Mittelschwaebische Nachrichten
Jeder muss für sich selbst Ostern feiern
Corona-Pandemie Warum die Feiertage in diesem Jahr vor allem Gläubigen eigene Kreativität abverlangen. Die Kirche will dafür aktiver Helfer sein. Gespräch mit Dekan Bucher
Krumbach In diesem Jahr begehen alle Ostern, wie es bisher noch keiner erlebt hat. Die Katholiken und Protestanten erfahren durch Glockenklang von Gottesdiensten, die von den Pfarrern zwar zur gewohnten Stunde gefeiert werden, jedoch unter Ausschluss der Gläubigen. Papst Franziskus hat es im römischen Petersdom am Palmsonntag vorgemacht und hier in der Region wird es ab dem heutigen Gründonnerstag, Karfreitag, Osternacht und Ostersonntag nicht anders sein. Ähnlich ist es in den meisten Lokalen und traditionsreichen Gaststätten. Auf den Punkt bringt dies ein Wirt mit dem Plakat an seiner Eingangstür: Ich bin zwar da – aber du darfst nicht rein!
Dekan Klaus Bucher und die dreifache Kirchenratsvorsitzende Hildegard Schütz sind zwar nicht über alle Entscheidungen aus der Augsburger Diözesanverwaltung glücklich, können damit aber leben und sind sich sicher: „Ostern kann und soll trotzdem gefeiert werden.“Die Gläubigen und besonders die Familien seien jedoch aufgerufen, selbst Initiative zu ergreifen, um aus der gegenwärtigen Situation „Ostern als Basis unseres Glaubens“neu zu entdecken. Für den Dekan hat Corona auch eine gute Seite: „Die Pandemie kann zur Botschaft werden, Ostern noch intensiver als in Normaljahren zu feiern und sich verstärkt mit Tod und Leben von Jesus inhaltlich auseinanderzusetzen.“
Die Diözesan-, Günzburger Dekanatsund Pfarrgemeinderatsvorsitzende in Edenhausen sieht die Situation ähnlich: „Die Gläubigen gehen den Weg mit, auch wenn die Verbote und Anordnungen oft und vielen wehtun.“Der Beweis hierfür ist für sie: „Wir erleben in unseren Pfarreien eine große Kreativität zur Nachbarschaftshilfe, die besonders den alten und hilfsbedürftigen Menschen zugutekommt und gleichzeitig zeigt, dass sie nicht allein sind.“Auch sie sagt hoffnungsvoll: „Die schlimme Zeit wird vorübergehen. Doch hoffentlich lernen wir daraus, selbst zu erfahren, wie wir daraus das Beste machen.“
Beide vertreten in diesem Gespräch mit der Redaktion die Ansicht, dass es der Diözese, dem Dekanat und den einzelnen Pfarrern inzwischen gelungen ist, den Gläubigen ein großes Solidaritätsangebot und damit Hilfsmittel an die Hand gegeben zu haben, um Ostern den Umständen entsprechend mitzufeiern. Wobei jedoch eines zu bedenken sei: „Weder die Diözesanverwaltung in Augsburg noch wir selbst wussten, was auf uns zukommt und wissen auch nicht, wie es weiter geht.“Dies bedinge Maßnahmen, die bisher noch keiner erlebt habe und führe zu Veränderungen sowie neuen Erkenntnissen, die sich täglich verändern könnten. Was bieten die Pfarrer in den Landkreisorten? Da sind zuerst einmal die Anordnungen von Domkapitular Harald Heinrich in die Tat umzusetzen. An erster Stelle steht: Die tägliche Messe fällt zwar nicht aus, sie wird aber unter Ausschluss der Gläubigen bei abgesperrter, wenngleich sonst geöffneter Kirche gefeiert. Das gilt ebenso für alle Gottesdienste in der Karwoche und den Feiertagen, also für Gründonnerstag, Karfreitag, Osternacht und Ostersonntag. Verzichtet werden muss auf die Weihe der Osterkerze, Taufe in der Osternacht, Osterfeuer und die Segnung der Speisen. Neu hinzu kommt mit Schreiben vom 7. April, dass bis einschließlich Pfingstmontag, 1. Juni, keine Erstkommunion und Firmung stattfinden darf, was ebenso für Taufen und Trauungen gilt. Sie müssen, wie auch vorgesehene kirchliche Veranstaltungen, Prozessionen und Zusammenkünfte, auf einen nicht absehbaren Zeitraum verschoben werden.
Trotzdem sind die Gläubigen und besonders auch Familien vom kirchlichen Leben nicht ausgeschlossen. Die beiden Dekanatssprecher verweisen auf die Möglichkeit, in der eigenen Wohnung eine Hausmesse oder Kreuzwegandacht zu feiern, sowie am Fernsehgerät oder im Internet den Gottesdienst mitzuerleben. Dekan Bucher geht noch einen Schritt weiter: „Wie wäre es, wenn eine Familie per Fahrrad eine kleine Wallfahrt zu einem Kreuzweg oder einer Waldkapelle machen würde“und verweist auf die „14 Stationen“in Memmenhausen im Wald südlich des Krumbads oder die Grotten in Maria Vesperbild, Neuburg und Aletshausen. Für ihn wäre es aber auch schon ein „schönes Zeichen der Verbundenheit“beim abendlichen Glockenklang den „Engel des Herrn“oder ein „Vater unser“zu beten.