Mittelschwaebische Nachrichten
Tod in der Waldhütte
Tatort: Die Guten und die Bösen
Sie ist großartig: Als längst pensionierte „Tatort“-Kommissarin Elsa Bronski, die damals den Fall „Die Guten und die Bösen“nie gelöst hat, aber noch immer hinter den eigenen Dämonen her ist, spielt Hannelore Elsner eine ihrer letzten TV-Rollen. „Mit großer Freude ihre Figur“, wie Regisseurin Petra K. Wagner sagt. „Konzentration und Präsenz waren beeindruckend“. Vor einem Jahr, am 21. April 2019, ist Elsner gestorben.
Was weiß sie von dem rätselhaften Fall, bei dem Polizeihauptmeister Ansgar Matzerath (Peter Lohmeyer) noch am Ort eines Verbrechens ein Geständnis ablegt? Worum geht es? Matzerath behauptet, einen Mann in einer einsamen Waldhütte getötet zu haben, der vor sieben Jahren seine Frau entführt und vergewaltigt haben soll. Das Frankfurter Ermittlerteam Anna Janneke (Margarita Broich) und Paul Brix (Wolfram Koch) blickt nicht durch. Zumal es eine durchzechte Nacht hinter sich hat.
Ist das Opfer wirklich der Vergewaltiger? Ist Matzerath tatsächlich der Täter? Brix will wissen, ob es Details gibt, die den Kollegen entlasten und sich strafmildernd auswirken könnten. Matzerath winkt ab. 15 Jahre Knast dürften es sein, die der Rächer zu erwarten hat. Nur so funktioniere das System richtig, meint Matzerath selbst. Nach und nach fügen Janneke und Brix wie ein Puzzle die Bruchstücke des Verhörs zusammen und stoßen dabei auf Fragen, die ihr Selbstverständnis als Kriminalisten erschüttern – wie auch das von Elsa Bronski. „Soll ich vielleicht in einem Schrebergarten sitzen und Brombeeren zählen?“Das sagt sie zu dem Kollegen Jonas (Isaak Dentler) und ergänzt lakonisch: „Einmal Bulle, immer Bulle.“Der Ruhestand sei ihr zu langweilig.
Der differenziert arbeitende Sonntagskrimi ist insgesamt so modern wie ungewöhnlich. Raffiniert erzählt ist er, der „Tatort“aus Frankfurt. Ob es eine orientierungslose Supervisionstrainerin und einen ständig herumschnüffelnden Vierbeiner aber wirklich gebraucht hätte, das ist fraglich. Rupert Huber