Mittelschwaebische Nachrichten
Was passiert mit der Milch?
Handel Die Nachfrage steigt, aber die Logistik macht Probleme. Welche Krisenpläne die Molkereien in der Region haben
Augsburg In Supermärkten sind sie derzeit erstaunlich oft leer – die Regale. Auch bei Milch und Milchprodukten. Um die Grundversorgung zu gewährleisten, stehen Molkereien und Milchbauern vor einer Herausforderung. Während die Absätze im Lebensmitteleinzelhandel kaum besser sein könnten, stocken der Umsatz beim Export sowie die Belieferung von Gastronomie und Gewerbekunden, weiß Hans Foldenauer, Sprecher des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter. Der Milchpreis gerät unter Druck. 37 Prozent der in Deutschland produzierten Milch wird in Rohform oder verarbeitet als Butter, Käse oder Joghurt an den Lebensmittelhandel verkauft. Weitere 63 Prozent gehen in Pulverform in die verarbeitende Industrie: „Daraus entstehen Kekse, Schokolade und Co.“Insgesamt 16 Prozent der Milcherzeugnisse werden exportiert. Mit den Grenzschließungen seien viele Betriebswege gestört. „Oft hakt es auch an der Weiterverarbeitung“, sagt er. In
Italien und Spanien sei die Produktion zum Teil eingestellt worden. Dass die Nachfrage im Lebensmittelhandel zugenommen hat, bemerkt auch die Molkerei Gropper in Bissingen. „Unser wichtigstes Ziel ist es, die Grundversorgung zu sichern“, sagt Christian Oppitz, Geschäftsführer im Bereich Marketing und Vertrieb. Da man nicht genau wisse, in welchen Mengen und wann Verbraucher einkaufen, sei diese Aufgabe nicht einfach. „Viele Menschen kochen jetzt zu Hause, weil die Angebote in der Gastronomie wegfallen, deshalb kaufen sie vermehrt ein“, erklärt Oppitz. Ein höheres Bestellaufkommen kann auch die Allgäuer Familienmolkerei Ehrmann aus Oberschönegg feststellen. Marketingchef Gunther Wanner sagt: „Einige unserer Produktionslinien haben wir hochgefahren und produzieren auch am Wochenende.“Man sei vorbereitet. Die Bereitschaft und Motivation der Mitarbeiter hätten positiv überrascht:
„Weil Freizeitmöglichkeiten wegfallen, haben wir keine Probleme, unsere Mitarbeiter für WochenendSchichten zu gewinnen.“Auch bei der Molkerei Zott in Mertingen waren zuletzt mehr Aufträge eingegangen. „Zum Ende der vorigen Woche hat sich das wieder eingependelt“, sagt Sprecherin Michaela Matthäus.
Doch nicht nur die gestiegene Nachfrage stellt die Molkereien vor eine Herausforderung. Auch der Bezug von Verpackungsmaterialien ist aus der Balance geraten, da Lieferketten oftmals über EU-Grenzen hinweggehen. Um Engpässen vorzubeugen, hat die Molkerei Gropper bereits ihre Arbeitsabläufe angepasst. Oppitz sagt: „Wir müssen teilweise mehr Zeit für einzelne Lieferungen einplanen. Dazu stehen wir mit unseren Lieferanten in Kontakt. “Generell werde mehr Zeit für die Produktauslieferung im In- und Ausland eingeplant. Schwierigkeiten, die Produkte sachgemäß zu verpacken, hat auch Ehrmann nicht. Unternehmenssprecher Wanner erklärt: „Als sich die Situation abgezeichnet hat, haben wir Vorräte angelegt, um uns der Herausforderung zu stellen.“