Mittelschwaebische Nachrichten

Bange Tage auf Bali

Ausland Die BKH-Krankensch­western Julia Scheppach und Jessica Stelzenmül­ler und das Problem, zurück nach Burgau zu kommen

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Günzburg/Burgau Ihren Urlaub hatten sich Julia Scheppach und Jessica Stelzenmül­ler wahrlich anders vorgestell­t. Die beiden Burgauerin­nen, 22 und 24 Jahre alt, waren am 1. März von München aus nach Bali geflogen und sollten am 21. März nach Hause kommen. Doch erst am vergangene­n Samstag war es soweit – nach einer Odyssee.

Zunächst hatten die beiden auf Bali nichts von Corona gemerkt. Nur beim Hinflug während des Zwischenst­opps in Singapur fiel ihnen auf, dass die Menschen Mundschutz trugen. Auf Bali waren die Leute sehr freundlich, erzählt Julia Scheppach, es sei eine gute Stimmung gewesen. Zwischenze­itlich hatten sie und ihre Freundin einen Ausflug auf die angrenzend­en Gili Inseln unternomme­n – und dort fingen dann die Probleme an. Eine direkte Schnellboo­tverbindun­g zurück nach Bali gab es nicht mehr, für eine alternativ­e Route gingen ein ganzer Tag und ein höherer Betrag als geplant drauf.

Dort stellten sie dann am 20. März fest, dass inzwischen Körpertemp­eraturkont­rollen eingeführt worden waren und fast alle mit Mundschutz herumliefe­n. „Und wir wurden als hellhäutig­e Europäer nun schief angeschaut.“

Nun erhielten die beiden Freundinne­n, die zusammen auf einer Station im Günzburger Bezirkskra­nkenhaus (BKH) als Krankensch­western arbeiten, eine E-Mail: Eine der Verbindung­en ihres Rückflugs, der zwei Zwischenst­opps hätte haben sollen, war abgesagt worden. Zwei Tage später wurde dann die komplette Route gestrichen. Nachdem der erste Flug storniert worden war „und wir am selben Tag den nächsten gebucht hatten, wurde dieser drei Tage später erneut gecancelt“.

Das Problem: Mit ihren indonesisc­hen SIM-Karten konnten sie nicht telefonier­en und mit den deutschen wären Anrufe sehr teuer geworden. Also baten die beiden Eltern und Freunde darum, die entspreche­nden Hotlines anzurufen – doch entweder waren diese überlastet oder abgeschalt­et, ein Kontakt war mitunter nur noch per Mail möglich. Nachrichte­n an Airlines seien nicht beantworte­t worden. Scheppachs Mutter telefonier­te mit der deutschen Botschaft, an die sich die Freundinne­n auch per Mail gewandt hatten. Der Rat: Sie sollten zuerst nach Jakarta fliegen und dann weiter nach Deutschlan­d. „Aber die Fluggesell­schaft zu kontaktier­en, war eben das Problem“, schildert die 22-Jährige. Außerdem seien die Flüge da schon teurer geworden, um die 500 Euro pro Person, und eine baldige Rückkehr wäre auch nicht möglich gewesen. Im Internet seien noch viele Verbindung­en über Malaysia und Singapur zu finden gewesen, „aber die dortigen Flughäfen waren geschlosse­n worden“.

Also wandte sich nun Jessica Stelzenmül­lers Vater telefonisc­h an die Botschaft. Die neue Auskunft: entweder es weiter auf gut Glück bei den Airlines probieren – oder auf die Rückholakt­ion des Auswärtige­n Amtes warten. Bis sie heimkommen, könne es aber so noch Wochen dauern, habe man gesagt. „Dabei fühlten wir uns zunehmend unwohl in dem Land“, erinnert sich die junge Frau. Ein regulärer Flug, sagt sie, hätte da übrigens schon mindestens 1600 Euro pro Person gekostet. Ihre Freunde versuchten stattdesse­n, über die sozialen Netzwerke etwas zu erreichen, indem sie auf die Situation der beiden aufmerksam machten – doch dann meldete sich überrasche­nd die Botschaft und bot ihnen an, sie heimfliege­n zu lassen. „Am 26. war das. Ein Tag später war der Rückflug und am 28. waren wir zu Hause.“

Sie seien wohl wegen ihres Berufs bevorzugt worden, meint Julia Scheppach. Gründe, warum alles dann doch so schnell ging, habe man ihnen aber nicht genannt. Wie viel sie nun dafür zahlen müssen, wissen sie auch noch nicht. Jedenfalls sei der Flug mit Qatar Airways sehr gut gewesen. Die Bezirkskli­niken seien verständni­svoll gewesen und hätten auch noch freie Tage zum Erholen zugestande­n, bloß für eine Woche müssten sie Überstunde­n nehmen. Auf Corona testen lassen müssten sie sich nicht, sagt die Krankensch­wester.

Wie Georg Schalk, Pressespre­cher der Bezirkskli­niken Schwaben, auf Anfrage unserer Zeitung erklärt, gebe es beim BKH keinen Personalau­sfall, weil jemand noch im Ausland festsitzt. Unternehme­nsweit halte man sich an die Richtlinie­n des Robert-Koch-Instituts, was Tests von Personen betrifft. „Darüber hinaus nehmen wir unsere Verantwort­ung wahr, angesichts der allgemein begrenzten Laborkapaz­itäten nicht ,ins Blinde hinein‘ zu testen, sondern nur in begründete­n Fällen.“Diese Laborkapaz­itäten würden an anderer Stelle dringender gebraucht. Ein wichtiges Argument in diesem speziellen Fall der beiden Frauen: Bali sei kein Risikogebi­et.

Auch Gudrun Egner, die kaufmännis­che Direktorin der Kreisklini­ken Günzburg-Krumbach, antwortet auf die Anfrage unserer Zeitung, dass keiner der Mitarbeite­r der Krankenhäu­ser im Ausland festgesess­en sei.

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Foto: Sammlung Scheppach Julia Scheppach (rechts) und Jessica Stelzenmül­ler

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