Mittelschwaebische Nachrichten

Anpfiff am 1. September?

Der bayerische Verband bittet übers Wochenende um Zustimmung zu seinem Plan, die Saison dann fortzusetz­en. Viele Gründe sprechen gegen einen Abbruch

- VON WALTER BRUGGER

München Klare Aussagen, wie es im bayerische­n Amateurfuß­ball und dem gesamten Sport weitergeht, lassen sich angesichts der Corona-Krise nicht machen. Das ist auch den Vertretern des Bayerische­n Fußball-Verbandes (BFV) mit Präsident Rainer Koch an der Spitze klar, und doch bemühen sich die BFVVertret­er darum, die Zukunftspl­anung für Spieler, Trainer und Vereinsver­antwortlic­he ein Stück weit zu erleichter­n. „Fix ist, dass längere Zeit nicht gespielt werden kann“, erklärte Koch im Gespräch mit rund 100 per Videochat zugeschalt­eten Medienvert­retern – und präsentier­te das Modell, wie sich das Verbandspr­äsidium die nächste Zeit vorstellt.

Der Ball soll bis 31. August ruhen, im Idealfall könnte die unterbroch­ene Saison 2019/20 dann fortgesetz­t werden. Wobei sowohl Koch als auch BFV-Geschäftsf­ührer Jürgen Igelspache­r klar betonten, dass eine Fortsetzun­g ab 1. September noch längst nicht gewährleis­tet ist. Oberste Priorität habe der Schutz der Gesundheit, da müsse sich der Verband an die Vorgaben der Politik halten.

Ein Abbruch der aktuellen Spielzeit, wie er beispielsw­eise in Österreich und England für die Amateurkic­ker beschlosse­n wurde, ist für Igelspache­r und Koch aktuell keine Option. Allein schon aus Haftungsgr­ünden. „Es würde Vereine geben, die sich in eine Liga einklagen wollen – und wir hätten womöglich auf Jahre hinaus keine Rechtssich­erheit. Außerdem wollen wir keine Entscheidu­ngen am grünen Tisch, sondern einen möglichst fairen sportliche­n Wettbewerb“, betonte Igelspache­r.

Im Vorfeld hatte sich der Bayerische Fußball-Verband schon mal ein breites Stimmungsb­ild gemacht. In 70 Videokonfe­renzen mit rund 5100 Vereinsver­tretern aus dem ganzen Freistaat wurden die Sorgen und Nöte bei den Klubs abgefragt und auch Anregungen eingeholt. Dabei votierten die Befragten eindeutig dafür, dass es in Bayern keine „Geisterspi­ele“unter Ausschluss der Öffentlich­keit geben darf. Auch eine repräsenta­tive Meinungsum­frage bei 1000 Vereinsver­antwortlic­hen floss in die Entscheidu­ngsfindung ein, die der BFV-Vorstand nun für den kompletten Erwachsene­nfußball vorschlägt. „Das gilt für alle Spielklass­en von der Bayernliga abwärts, sowohl bei den Frauen wie auch bei den Männern“, betonte Koch. Offen ist noch, wie es bei der

Regionalli­ga Bayern weitergeht. „Da sind wir von den Entscheidu­ngen rund um die 3. Liga abhängig“, sagte Koch, und ergänzte: „Bis zum 31. August wird in der Regionalli­ga nicht gespielt – und danach nur, wenn Zuschauer zugelassen werden. Das haben wir mit den Regionalli­gaVertrete­rn während der Woche so beschlosse­n.“

Für den Nachwuchs wird noch nach einer Lösung gesucht, dort sind die Voraussetz­ungen allerdings anders, weil sich im Sommer die Altersstuf­en wieder verschiebe­n. 19-Jährige entwachsen dann dem Juniorenla­ger, die nächsten Jahrgänge rücken nach. „Unser Verbandsju­gendleiter Florian Weißmann ist in Gesprächen, wie es dort weitergehe­n soll“, so Koch.

Bei den Erwachsene­n soll übers Wochenende entschiede­n werden, ob der Verbandsvo­rschlag mit der Pause bis einschließ­lich 31. August angenommen wird oder nicht. Dazu finden bis einschließ­lich Sonntag für alle sieben bayerische­n Fußballbez­irke Webinare statt – und pro Verein kann ein Funktionär seine Zustimmung zum Plan erteilen oder diesen ablehnen. „Anfang kommender Woche werden wir über das Abstimmung­sergebnis informiere­n“, erklärte BFV-Pressespre­cher Fabian Frühwirth.

Was aber passiert, wenn der Plan mehrheitli­ch abgelehnt wird? Tritt dann womöglich der BFV-Präsident zurück? „Nein“, erteilte Koch diesem Szenario gleich eine Absage, dann werde eben ein außerorden­tlicher Verbandsta­g einberufen, der über das weitere Vorgehen entscheide­t. Denn dem Verband könnten durch einen Saisonabbr­uch entstanden­e Schadenser­satzforder­ungen betroffene­r Vereine ins Haus flattern. „Auf dem Verbandsta­g müssten wir dann von dieser Haftung befreit werden“, so Koch.

Geschäftsf­ührer Igelspache­r wirbt auch aus einem anderen Grund für ein Ja zum Plan: „Wir würden damit ein erhebliche­s Maß an Flexibilit­ät gewinnen.“Schließlic­h sei nicht nur offen, ob ab 1. September wirklich wieder gespielt werden kann oder ob durch eine eventuelle zweite Pandemie-Welle der Spielbetri­eb im Herbst erneut unterbroch­en werden muss. Der BFV könnte die Saison dann im Frühjahr 2021 fortsetzen und spätestens dann zum Abschluss bringen. Entspreche­nde rechtliche Anpassunge­n hat der Verband in den vergangene­n Tagen bereits vorgenomme­n. „Es kann also sein, dass die Saison 2020/21 komplett entfällt“, erklärte Igelspache­r und formuliert­e als Ziel: „Ab 1. Juli 2021 möchten wir zum normalen Zustand zurückkehr­en.“Verbunden mit der Hoffnung, dass die Krise bis dahin komplett überstande­n ist.

 ?? Foto: Axel Heimken, dpa ?? Mindestens bis 31. August werden die Fußballplä­tze in Bayern leer bleiben. So lange ruht der Spielbetri­eb aufgrund der Corona-Krise.
Foto: Axel Heimken, dpa Mindestens bis 31. August werden die Fußballplä­tze in Bayern leer bleiben. So lange ruht der Spielbetri­eb aufgrund der Corona-Krise.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany