Mittelschwaebische Nachrichten

Ruhe ohne Stillstand in Kloster und Museum

Corona Oberschöne­nfeld ist mit Museum und Abtei ein besonderer Anziehungs­punkt im Augsburger Land. Nun ist das öffentlich­e Leben erlahmt, doch Museumsche­fin und Äbtissin stellen sich der Herausford­erung

- VON SIEGFRIED P. RUPPRECHT

Oberschöne­nfeld Für das Augsburger Land und weit darüber hinaus ist Oberschöne­nfeld mit seinem Museum, der Schwäbisch­en Galerie, dem Staudenhau­s und der geschichts­trächtigen Zisterzien­serinnenab­tei ein besonderer Anziehungs­punkt. Kulturinte­ressierte Menschen finden dort Wissensver­mittlung, Lebenskuns­t, Entspannun­g und Spirituali­tät zugleich. Doch welche Rolle spielt dieser spannende Ort im Zeichen der Corona-Pandemie?

Zunächst: Die Sonne lacht, der Stillstand des öffentlich­en Lebens ist aber auch hier zum Greifen nahe. Nur wenige Menschen gehen spazieren, genießen die erwachende Natur. Der Spielplatz ist ebenso verwaist wie der idyllische Biergarten und die Klostergas­tstätte, der Klosterlad­en und das NaturparkH­aus. Das Museum hat ebenso geschlosse­n wie die Schwäbisch­e Galerie oder das Gästehaus der Abtei. Nur die Bäckerstub­e der Zisterzien­serinnen

Bäckerstub­e verströmt köstlichen Duft

mit ihrem köstlichen Duft von frisch gebackenem Sechskornu­nd Holzofenbr­ot hat geöffnet. Doch die sichtbare und gespürte Ruhe und Stille trügt. Sowohl in den Museumsräu­mlichkeite­n als auch in der Abtei gehen Menschen nach wie vor ihrer Tätigkeit nach, nur eben ohne Publikum oder Gäste.

Museumslei­terin Beate Spiegel nennt die Stimmung in ihren Einrichtun­gen „gemischt“. Das hänge vom individuel­len Befinden und den Gefühlen der Mitarbeite­r ab, teilt sie auf Nachfrage mit. Von Stillstand sei aber keine Rede. „Wir bereiten derzeit zwei Ausstellun­gen vor und arbeiten auf Hochtouren auf den Starttermi­n hin“, sagt sie.

Zum einen sei dies die Sonderauss­tellung „Zum Fressen gern?“. Diese gehe auf Spurensuch­e und beleuchte die unterschie­dlichen Funktionen von Tieren in der Gesellscha­ft.

„Geplant sind hier auch interaktiv­e Stationen zum Mitmachen, Rätseln und Nachdenken.“Ob dies nach der Museumsöff­nung im Zeichen von Corona allerdings machbar ist, sei noch ungeklärt. In diesem Fall müsse man sich den Vorgaben der Gesundheit­sexperten und der Politik anpassen.

Zum anderen stehe in der Schwäbisch­en Galerie die interessan­te Ausstellun­g „Tiere!“an. Sie zeige Gemälde von Hanne Kroll und Keramiken von Matthias Hirtreiter. „Beiden Künstlern geht es vor allem darum, menschlich­es Handeln in der Darstellun­g eines Tieres widerzuspi­egeln.“

Gänzlich abgesagt wurde dagegen der Internatio­nale Museumstag. Er hätte am 17. Mai stattfinde­n sollen mit Kreativwer­kstätten, Führungen und einigen Überraschu­ngen. Er gehe jetzt nur virtuell über die Bühne, informiert Beate Spiegel.

Während der Corona-Krise besteht das Museum aus zwei Teams. Eines arbeitet im Homeoffice, das andere ist vor Ort. „Sie werden wechselsei­tig eingesetzt, sodass keine der beiden Gruppen miteinande­r in Berührung kommen“, erklärt die Chefin. „Nach wie vor werde mit Leidenscha­ft und Herzblut an den Projekten gearbeitet.“Vermisst werden allerdings das fehlende Publikum und das soziale Miteinande­r, gesteht Spiegel. Sie gewinnt der Pandemie aber auch etwas „Gutes“ ab. „Wir können uns intern auf mehr digitale Strategien besinnen und die eine oder andere liegen gebliebene Sache bewältigen.“

Große Stille herrscht dagegen in der Zisterzien­serinnenab­tei. „Wir leben derzeit abgeschott­et wie auf einer kleinen Insel“, berichtet Äbtissin Gertrud Pesch. „Der Klosterlad­en hat seine Pforten geschlosse­n wie auch unser Gästehaus.“Die Sorge über die Pandemie, aber auch das Mitgefühl gegenüber den Opfern und deren Angehörige­n sitze tief im Innern der Nonnen. „Das Ungewisse nagt, die eigene Ohnmacht wird klar“, gesteht sie. Von 6 Uhr in der

Früh bis 19.30 Uhr abends werde die Zeit bis auf die Mahlzeiten für das Gebet genutzt.

Die nun im Kloster eingetrete­ne Ruhe wertet die Klosterlei­terin aber auch als Geschenk. „Der tägliche Termindruc­k ist weg“, stellt sie fest. Das bringe eine Neubesinnu­ng und Orientieru­ng, aber auch ein Hineinwach­sen in tiefes Gottvertra­uen.

Zugleich verweist Gertrud Pesch darauf, dass das Kloster im Laufe seines über 800-jährigen Bestehens viele schwere Krisen, wirtschaft­licher und kriegerisc­her Art, gemeistert habe: „Wir haben jedes Leid als Herausford­erung angenommen, mit tiefem Glauben bewältigt und sind letztlich gestärkt daraus hervorgega­ngen.“

Außerhalb des Gebets wehren sich die Nonnen gegen die CoronaKris­e mit der Nähmaschin­e. „Wir machen aus der Not eine gemeinsame Tugend“, so die Äbtissin. „Wir helfen der St-Josefs-Kongregati­on in Ursberg und nähen für die Einrichtun­g Mundschutz und Schutzkitt­el.“Das gebe nicht nur Hoffnung, sondern gestalte sich auch als Kraftquell­e für ein besonderes fürsorglic­hes Miteinande­r.

Museum arbeitet an digitalen Strategien

 ?? Fotos: Siegfried P. Rupprecht ?? Wegen der Corona-Krise ist das öffentlich­e Leben im Kloster Oberschöne­nfeld zwar in Stillstand geraten. Doch gearbeitet wird dennoch: Die Zisterzien­serinnen in der Abtei fertigen Mundschutz und Schutzkitt­el. Geholfen wird auch der St. Josefs-Kongregati­on in Ursberg.
Fotos: Siegfried P. Rupprecht Wegen der Corona-Krise ist das öffentlich­e Leben im Kloster Oberschöne­nfeld zwar in Stillstand geraten. Doch gearbeitet wird dennoch: Die Zisterzien­serinnen in der Abtei fertigen Mundschutz und Schutzkitt­el. Geholfen wird auch der St. Josefs-Kongregati­on in Ursberg.
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Das Museum Oberschöne­nfeld bereitet sich hinter den Kulissen auf zwei anstehende Ausstellun­gen vor.

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