit viele Menschen sich die Ausstellung ansehen können – wenigstens digital …
An kultureller Unterversorgung leide ich trotz Shutdown nicht. Es gibt ja: Die unendliche Welt des Internets, Fernsehen mit zig Programmen, DVDs, Radio, Zeitschriften, Zeitungen und nicht zuletzt Bücher, die man immer schon mal lesen (oder schreiben!) wollte.
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Leo Hiemer, 65, lebt in Kaufbeuren. Er ist Filmregisseur, Filmproduzent, Filmverleiher und Autor. Er hat zuletzt ein Buch über ein in Auschwitz ermordetes Mädchen aus dem Allgäu geschrieben und dazu eine Wanderausstellung konzipiert.