Mittelschwaebische Nachrichten

Eine Region trotzt Corona

- VON PETER BAUER redaktion@mittelschw­aebische-nachrichte­n.de

Es ist einer dieser vielen Talkshows, die gerade im Fernsehen laufen. Immer wieder schaltet man ein, schaut dann aber schon gar nicht mehr hin. Dann fällt irgendwann ein bemerkensw­erter Satz. Es sei die Zeit gekommen, in der wohl fast jeder in Deutschlan­d jemanden, der mit Corona infiziert sei, persönlich kennt. In der Tat. Wer sich etwa im Bekanntenk­reis umhört, der hört auch unvermitte­lt Namen („Ja, ich habe gehört, dass der ...“). Und damit hat diese unheimlich­e Krankheit mit dem so fremdartig, irgendwie medizinisc­h-bürokratis­ch klingenden Namen Covid-19 auf eine beklemmend­e Weise ein persönlich­es Gesicht.

Und da sind diese Zahlen, die immer weiter steigen. Die Beschränku­ngen des öffentlich­en Lebens und der Möglichkei­ten des Ausgangs, die nun schon eine ganze Weile dauern. In den Straßen sind nur noch wenige unterwegs, die meisten halten sich disziplini­ert an die geltenden Einschränk­ungen.

Doch wer in die Gesichter der Menschen schaut, der sieht auch Anspannung und mitunter Verbitteru­ng. Vielen wird offensicht­lich allmählich bewusst, dass Corona noch lange unseren Alltag diktieren könnte. Und was wird danach kommen? Eine Wirtschaft­skrise? Eine Finanzkris­e?

All das ist unwägbar. Aber da ist auch die Wucht, mit der sich die Menschen in Mittelschw­aben wie in vielen anderen Regionen Deutschlan­ds (und mittlerwei­le ja buchstäbli­ch auf der ganzen Welt) gegen Corona stemmen. Da sind die zahlreiche­n Initiative­n der Selbsthilf­e, über die wir in dieser Woche berichtet haben. Etwa über drei junge Ziemetshau­ser, die eine Webseite auf den Weg gebracht haben, auf der lokale Firmen und Geschäfte ihre Angebote präsentier­en können. In Krumbach hat Brigitte Obermeier-Schober die Initiative „Gabenzaun“ins Leben gerufen. Bedürftige können sich hier unbürokrat­isch unter anderem mit Lebensmitt­eln versorgen. Eine Gruppe der Krumbacher Volkshochs­chule näht Schutzmask­en. Auch im Ursberger DominikusR­ingeisen-Werk werden Masken in Eigenregie genäht. Die Reihe der Beispiele ließe sich beliebig fortsetzen. Die Menschen trotzen Corona und sie entdecken dabei auch einen Zusammenha­lt, der in der Zeit „vor“Corona auf vielfache Weise verloren gegangen war.

All das gibt Mut und Vertrauen, dass wir die möglicherw­eise noch lange Durststrec­ke durchstehe­n. Und da ist auch ein Wunsch: Dass uns auch „nach“Corona dieser Zusammenha­lt, dieser Gemeinscha­ftsgeist, erhalten bleibt.

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