Mittelschwaebische Nachrichten
Eine Region trotzt Corona
Es ist einer dieser vielen Talkshows, die gerade im Fernsehen laufen. Immer wieder schaltet man ein, schaut dann aber schon gar nicht mehr hin. Dann fällt irgendwann ein bemerkenswerter Satz. Es sei die Zeit gekommen, in der wohl fast jeder in Deutschland jemanden, der mit Corona infiziert sei, persönlich kennt. In der Tat. Wer sich etwa im Bekanntenkreis umhört, der hört auch unvermittelt Namen („Ja, ich habe gehört, dass der ...“). Und damit hat diese unheimliche Krankheit mit dem so fremdartig, irgendwie medizinisch-bürokratisch klingenden Namen Covid-19 auf eine beklemmende Weise ein persönliches Gesicht.
Und da sind diese Zahlen, die immer weiter steigen. Die Beschränkungen des öffentlichen Lebens und der Möglichkeiten des Ausgangs, die nun schon eine ganze Weile dauern. In den Straßen sind nur noch wenige unterwegs, die meisten halten sich diszipliniert an die geltenden Einschränkungen.
Doch wer in die Gesichter der Menschen schaut, der sieht auch Anspannung und mitunter Verbitterung. Vielen wird offensichtlich allmählich bewusst, dass Corona noch lange unseren Alltag diktieren könnte. Und was wird danach kommen? Eine Wirtschaftskrise? Eine Finanzkrise?
All das ist unwägbar. Aber da ist auch die Wucht, mit der sich die Menschen in Mittelschwaben wie in vielen anderen Regionen Deutschlands (und mittlerweile ja buchstäblich auf der ganzen Welt) gegen Corona stemmen. Da sind die zahlreichen Initiativen der Selbsthilfe, über die wir in dieser Woche berichtet haben. Etwa über drei junge Ziemetshauser, die eine Webseite auf den Weg gebracht haben, auf der lokale Firmen und Geschäfte ihre Angebote präsentieren können. In Krumbach hat Brigitte Obermeier-Schober die Initiative „Gabenzaun“ins Leben gerufen. Bedürftige können sich hier unbürokratisch unter anderem mit Lebensmitteln versorgen. Eine Gruppe der Krumbacher Volkshochschule näht Schutzmasken. Auch im Ursberger DominikusRingeisen-Werk werden Masken in Eigenregie genäht. Die Reihe der Beispiele ließe sich beliebig fortsetzen. Die Menschen trotzen Corona und sie entdecken dabei auch einen Zusammenhalt, der in der Zeit „vor“Corona auf vielfache Weise verloren gegangen war.
All das gibt Mut und Vertrauen, dass wir die möglicherweise noch lange Durststrecke durchstehen. Und da ist auch ein Wunsch: Dass uns auch „nach“Corona dieser Zusammenhalt, dieser Gemeinschaftsgeist, erhalten bleibt.