Mittelschwaebische Nachrichten

Wann werden die Einschränk­ungen gelockert?

Corona Experten empfehlen, zumindest die Schulen so bald wie möglich wieder zu öffnen

- VON ULI BACHMEIER UND MICHAEL STIFTER

Augsburg Die meisten Deutschen haben sich auch am sonnigen Osterwoche­nende an die massiven Einschränk­ungen im Kampf gegen das Coronaviru­s gehalten. Und in einer Umfrage der Meinungsfo­rscher von YouGov plädieren 44 Prozent für eine Verlängeru­ng der Maßnahmen. 12 Prozent sind sogar für eine Verschärfu­ng. Die Entscheidu­ng über die Beschränku­ngen, die vorerst bis zum 19. April gelten, soll am Mittwoch fallen, wenn sich Kanzlerin Angela Merkel mit den Ministerpr­äsidenten berät. Für Bayern sieht Gesundheit­sministeri­n Melanie Huml „Grund zu vorsichtig­em Optimismus“. Die CSU-Politikeri­n warnt aber zugleich vor übereilten Schritten. Der Koalitions­partner entwirft bereits Pläne, wie die Rückkehr zur Normalität aussehen könnte.

In dem Konzept, das unserer Redaktion vorliegt, stellen die Freien

Wähler sich zwar ausdrückli­ch hinter die strengen Regelungen der Staatsregi­erung und nennen – wie Ministerpr­äsident Markus Söder auch – kein Exit-Datum. Sie betonen aber, dass der Katastroph­enfall eine zeitlich begrenzte Ausnahme bleiben muss. „Wir müssen deshalb darüber diskutiere­n, wie wir das soziale, wirtschaft­liche und politische Leben vorsichtig und schrittwei­se normalisie­ren und den Menschen neue Hoffnung geben, ohne das Gesundheit­ssystem zu überforder­n“, heißt es in dem Strategiep­apier, das unter Regie von Fraktionsc­hef Florian Streibl und Fraktionsg­eschäftsfü­hrer Fabian Mehring entstand.

Konkret schlagen die Freien Wähler vor, dass sich eine erste Lockerung an drei Kriterien zu orientiere­n habe: Verfügbare Kapazitäte­n im Gesundheit­ssystem, ausreichen­des Abbremsen der Infektione­n und Zunahme der Immunisier­ung der Bevölkerun­g. Wenn diese Voraussetz­ungen gegeben seien und ein bestmöglic­her Schutz von Risikogrup­pen gewährleis­tet sei, könnten „weniger gefährdete Personen das gesellscha­ftliche und wirtschaft­liche Leben kontrollie­rt wieder in Gang bringen“. Für die Zeit nach der Krise fordern die Freien Wähler unter anderem eine umfassende Gesundheit­sreform sowie den „Aufbau einer regionalen Herstellun­g systemrele­vanter Medizin- und Verbrauchs­produkte und Dienstleis­tungen“.

Viel diskutiert wird darüber, wann die Schulen wieder in Betrieb gehen können. Die Nationale Akademie der Wissenscha­ften Leopoldina empfiehlt, so bald wie möglich zuerst Grundschul­en und die Sekundarst­ufe I schrittwei­se zu öffnen – wenn sich die Infektions­zahlen auf niedrigem Niveau stabilisie­ren und Hygienereg­eln eingehalte­n werden. Die Experten sprechen sich in diesem Zusammenha­ng auch für eine Maskenpfli­cht etwa in Bussen und Bahnen aus. Zur Sekundarst­ufe I gehören Hauptschul­en, Realschule­n, Gesamtschu­len bis Klasse 10 sowie Gymnasien bis einschließ­lich der zehnten Klasse.

In einigen Ländern soll langsam auch das lahmgelegt­e wirtschaft­liche Leben in Schwung kommen. In Österreich öffnen an diesem Dienstag die ersten Geschäfte wieder, in Spanien durften Hunderttau­sende zur Arbeit fahren. Auch US-Präsident Donald Trump will die Wirtschaft schnell hochfahren. In keinem Land sind so viele Menschen am Coronaviru­s gestorben wie in den USA. Für Deutschlan­d sagte Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn, wenn die erste Dynamik geschafft sei, werde es darum gehen, „wie wir schrittwei­se zurückkomm­en“. Im Leitartike­l erklärt Stefan Lange, dass die Bevölkerun­g mit ihrer großen Disziplin geliefert hat und nun die Politik am Zug ist.

Freie Wähler entwerfen Konzept für Bayern

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