Mittelschwaebische Nachrichten
Menschenleeres Mallorca
Pandemie Das Coronavirus kostet die Urlauberinsel möglicherweise mehr als eine Milliarde Euro. Doch die strikte Ausgangssperre zeigt Wirkung
Palma Noch nie waren Mallorcas Strände so leer wie in diesen Osterferien: Keine Menschen weit und breit – weder Touristen noch Inselbewohner. Dabei herrscht schönstes Frühlingswetter. Blauer Himmel, strahlende Sonne, Tagestemperaturen von über 20 Grad. Doch die wegen der Corona-Pandemie verhängte Ausgangssperre, die kürzlich erst bis zum 25. April verlängert wurde, verbietet auch den Strandbesuch. Nicht einmal Hundebesitzern, die mit ihren Vierbeinern zum Gassi gehen mal kurz raus dürfen, ist der Gang zur Playa erlaubt.
Seit dem 15. März herrscht kollektive Quarantäne auf der Urlauberinsel mit ihren 860000 Bewohnern. Die meisten Flug- und Fährverbindungen wurden eingestellt, Hotels geschlossen. Hunderttausende Feriengäste, die Ostern auf Mallorca
verbringen wollten, mussten ihren Urlaub stornieren.
Für Mallorcas Wirtschaft ist das eine Katastrophe. Vorsichtigen Schätzungen zufolge verliert Mallorca derzeit wöchentlich rund 100 Millionen Euro an Einnahmen aus dem Feriengeschäft. Wirtschaftsprofessor Antoni Riera von der Uni in Palma de Mallorca meint, dass der Inseltourismus bis Ende Mai rund 1,8 Milliarden Euro an Verlusten verkraften müsse.
Doch es gibt auch Grund zur Hoffnung. Denn die Maßnahmen zeigen eine positive Wirkung: Nach fast vier Wochen Total-Abschottung meldet die Inselregierung nur noch wenige neue Corona-Infektionen. So sind am Mittwoch auf den Balearischen Inseln, zu denen auch Ibiza, Menorca und Formentera gehören, 43 neue Infektionen registriert worden – während es in ganz Spanien 6180 neue Corona-Erkrankungen gab. Seit Ausbruch der Pandemie, die besonders schlimm in Spaniens Hauptstadtregion Madrid wütet, wurden auf Mallorca und den Nachbarinseln 1412 Corona-Fälle erfasst. In ganz Spanien waren es am Mittwoch 146 700. Die Zahl der Toten lag bei insgesamt 14555. Auf den Balearen, wo 2,3 Prozent der spanischen Bevölkerung leben, gab es bislang 89 Corona-Tote.
Angesichts dessen hofft man auf Mallorca, früher als im Rest des Landes zur Normalität zurückkehren zu können. Die Balearen könnten ein „Versuchslabor“für Spanien werden, um zu testen, wie sich die geplante schrittweise Lockerung der Ausgangssperre auf den weiteren Verlauf der Pandemie auswirkt, sagte Javier Arranz, Sprecher der regionalen Gesundheitsbehörden.