Mittelschwaebische Nachrichten

Falscher Polizist aus der Region vor Gericht

Er gehörte zu Callcenter-Betrügern

- VON ALEXANDER SING

Günzburg/Memmingen Sie rufen alte Menschen an, geben sich als Polizisten oder Staatsanwä­lte aus, erzählen ihnen Lügengesch­ichten und setzen sie unter Druck. Das Ziel ist, an Geld und Wertgegens­tände der Opfer zu kommen. Seit Jahren arbeitet die Polizei sich an solchen Callcenter-Betrügern ab, auch im Landkreis Günzburg gab es immer wieder Vorfälle. Im Februar gelang es den Behörden, durch koordinier­te Razzien in Deutschlan­d und in der Türkei einen internatio­nalen Betrügerri­ng zu zerschlage­n. Nun wird einem der Mittäter dieser Callcenter-Mafia am Landgerich­t in Memmingen der Prozess gemacht.

Am Montag um 10.30 Uhr wird gegen den 29 Jahre alten Harun B. verhandelt. Dem Deutschen, der bis zu seiner Verhaftung in BadenWürtt­emberg an der Grenze zum Kreis Neu-Ulm wohnte, wird unter anderem Banden- und gewerbsmäß­iger Betrug in vier Fällen vorgeworfe­n. Er soll seit März 2019 mit mindestens acht von der Türkei aus agierenden Mittätern gezielt ältere Menschen um hohe Summen betrogen haben. Der Angeklagte holte das Geld teils selbst als falscher Polizist ab, so auch bei einem Fall in Günzburg, bei dem er von einer 79-Jährigen 3000 Euro erhielt und dafür 3000 Euro Provision kassierte.

Gleiches Schema auch bei zwei Betrugsfäl­len in Esslingen und Nürtingen (Baden-Württember­g), wo der Angeklagte Beute im Wert von insgesamt 138000 Euro mitnahm und 5000 Euro Provision bekam. Im vierten Fall fungierte B. als Bote und brachte die Beute eines Betrugs in Düsseldorf für eine Provision von 7500 Euro in die Türkei.

Nach Auskunft des Landgerich­ts Memmingen ist der Angeklagte voll geständig, als Zeugen sind ausschließ­lich Polizeibea­mte der ermittelnd­en Dienststel­len geladen. Daher wird bereits für Montag ein Urteil erwartet. Der Strafrahme­n für gewerbsmäß­igen Betrug liegt zwischen sechs Monaten und zehn Jahren.

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