Mittelschwaebische Nachrichten
Sölde soll wieder aufgebaut werden
Bauernhofmuseum Polizei: Auslöser für Brand war Funkenflug vom Funkenfeuer. Die Ermittlungen wegen fahrlässiger Brandstiftung sind aber noch nicht abgeschlossen
Illerbeuren Inzwischen ist auch noch das weg, was das Feuer von dem Strohdach übrig gelassen hat. Handwerker haben die verkohlten Balken des Dachstuhls der 350 Jahre alten Sölde Siegertshofen im Bauernhofmuseum Illerbeuren abgetragen. Ebenso den steinernen Kamin, der den Brand vor wenigen Wochen scheinbar ohne größere Schäden überstand. „Starker Wind hätte den Kamin zum Einsturz gebracht“, erklärt Museumsdirektor Dr. Bernhard Niethammer.
Man habe gewissermaßen das Dach geopfert, um das Gebäude schnell mit einem Notdach versehen zu können. „Mir ist es wichtig, dass der Rest erhalten bleibt“, sagt er. Denn: Die abgebrannte Sölde soll in jedem Fall wieder aufgebaut werden. „Dazu gibt es ein klares Bekenntnis des Museums“, betont Niethammer.
Was die Brandursache angeht, bestätigen die Ermittlungen der Kriminalpolizei Memmingen den bereits kurz nach dem Brand gehegten Verdacht: Auslöser war Funkenflug von dem etwa 200 Meter entfernten Illerbeurer Funkenfeuer. Wie schon vermutet, seien die Funken von der Brauchtumsveranstaltung bei entsprechender Windrichtung auf dem Dach des Gebäudes gelandet, sagt Dominic Geißler von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West. Diesen Vorgang hätten Zeugen bestätigt. Die Ermittlungen wegen fahrlässiger Brandstiftung sind jedoch noch nicht abgeschlossen. Derzeit gehe es noch darum, wer für das Funkenfeuer verantwortlich ist, sagt Geißler. Sobald das geklärt sei, werden die Ermittlungen an die Staatsanwaltschaft übergeben. Die Polizei schätzt den Schaden des Brands auf 750000 Euro.
Die Kriminalbeamten hatte das Gebäude nach dem Brand zunächst für die kriminaltechnische Untersuchung gesperrt. Erst knapp eineinhalb Wochen später konnten Nietbenden und seine Kollegen die Brandruine betreten. „Wir haben zunächst nicht geschaut, was alles zerstört ist, sondern was noch steht.“Sein Fazit: „Trotz erheblicher Schäden ist nicht alles verloren. Das Haus ist als Zeitzeugnis immer noch greifbar.“
Dieses Zeitzeugnis besteht unter anderem darin, dass das Gebäude den Übergang vom Holzbau zum Mauerwerk zeigt. So wurden zwischen die Balken der Sölde aus dem Jahr 1669 mehr als 200 Jahre später Mauern gezogen. Diese Balken seien zwar brandgeschädigt und geschwärzt – „können aber am originalen Ort erhalten bleiben“, sagt Niethammer.
Ebenfalls noch erhalten sind die verschiedenen Farbschichten auf den Wänden. Diese wurden je nach Geschmack der Bewohner über die Jahre hinweg mehrmals übermalt.
„Die Besucher sehen, wie ein Haus sich über die Jahrhunderte immer wieder dem Zeitgeschmack angepasst hat und modernisiert wurde. Heute wird so etwas ja eher abgerissen und neu gebaut“, beschreibt Niethammer.
Wann der Wiederaufbau der Sölde beginnt, stehe freilich noch nicht fest. Allerdings möchte Niethammer den Brand auf jeden Fall thematisch in die Ausstellung aufnehmen. „Es brennt ja nicht nur jetzt, das hat es früher auch gegeben.“In der Sölde könne man somit etwa die Frage beantworten, was solch ein Ereignis für ein Dorf bedeutet.
In gewisser Weise sei der Brand – trotz allem Verlust – somit auch eine „kleine Chance“für das Museum. „Das Feuer legt auch Dinge frei, die man beim Abbauen nicht gesehen hat“, erklärt Niethammer weiter. Die Sölde wurde 2009 im namensgehammer
Siegertshofen im südlichen Landkreis Augsburg abgebaut und in Illerbeuren originalgetreu wieder errichtet. Viele Menschen dort kennen das Haus noch von seinem ursprünglichen Standort oder seine ehemaligen Besitzer – und besuchen die Sölde deshalb regelmäßig in Illerbeuren.
„Es ist eines der wenigen Gebäude, für das Besucher speziell ins Museum kommen, um es zu sehen“, sagt Niethammer. Diese Menschen, darunter auch die ehemaligen Besitzer, hätten schon bei ihm nachgefragt, wie es nun mit dem Haus weitergehe. Deshalb und weil es das bisher älteste nach Illerbeuren transportierte Gebäude ist, habe man eine Verpflichtung, die Sölde wieder aufzubauen, findet Niethammer. Wer den Wiederaufbau bezahlt, hängt auch davon ab, wer strafrechtlich für das Feuer verantwortlich ist. Wie erwähnt, laufen derzeit noch die Ermittlungen der Kriminalpolizei. Hermann Gromer, Bürgermeister der Gemeinde Kronburg, die das Funkenfeuer genehmigt hat, sagt dazu: „Wir haben Versicherungen, mit denen ist das auch schon besprochen. Wie es genau weitergeht, wird man sehen.“
Wichtig sei, das weitere Vorgehen gemeinsam mit dem Zweckverband Bauernhofmuseum, der Versicherung und den weiteren Beteiligten zu besprechen.
„Man muss gemeinsam das Beste daraus machen“, sagt Hermann Gromer. Und auch Niethammer betont: Er hege keinen Groll wegen des Brandes. „Das ist ein blödes Schicksal. Aber wir haben ein sehr gutes Einvernehmen mit der Gemeinde und das soll auch so bleiben.“