Mittelschwaebische Nachrichten
Gesegnete Palmbuschen, gebrochenes Brot
In den Kirchen ruhen die Gottesdienste. Doch deswegen wird Ostern nicht ausfallen. Auch im Kreis der Familie lassen sich schöne Riten einfach umsetzen. Ein paar Vorschläge
Und der lässt sich dann auch zu Hause mit den biblischen Texten und Liedern spielen. Fehlt bloß die priesterliche Segnung der Buschen. Der Mindelheimer katholische Dekan Andreas Straub schlägt ein Segensgebet vor, das gern auch aktueller formuliert werden kann, und dazu noch einen Spritzer Weihwasser. Dieses könne man nach wie vor in den Kirchen abzapfen.
Hätte Straub Bedenken, an Gründonnerstag die Feier des letzten Abendmahles mit Brotbrechen und Wein oder Traubensaft im Familienkreis zu vollziehen? „Es sollte halt keine Messe sein und bitte ohne die Wandlungsworte“, sagt der Pfarrer. Danach folgen könnte eine ÖlbergAndacht aus dem Gotteslob. Ein christliches Erinnerungsmahl, bei dem gemeinsam das Brot gebrochen und das Bibelwort geteilt wird, hält auch der Nördlinger evangelische Dekan Gerhard Wolfermann für empfehlenswert. „Der Verzicht auf das Sakrament kommt vielen Gläubigen schon hart an“, weiß er.
Am Karfreitag wird das Kreuz im Mittelpunkt der häuslichen Gottesdienste stehen. „Vielleicht nimmt man es in die Mitte der Familie und schmückt es“, schlägt Straub vor. Alle könnten dann ihre Anliegen und Fürbitten auf Zettel schreiben und unter das Kreuz legen. Wolfermann hält das Kreuz gerade in der jetzigen Lage für „eine Erinnerung, dass Gott auch in Dunkelheit und Leiden bei uns ist und in tiefsten Tiefen uns hält“. Dazu liest man die Leidensgeschichte von Jesus.
Das Kreuz, nun als Siegeszeichen, ziert auch die Osterkerze. Die ganze Familie kann sich daran machen, mit farbigen Wachsplatten die Kerzen zu verzieren. Dafür bietet sich eine Fülle von Motiven an – von der aufgehenden Sonne und Blumen bis zum auferstandenen Christus und dem Osterlamm. Am Schluss gibt es vielleicht eine große, gemeinsame Osterkerze und für jeden eine eigene, kleinere Kerze. „Am Ostermorgen können wir dann die gemeinsame Kerze entzünden und das Licht von einem zum anderen weitergeben“, regt Dekan Straub an. In Erinnerung an das Osterfeuer – das dieses Jahr überall ausfallen wird – schlägt er vor, kein Feuerzeug, sondern ein Streichholz dafür zu verwenden. Schön fände es Straub, als Tauferinnerung sich gegenseitig mit Weihwasser zu bekreuzigen.
Zu Ostern gehören natürlich auch die gefärbten Eier und das süße, gebackene Osterlämmchen. Die Kinder werden in der Küche gern mithelfen. Das traditionelle Segensgebet
über die Speisen darf die Familie heuer selber sprechen, so Straub.
Evangelische Jugendliche hätten am Palmsonntag womöglich ihre Konfirmation gefeiert. Sollten sie schon mal ihr schickes Kleid anziehen? Dekan Wolfermann findet: „Das Erlebnis besteht doch darin, dass die Konfirmandengruppe den Tag miteinander feiert.“Aufgeschoben sei ja nicht aufgehoben und die Konfirmation nicht an einen bestimmten Termin gebunden. Einstweilen können sich Konfirmanden an der Aktion „#hoffnunghamstern“der Landeskirche beteiligen.
Hart kommt ihm die einsame Zeit allemal an: „Der gemeinschaftliche Gottesdienst lässt sich schwer ersetzen.“Um die Menschen trotzdem zu verbinden, läuten in Nördlingen allabendlich die Glocken. Zu Ostern spielen zehn Bläser vom Kirchturm herab „Christ ist erstanden“. Denn Klang und Musik sind virenresistent und können sich in jedem Haus als gemeinsames Lied der Hoffnung fortpflanzen, so Wolfermann.