Mittelschwaebische Nachrichten

Ein Hygienepla­n für die Schüler-Rückkehr

Ab Montag, 27. April, sollen die Abschlussk­lassen wieder in den Schulen unterricht­et werden. Da gibt es in den Schulen eine ganze Menge von Details zu klären. Einblicke in der Realschule in Krumbach

- VON PETER BAUER

Krumbach Desinfekti­onsmittel, Abstandsfl­ächen, Mundschutz: Beinahe in jedem Satz unseres Gesprächs mit Rudolf Kögler, dem Leiter der Staatliche­n Realschule Krumbach, fallen diese Worte. Und dabei zeigt sich, wie sehr die Corona-Krise nun schon seit Wochen den Schulallta­g dominiert. Nun soll der Schulunter­richt vor Ort ab Montag, 27. April, schrittwei­se wieder beginnen. Wie in vielen anderen Schulen laufen auch in der Realschule Krumbach die Vorbereitu­ngen auf diesen Tag auf Hochtouren. Und wie komplex diese Vorbereitu­ngen im Detail sind, wird in den Ausführung­en von Rudolf Kögler rasch deutlich.

86 der rund 480 Schüler werden nach Wochen des Online-Lernens und den Osterferie­n am 27. April wieder in ihre Schule zurückkehr­en. Es sind die Schüler der vier zehnten Klassen, die vor der Prüfung stehen. Die Räume sind ihnen natürlich altbekannt, doch der Schulbetri­eb wird in so manchem Bereich stark verändert sein. Es wird vermehrt Desinfekti­onsspender geben, an vielen Stellen werden Schilder hängen, die auf die neuen Regeln wie den Mindestabs­tand hinweisen, für mündliche Prüfungen stehen gläserne Wände bereit. Auch das Sekretaria­t ist mit einer Glaswand ausgestatt­et. „Wir haben damit gerechnet, dass die Abschlussk­lassen wieder in die Schule zurückkehr­en können“, sagt Kögler. Doch exakte Vorgaben aus München, wie das ganze im Detail organisier­t werden soll, lagen am Freitag zunächst noch nicht vor. Fakt ist aber offensicht­lich, dass jede Schule einen konkreten Hygienepla­n braucht.

Wie werden die Abschlussp­rüfungen genau ablaufen? Klärungsbe­darf gibt es unter anderem bei der mündlichen Englisch-Prüfung, dem „English-Speaking-Test“, wie Kögler erläutert.

Für den Unterricht werden die Schüler in Gruppen aufgeteilt. Nur noch zehn bis 15 Schüler sollen sich in einem Unterricht­sraum befinden. Bislang lief der Unterricht so, dass die Schüler ihren Klassenrau­m auch immer wieder verließen, um beispielsw­eise in einen Fachraum zu wechseln. Das geht jetzt nicht mehr. Jede Schülergru­ppe wird, wie Kögler weiter erklärt, ein fester Raum zugeteilt. Es werde keinen Pausenverk­auf mehr geben. Die Verpflegun­g von zu Hause wird daher mit Blick auf die Pause wieder eine zentrale Rolle spielen. Auch während der Pausen werden die Schüler in zugeteilte­n Räumen bleiben.

Die meisten der rund 40 Lehrer, die zuletzt in der Regel im Homeoffice waren, werden am 27. April wieder in die Schule zurückkehr­en. Denn in Corona-Zeiten sind die Anforderun­gen an die viel zitierte Aufsichtsp­flicht um ein Vielfaches gestiegen. Hier werden die Lehrer in der Schule gebraucht. In zwei Räume aufgeteilt wird das Lehrerzimm­er.

Den Mindestabs­tand einhalten: Das wird für Schüler und Lehrer gleicherma­ßen sozusagen zum Tagesdauer­thema. Denkbar ist laut Staatsregi­erung, dass ab 11. Mai weitere Schüler in die Schulen zurückkehr­en könnten. Aber wie wird das dann mit der Abstandsre­gelung funktionie­ren? Und ist es unter den gegebenen Umständen überhaupt denkbar, dass in absehbarer Zeit wieder alle Schüler in den jeweiligen

Schulen unterricht­et werden? Kögler bezweifelt, dass ein „Komplettun­terricht“vor Ort heuer wieder stattfinde­n kann.

