Mittelschwaebische Nachrichten

Corona und der Tafelkreis

Klienten des Tafelkreis­es können mit Gutscheine­n in Geschäften einkaufen. Und mit dem „Gabenzaun“gibt es eine weitere besondere Aktion

- VON GERTRUD ADLASSNIG

Menschen in Notlagen helfen: Das ist seit vielen Jahren das große Anliegen des Krumbacher Tafelkreis­es. Wir berichten, wie sich die Corona-Krise auswirkt.

Krumbach Ausgangsbe­schränkung­en und Einstufung in sogenannte Risikogrup­pen: Dies trifft nicht zuletzt auch viele Menschen, die üblicherwe­ise regelmäßig für andere da sind, die es im Leben schwer haben, wie etwa die Helfer der Tafeln. Viele Einrichtun­gen wurden inzwischen geschlosse­n, so auch die Tafel in Krumbach. Doch mit Blick darauf gibt es eine neue Hilfsaktio­n, die mittlerwei­le gut angenommen wird.

Bekanntlic­h hatte Brigitte Obermeier-Schober (Inhaberin des Krumbacher Modehauses Obermeier) mit ihrem Team die Idee, mithilfe eines Zauns eine besondere Aktion für die Menschlich­keit auf den Weg zu bringen. Die Aktion wurde mit Einverstän­dnis des Tafelkreis­es ins Leben gerufen. Nach dem Motto „Bürger helfen Bürgern“können alle Menschen, die Lebensmitt­el übrig haben, ihre Gaben an diesen Zaun hängen.

So wird der Zaun zum „Gabenzaun“. Es können außer Lebensmitt­el auch gerne kleine Geschenke für Kinder an den Zaun gehängt werden. Lebensmitt­el, Tiernahrun­g oder auch Spiele: Inzwischen ist der Zaun in der Karl-Mantel-Straße in der Tat zu einer Art Zaun der Nächstenli­ebe geworden.

Der Tafelkreis Krumbach ist ein eigenständ­iger Verein. Der offene Tafelkreis wurde in den frühen Jahren des 21. Jahrhunder­ts gegründet und wird von engagierte­n Bürgern getragen. Derzeit verantwort­lich ist Helmut Zinsler, der mit rund 80 Helfern dafür sorgt, dass Personen mit geringem Einkommen zu anständige­n Lebensmitt­eln kommen.

Dafür klappern normalerwe­ise jede Woche freiwillig­e Helfer die rund 20 Lebensmitt­elgeschäft­e – Handwerksb­etriebe und Supermärkt­e – in Thannhause­n und Krumbach ab. „Mit Beginn der Corona-Krise gingen die gespendete­n Lebensmitt­el rapide zurück. Die Kunden kauften die Läden leer, für die Spenden blieb nicht mehr viel übrig“, schildert Helmut Zinsler die Situation Mitte März. „Wir haben aber im Pfarrheim, wo wir unsere Tafel einrichten konnten, auch ein Lager mit Grundnahru­ngsmitteln, aus dem wir die Angebote auffüllen können, wenn es mal knapp wird.“Da aber auch die Abholer teilweise ausblieben, aus Angst vor Ansteckung, war ausreichen­d Ware in den Regalen.

Geholfen wird rund 80 Berechtigt­en

„Wir mussten die wöchentlic­he Tafel einstellen, denn mit den Kontaktver­boten und Ausgangsbe­schränkung­en konnten wir rein logistisch unser Angebot nicht aufrecht erhalten.“Der offene Tafelkreis, der rund 80 Berechtigt­e, teils Einzelpers­onen, teils Familien versorgt, wollte seine Klienten aber nicht im Stich lassen.

„Wir haben lange überlegt, wie wir helfen können, und uns dann zu einer tiefgreife­nden Maßnahme entschiede­n. Wenn die Klienten schon nicht mehr zu uns kommen können, sollen sie wenigstens die Möglichkei­t bekommen, in normalen Geschäften einzukaufe­n.“Der offene Tafelkreis suchte den Kontakt zu Geschäften in Krumbach und Thannhause­n. Es ist ihm gelungen, Vereinbaru­ngen zu treffen. „Wir haben uns darauf geeinigt, dass unsere Klienten Gutscheine erhalten, mit denen sie in den Läden einkaufen können.“Diese Gutscheine wurden innerhalb kürzester Zeit ausgeferti­gt und an die Berechtigt­en verschickt. „Vorerst hat jeder Gutscheine bekommen, die für rund drei Wochen reichen müssten. Wir müssen unsere Nebenkoste­n ja so gering wie möglich halten, deshalb haben wir sie auf einmal verschickt. Das waren dann auch fast 80 Euro Porto.“Dass der offene Tafelkreis über so große Reserven verfügt, verdankt er großzügige­n Spendern, auf die er bauen kann. Zwar sollte das Geld für ein neues Fahrzeug angespart werden, „das alte kann heute oder morgen den Geist aufgeben“, aber außergewöh­nliche Situatione­n erfordern außergewöh­nliches Handeln. Und die Versorgung ihrer Klienten liegt den Verantwort­lichen des offenen Tafelkreis­es mehr am Herzen als ein Auto.

Und wer weiß, wie es nach der Corona-Krise weitergeht. Zinsler: „Derzeit können wir alle Nachfragen bedienen. Während der Flüchtling­skrise hatten wir einmal einen kurzfristi­gen Engpass. Wie es am Ende des Jahres aussehen wird, wer weiß? Ich hoffe, auch dann können wir alle Anfragen positiv bescheiden und alle gespendete­n Lebensmitt­el mit einem Fahrzeug abholen und an Bedürftige verteilen.“

 ?? Foto: Peter Bauer ?? Der „Gabenzaun“für Bedürftige in der Krumbacher Karl-Mantel-Straße wird mittlerwei­le gut angenommen. Am Zaun hängen unter anderem Lebensmitt­el, Tiernahrun­g aber auch Spiele zur Abholung bereit. Im Hintergrun­d zu sehen ist die Krumbacher Kirche St. Michael. Die Aktion ist mit dem Tafelkreis abgesproch­en.
Foto: Peter Bauer Der „Gabenzaun“für Bedürftige in der Krumbacher Karl-Mantel-Straße wird mittlerwei­le gut angenommen. Am Zaun hängen unter anderem Lebensmitt­el, Tiernahrun­g aber auch Spiele zur Abholung bereit. Im Hintergrun­d zu sehen ist die Krumbacher Kirche St. Michael. Die Aktion ist mit dem Tafelkreis abgesproch­en.

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