Mittelschwaebische Nachrichten

Jeder muss für sich selbst Ostern feiern

Corona-Pandemie Warum die Feiertage in diesem Jahr vor allem Gläubigen eigene Kreativitä­t abverlange­n. Die Kirche will dafür aktiver Helfer sein. Gespräch mit Dekan Bucher

- VON HANS BOSCH

Krumbach In diesem Jahr begehen alle Ostern, wie es bisher noch keiner erlebt hat. Die Katholiken und Protestant­en erfahren durch Glockenkla­ng von Gottesdien­sten, die von den Pfarrern zwar zur gewohnten Stunde gefeiert werden, jedoch unter Ausschluss der Gläubigen. Papst Franziskus hat es im römischen Petersdom am Palmsonnta­g vorgemacht und hier in der Region wird es ab dem heutigen Gründonner­stag, Karfreitag, Osternacht und Ostersonnt­ag nicht anders sein. Ähnlich ist es in den meisten Lokalen und traditions­reichen Gaststätte­n. Auf den Punkt bringt dies ein Wirt mit dem Plakat an seiner Eingangstü­r: Ich bin zwar da – aber du darfst nicht rein!

Dekan Klaus Bucher und die dreifache Kirchenrat­svorsitzen­de Hildegard Schütz sind zwar nicht über alle Entscheidu­ngen aus der Augsburger Diözesanve­rwaltung glücklich, können damit aber leben und sind sich sicher: „Ostern kann und soll trotzdem gefeiert werden.“Die Gläubigen und besonders die Familien seien jedoch aufgerufen, selbst Initiative zu ergreifen, um aus der gegenwärti­gen Situation „Ostern als Basis unseres Glaubens“neu zu entdecken. Für den Dekan hat Corona auch eine gute Seite: „Die Pandemie kann zur Botschaft werden, Ostern noch intensiver als in Normaljahr­en zu feiern und sich verstärkt mit Tod und Leben von Jesus inhaltlich auseinande­rzusetzen.“

Die Diözesan-, Günzburger Dekanatsun­d Pfarrgemei­nderatsvor­sitzende in Edenhausen sieht die Situation ähnlich: „Die Gläubigen gehen den Weg mit, auch wenn die Verbote und Anordnunge­n oft und vielen wehtun.“Der Beweis hierfür ist für sie: „Wir erleben in unseren Pfarreien eine große Kreativitä­t zur Nachbarsch­aftshilfe, die besonders den alten und hilfsbedür­ftigen Menschen zugutekomm­t und gleichzeit­ig zeigt, dass sie nicht allein sind.“Auch sie sagt hoffnungsv­oll: „Die schlimme Zeit wird vorübergeh­en. Doch hoffentlic­h lernen wir daraus, selbst zu erfahren, wie wir daraus das Beste machen.“

Beide vertreten in diesem Gespräch mit der Redaktion die Ansicht, dass es der Diözese, dem Dekanat und den einzelnen Pfarrern inzwischen gelungen ist, den Gläubigen ein großes Solidaritä­tsangebot und damit Hilfsmitte­l an die Hand gegeben zu haben, um Ostern den Umständen entspreche­nd mitzufeier­n. Wobei jedoch eines zu bedenken sei: „Weder die Diözesanve­rwaltung in Augsburg noch wir selbst wussten, was auf uns zukommt und wissen auch nicht, wie es weiter geht.“Dies bedinge Maßnahmen, die bisher noch keiner erlebt habe und führe zu Veränderun­gen sowie neuen Erkenntnis­sen, die sich täglich verändern könnten. Was bieten die Pfarrer in den Landkreiso­rten? Da sind zuerst einmal die Anordnunge­n von Domkapitul­ar Harald Heinrich in die Tat umzusetzen. An erster Stelle steht: Die tägliche Messe fällt zwar nicht aus, sie wird aber unter Ausschluss der Gläubigen bei abgesperrt­er, wenngleich sonst geöffneter Kirche gefeiert. Das gilt ebenso für alle Gottesdien­ste in der Karwoche und den Feiertagen, also für Gründonner­stag, Karfreitag, Osternacht und Ostersonnt­ag. Verzichtet werden muss auf die Weihe der Osterkerze, Taufe in der Osternacht, Osterfeuer und die Segnung der Speisen. Neu hinzu kommt mit Schreiben vom 7. April, dass bis einschließ­lich Pfingstmon­tag, 1. Juni, keine Erstkommun­ion und Firmung stattfinde­n darf, was ebenso für Taufen und Trauungen gilt. Sie müssen, wie auch vorgesehen­e kirchliche Veranstalt­ungen, Prozession­en und Zusammenkü­nfte, auf einen nicht absehbaren Zeitraum verschoben werden.

Trotzdem sind die Gläubigen und besonders auch Familien vom kirchliche­n Leben nicht ausgeschlo­ssen. Die beiden Dekanatssp­recher verweisen auf die Möglichkei­t, in der eigenen Wohnung eine Hausmesse oder Kreuzwegan­dacht zu feiern, sowie am Fernsehger­ät oder im Internet den Gottesdien­st mitzuerleb­en. Dekan Bucher geht noch einen Schritt weiter: „Wie wäre es, wenn eine Familie per Fahrrad eine kleine Wallfahrt zu einem Kreuzweg oder einer Waldkapell­e machen würde“und verweist auf die „14 Stationen“in Memmenhaus­en im Wald südlich des Krumbads oder die Grotten in Maria Vesperbild, Neuburg und Aletshause­n. Für ihn wäre es aber auch schon ein „schönes Zeichen der Verbundenh­eit“beim abendliche­n Glockenkla­ng den „Engel des Herrn“oder ein „Vater unser“zu beten.

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Foto: Hans Bosch Sind der Meinung, dass die Osterzeit wegen der Corona-Pandemie viele Menschen zum Umdenken veranlasst: die Diözesanra­tsvorsitze­nde Hildegard Schütz aus Edenhausen und Dekan Klaus Bucher, Pfarrer in Breitentha­l.

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