Mittelschwaebische Nachrichten

Es geht auch ohne eigene Halle

Hobby Seit fast 30 Jahren hat der SV Mindelzell ein Eishockeyt­eam. Das ist mit großem Aufwand für die Spieler verbunden

- VON ALEXANDER SING

Mindelzell Eishockey ist nicht gerade ein Sport für die Massen. Nicht dass es keinen Spaß machen würde, ihn zu betreiben. Doch die Ausrüstung ist teuer und es gibt nur wenige Hallen, wo man überhaupt spielen kann. Und auch deren Betrieb ist nicht billig.

Wer jetzt aber denkt, dass sich deshalb der Spielbetri­eb auf wenige Vereine, wie hier im Landkreis auf den ESV Burgau, beschränkt, der irrt. Schon seit fast 30 Jahren wird auch in Mindelzell Eishockey gespielt. Wie der heutige Abteilungs­leiter Holger Ott berichtet, wurde die Abteilung Anfang der 90er Jahre vom damaligen Fußballtra­iner Behrends ins Leben gerufen und von seinem Onkel Franz-Xaver Ott aufgebaut. „Die erste Eiszeit war in Königsbrun­n“, erinnert sich Ott. „Wir haben aber auch schon in Buchloe, Burgau und Bad Wörishofen gespielt. Die letzten Jahre waren wir meist in Türkheim.“Daneben können die „Zeller Mustangs“auf viele Duelle auf dem zugefroren­en Dorfweiher in der Ortsmitte zurückblic­ken. „Heute gibt es das nicht mehr, es hat sich alles aufs Kunsteis verlagert. Außerdem sind die Winter zu milde“, sagt Ott. Dennoch besteht das Team bis heute als reine Hobbymanns­chaft, in der aus Spaß am Eishockey gespielt und danach ein gemütliche­s Bier getrunken wird.

Als die Gründungsm­itglieder der Mustangs immer älter wurden und der Nachwuchs fehlte, kam Hilfe aus der Nachbarsch­aft. Eine Gruppe junger Männer aus Ziemetshau­sen belebte das Team vor mehr als zehn Jahren wieder. Heute bilden sie den Kern der Mannschaft. Der Ziemetshau­ser Sascha Fellenberg ist zugleich Spielertra­iner, Kapitän, Sportliche­r Leiter und Organisato­r der Mannschaft. Seit seiner Kindheit ist der 28-Jährige ein großer Eishockeyf­an und hat seit 16 Jahren kaum ein Heimspiel der Augsburger Panther verpasst. „Wir haben damals Inlinehock­ey gespielt. Mein Vater hat mir dann einen Zeitungsbe­richt gezeigt, dass in Mindelzell Eishockeys­pieler gesucht werden. Da konnten wir noch gar nicht selber Auto fahren. Aber seitdem sind wir dabei.“Die größte Herausford­erung für Hobbymanns­chaften wie die Zeller Mustangs ist es, regelmäßig Eiszeit zu bekommen. Dafür müssen sie sich in fremden Eishallen einmieten. Pro Eiszeit koste das in Mindelzell 15 Euro pro Nase, sagt Fellenberg. „In der abgelaufen­en Saison hatten wir 15 Eiszeiten, sechs Spiele in einer Hobbyliga und fünf Freundscha­ftsspiele. Ich selbst spiele daneben auch noch bei den Ice Bulls im Schwabencu­p in Augsburg.“

Eishockey außerhalb der Verbandsst­rukturen ist durchaus verbreitet. In besagtem Schwabencu­p traten in der abgelaufen­en Saison 16 Teams aus ganz Nordschwab­en an. Auch im Landkreis gibt es neben den Zeller Mustangs mit den Günztal Grizzlies aus Ellzee noch ein weiteres Hobbyteam. Und das, obwohl Eishockey deutlich teurer ist als andere Sportarten. Rund 1000 Euro müsse man für eine vernünftig­e Ausrüstung hinlegen, sagt Fellenberg. Das liege auch am Reiz des Sports, sagt Sascha Fellenberg, der sich das Spiel selbst beigebrach­t hat. „Beim Eishockey passiert einfach immer was, es ist intensiv, hat ein komplexes Regelsyste­m. Ich spiele zwar auch Fußball beim TSV Ziemetshau­sen, aber Eishockey ist für mich der geilere Sport.“

In einer offizielle­n Liga spielen, das will Sascha Fellenberg trotzdem nicht. „Ich habe zwar mal in Burgau mittrainie­rt. Aber wenn ich in einer offizielle­n Liga spielen würde, wäre ich für den Schwabencu­p gesperrt. Und Landesliga ist dann doch noch mal ein großer Sprung vom Niveau her.“

Lieber bucht er nun im Sommer wieder Eiszeiten für seine Mustangs, mit denen er dann Ende Oktober wieder starten kann. Sofern bis dahin ein geregelter Sportbetri­eb wieder möglich ist.

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Foto: A. Sing Die Mustangs um Sascha Fellenberg (hinten, Zweiter v. links) beim letzten Training Anfang März in Türkheim.

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