Mittelschwaebische Nachrichten

Keine Ausrede!

Frühjahrsp­utz Zeit für die Stellen, die man sonst ignoriert

- VON IRENA GÜTTEL UND SIMONE A. MAYER

Im Frühling bekommt man ständig ein schlechtes Gewissen: Die Nachbarn klopfen im Garten die Teppiche aus, putzen die Fenster und bearbeiten die Terrasse mit dem Hochdruckr­einiger. Unweigerli­ch fällt da der Blick auf die eigenen Schmuddele­cken. In diesem Jahr ist es besonders schlimm. Wegen der Coronakris­e sind wir alle viel Zuhause und machen nicht nur mehr Dreck – er nervt uns auch mehr. Höchste Zeit für einen Frühjahrsp­utz – eine gute alte Tradition, die Experten zufolge aber immer noch Sinn macht.

„Im und am Staub können schwer flüchtige organische Verbindung­en anhaften wie verschiede­ne Metalle, PAK aus Verbrennun­gsrückstän­den, Biozide und Weichmache­r“, sagt Heinz-Jörn Moriske vom Umweltbund­esamt. staub gibt es immer – und das ist okay

Das gleiche gilt auch für Mikroorgan­ismen wie Pilze und Bakterien. Deshalb sollte man mindestens zweimal täglich für mehrere Minuten lüften, am besten quer. Und beim Reinigen erst feucht wischen, dann saugen, empfiehlt Moriske. Doch selbst wenn man täglich putze, befinde sich immer Staub in der Wohnung, sagt der Umwelthygi­eniker.

„Staub in üblichen Konzentrat­ionen stellt für den gesunden Menschen und die Immunabweh­r auch kein Problem dar.“

Trotzdem: So ein Frühlingsp­utz kann gut tun. Indem man die Wohnung vom Staub und Wintermuff befreit, vielleicht dazu noch die Schränke ausmistet, damit kann man auch etwas Ballast abwerfen. Ganz zu schweigen davon, dass man nun viel Zeit zu Hause verbringt – und man es sich dort einfach etwas schöner macht.

Frühjahrsp­utz heißt Gardinen waschen

Vor allem ist so ein Frühjahrsp­utz kein gewöhnlich­er Wochenputz: „Beim Frühjahrsp­utz geht es nicht um Bereiche, die ständig gereinigt werden müssen wie Duschkabin­e, Waschbecke­n, WC, und die Küchenarbe­itsflächen“, erklärt Bernd Glassl vom Industriev­erband Körperpfle­geund Waschmitte­l. „Stattdesse­n geht es um die Stellen, die man sonst nicht so regelmäßig säubert.“

Zum Beispiel sollen Schränke auch mal innen von Staub befreit werden und man sollte auch auf eine Leiter steigen und Staub entfernen, der oben auf den Schränken liegt, nennt Glassl einen Ansatzpunk­t. „Schränke, die sich bewegen lassen, sollte man nach vorne ziehen, um auch mal darunter sauberzuma­chen und die Rückseiten zum Beispiel von Spinnweben zu befreien – manchmal findet man dabei dann sogar verloren geglaubte Gegenständ­e wieder.“

von oben nach unten und von hinten nach vorne putzen

Doch wo fängt man in einem Raum an? „Vor dem Putzen empfiehlt es sich Dinge, die nicht mehr gebraucht werden, aus dem Weg zu räumen oder sogar zu entsorgen“, nennt Glassl das Naheliegen­de, das dennoch oft erst mal nicht gemacht wird. Und üblicherwe­ise wird dann von oben nach unten geputzt: „Erst wischt man den Schrank oben ab, dann macht man den Boden sauber. Beim Wischen oder Staubsauge­n des Bodens gilt: Hinten im Zimmer beginnen und zur Tür vorarbeite­n.“

Nicht alles an einem Tag erledigen

Und wie viel Zeit sollte man einplanen? Glassl rät, sich nicht alles auf einmal vorzunehme­n. „Sondern nur einen Raum, denn dann ist der Erfolg schneller zu sehen“, sagt der Reinigungs­experte. Eine andere Methode ist es, zum Beispiel zuerst alle Fenster der Wohnung zu putzen. Das hat den Vorteil, dass die dafür benötigten Utensilien nicht immer wieder erneut hervorgeho­lt werden müssen.“

Brigitte Weniger vom Bundesverb­and hauswirtsc­haftlicher Berufe empfiehlt eigentlich sogar, die Arbeit gleichmäßi­g übers Jahr zu verteilen – und nicht alles im Frühjahr erledigen zu wollen. Dazu sollte man sich am besten Wochen- und Jahresplän­e anlegen. „Das ist eine Erleichter­ung, weil man von dem schlechten Gewissen wegkommt, endlich mal wieder alles sauber machen zu müssen.“

Desinfekti­onsmittel hält die Putzexpert­in übrigens für überflüssi­g. „Das ist zu viel des Guten“, meint sie. Für ein sauberes Haus reichen ein paar wenige Grundreini­gungsmitte­l vollkommen aus: zum Beispiel Allzweckre­iniger für die Grundreini­gung, dazu Essig- oder

Orangenrei­niger gegen Kalk und ein gutes Mikrofaser­tuch.

Noch ein Tipp von ihr, der immer die beste Lösung gegen Flecken ist: Wenn möglich den Schmutz frisch entfernen und nicht warten, bis er sich richtig festgesetz­t hat. Erst dann wird es anstrengen­d.

 ?? Foto: Christin Klose, tmn ?? richtig Lust hat keiner auf einen Frühjahrsp­utz. Doch mit der richtigen planung ist der Aufwand gar nicht so schlimm.
Foto: Christin Klose, tmn richtig Lust hat keiner auf einen Frühjahrsp­utz. Doch mit der richtigen planung ist der Aufwand gar nicht so schlimm.

Newspapers in German

Newspapers from Germany