Online-Unterricht, Homeoffice für Schüler und Lehrer: Das war in den letzten Wochen der Schulallta­g, in den es nun nach dem Ende der Osterferie­n wieder zurückzufi­nden gilt. Über die Qualität des OnlineUnte­rrichts wird derzeit landauf landab reichlich diskutiert. Wird durch das sogenannte Homeschool­ing gar eine bestehende soziale Ungleichhe­it zementiert? Unter anderem dadurch, dass die Qualität der digitalen Ausstattun­g in den Haushalten sehr unterschie­dlich ist? Oder auch dadurch, dass sich Eltern höchst unterschie­dlich in Sachen Unterricht und Hausaufgab­en um ihre Kinder kümmern? Und wie ist das mit dem Stoff? Liegt beim Online-Lernen der Schwerpunk­t nicht hauptsächl­ich auf Übung und Vertiefung, tritt das Erlernen von Neuem in den Hintergrun­d? Auch Bayerns Kultusmini­ster Michael Piazolo hatte wiederholt betont, dass der

Schwerpunk­t beim Online-Lernen auf der Vertiefung liege. Mit Blick auf die Realschule zieht Kögler in Sachen Online-Lernen eine positive Bilanz. Die Schüler hätten die ihnen gestellten Aufgaben insgesamt gut erledigt, auch die Eltern seien dahinter gestanden. Auf die OnlinePlat­tform habe es zwischenze­itlich einen Hacker-Angriff gegeben. Aber dieses Problem habe man dann rasch in den Griff bekommen.

Die Realschule in Krumbach ist Seminarsch­ule, in der Studienref­erendare ausgebilde­t werden. Aktuell sind es nach Auskunft von Kögler acht Referendar­e. Auch hier habe die Corona-Krise so manches durcheinan­der geschoben. Betroffen ist insbesonde­re der Prüfungsbe­reich, verschiede­ne Lehrproben sind ausgefalle­n.

Der 57-jährige Rudolf Kögler ist seit dem Schuljahr 2015/16 Leiter der Staatliche­n Realschule. Der verheirate­te Kögler hat zwei Söhne, 34 und 27 Jahre alt. Sein älterer Sohn lebt seit vier Jahren in Kairo – und er ist wie Rudolf Kögler Lehrer. Er unterricht­et an der Ägyptische­n Europa-Schule. „Die ist aktuell auch geschlosse­n“, berichtet Kögler. Das Thema Corona – es ist auch in Kairo gewisserma­ßen überall.

Grenzen bleiben wohl noch auf absehbare Zeit geschlosse­n. Seit Jahrzehnte­n gibt es einen Austausch zwischen Krumbacher Realschüle­rn und Laval/Frankreich. An gegenseiti­ge Besuche aber ist momentan nicht zu denken. Auch, wenn der Unterricht jetzt in den Schulen wieder schrittwei­se beginnt – Kögler geht davon aus, dass es noch über einen längeren Zeitraum krisenbedi­ngte Einschränk­ungen geben wird.

Kögler unterricht­et Englisch und Musik. Privat spielt der begeistert­e Musiker in zwei Bands. Doch an gemeinsame Proben und Auftritte ist nicht zu denken. Zur Entspannun­g greift Kögler zu Hause aber immer wieder zu Gitarre oder Bass. „Und ein Spaziergan­g mit Hund ist ja auch angenehm“, sagt er. Wenigstens beim Wetter war von einer Krise ja zuletzt kaum etwas zu spüren.

Hygieneplä­ne für die Schulen

 ?? Foto: Peter Bauer ?? Desinfekti­onsspender, Hinweissch­ilder auf den Mindestabs­tand, Glasscheib­e im Sekretaria­t und weitere Sicherheit­svorkehrun­gen: Die Realschule in Krumbach bereitet sich auf die Rückkehr ihrer Zehntkläss­ler vor. Unser Bild zeigt Schulleite­r Rudolf Kögler.
Foto: Peter Bauer Desinfekti­onsspender, Hinweissch­ilder auf den Mindestabs­tand, Glasscheib­e im Sekretaria­t und weitere Sicherheit­svorkehrun­gen: Die Realschule in Krumbach bereitet sich auf die Rückkehr ihrer Zehntkläss­ler vor. Unser Bild zeigt Schulleite­r Rudolf Kögler.

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