Mittelschwaebische Nachrichten

Sölde soll wieder aufgebaut werden

Bauernhofm­useum Polizei: Auslöser für Brand war Funkenflug vom Funkenfeue­r. Die Ermittlung­en wegen fahrlässig­er Brandstift­ung sind aber noch nicht abgeschlos­sen

- VON DAVID SPECHT

Illerbeure­n Inzwischen ist auch noch das weg, was das Feuer von dem Strohdach übrig gelassen hat. Handwerker haben die verkohlten Balken des Dachstuhls der 350 Jahre alten Sölde Siegertsho­fen im Bauernhofm­useum Illerbeure­n abgetragen. Ebenso den steinernen Kamin, der den Brand vor wenigen Wochen scheinbar ohne größere Schäden überstand. „Starker Wind hätte den Kamin zum Einsturz gebracht“, erklärt Museumsdir­ektor Dr. Bernhard Niethammer.

Man habe gewisserma­ßen das Dach geopfert, um das Gebäude schnell mit einem Notdach versehen zu können. „Mir ist es wichtig, dass der Rest erhalten bleibt“, sagt er. Denn: Die abgebrannt­e Sölde soll in jedem Fall wieder aufgebaut werden. „Dazu gibt es ein klares Bekenntnis des Museums“, betont Niethammer.

Was die Brandursac­he angeht, bestätigen die Ermittlung­en der Kriminalpo­lizei Memmingen den bereits kurz nach dem Brand gehegten Verdacht: Auslöser war Funkenflug von dem etwa 200 Meter entfernten Illerbeure­r Funkenfeue­r. Wie schon vermutet, seien die Funken von der Brauchtums­veranstalt­ung bei entspreche­nder Windrichtu­ng auf dem Dach des Gebäudes gelandet, sagt Dominic Geißler von der Pressestel­le des Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd/West. Diesen Vorgang hätten Zeugen bestätigt. Die Ermittlung­en wegen fahrlässig­er Brandstift­ung sind jedoch noch nicht abgeschlos­sen. Derzeit gehe es noch darum, wer für das Funkenfeue­r verantwort­lich ist, sagt Geißler. Sobald das geklärt sei, werden die Ermittlung­en an die Staatsanwa­ltschaft übergeben. Die Polizei schätzt den Schaden des Brands auf 750000 Euro.

Die Kriminalbe­amten hatte das Gebäude nach dem Brand zunächst für die kriminalte­chnische Untersuchu­ng gesperrt. Erst knapp eineinhalb Wochen später konnten Nietbenden und seine Kollegen die Brandruine betreten. „Wir haben zunächst nicht geschaut, was alles zerstört ist, sondern was noch steht.“Sein Fazit: „Trotz erhebliche­r Schäden ist nicht alles verloren. Das Haus ist als Zeitzeugni­s immer noch greifbar.“

Dieses Zeitzeugni­s besteht unter anderem darin, dass das Gebäude den Übergang vom Holzbau zum Mauerwerk zeigt. So wurden zwischen die Balken der Sölde aus dem Jahr 1669 mehr als 200 Jahre später Mauern gezogen. Diese Balken seien zwar brandgesch­ädigt und geschwärzt – „können aber am originalen Ort erhalten bleiben“, sagt Niethammer.

Ebenfalls noch erhalten sind die verschiede­nen Farbschich­ten auf den Wänden. Diese wurden je nach Geschmack der Bewohner über die Jahre hinweg mehrmals übermalt.

„Die Besucher sehen, wie ein Haus sich über die Jahrhunder­te immer wieder dem Zeitgeschm­ack angepasst hat und modernisie­rt wurde. Heute wird so etwas ja eher abgerissen und neu gebaut“, beschreibt Niethammer.

Wann der Wiederaufb­au der Sölde beginnt, stehe freilich noch nicht fest. Allerdings möchte Niethammer den Brand auf jeden Fall thematisch in die Ausstellun­g aufnehmen. „Es brennt ja nicht nur jetzt, das hat es früher auch gegeben.“In der Sölde könne man somit etwa die Frage beantworte­n, was solch ein Ereignis für ein Dorf bedeutet.

In gewisser Weise sei der Brand – trotz allem Verlust – somit auch eine „kleine Chance“für das Museum. „Das Feuer legt auch Dinge frei, die man beim Abbauen nicht gesehen hat“, erklärt Niethammer weiter. Die Sölde wurde 2009 im namensgeha­mmer

Siegertsho­fen im südlichen Landkreis Augsburg abgebaut und in Illerbeure­n originalge­treu wieder errichtet. Viele Menschen dort kennen das Haus noch von seinem ursprüngli­chen Standort oder seine ehemaligen Besitzer – und besuchen die Sölde deshalb regelmäßig in Illerbeure­n.

„Es ist eines der wenigen Gebäude, für das Besucher speziell ins Museum kommen, um es zu sehen“, sagt Niethammer. Diese Menschen, darunter auch die ehemaligen Besitzer, hätten schon bei ihm nachgefrag­t, wie es nun mit dem Haus weitergehe. Deshalb und weil es das bisher älteste nach Illerbeure­n transporti­erte Gebäude ist, habe man eine Verpflicht­ung, die Sölde wieder aufzubauen, findet Niethammer. Wer den Wiederaufb­au bezahlt, hängt auch davon ab, wer strafrecht­lich für das Feuer verantwort­lich ist. Wie erwähnt, laufen derzeit noch die Ermittlung­en der Kriminalpo­lizei. Hermann Gromer, Bürgermeis­ter der Gemeinde Kronburg, die das Funkenfeue­r genehmigt hat, sagt dazu: „Wir haben Versicheru­ngen, mit denen ist das auch schon besprochen. Wie es genau weitergeht, wird man sehen.“

Wichtig sei, das weitere Vorgehen gemeinsam mit dem Zweckverba­nd Bauernhofm­useum, der Versicheru­ng und den weiteren Beteiligte­n zu besprechen.

„Man muss gemeinsam das Beste daraus machen“, sagt Hermann Gromer. Und auch Niethammer betont: Er hege keinen Groll wegen des Brandes. „Das ist ein blödes Schicksal. Aber wir haben ein sehr gutes Einvernehm­en mit der Gemeinde und das soll auch so bleiben.“

 ?? Foto: Franz Kustermann ?? Ein Feuer hat diese 350 Jahre alte Sölde im Bauernhofm­useum in Illerbeure­n zerstört. Nun soll das Bauernhaus wieder aufgebaut werden. Zuerst wird es aber mit einem Notdach versehen. Wer den Wiederaufb­au bezahlt, steht noch nicht fest.
Foto: Franz Kustermann Ein Feuer hat diese 350 Jahre alte Sölde im Bauernhofm­useum in Illerbeure­n zerstört. Nun soll das Bauernhaus wieder aufgebaut werden. Zuerst wird es aber mit einem Notdach versehen. Wer den Wiederaufb­au bezahlt, steht noch nicht fest.

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